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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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das die Arbeit. Wenn die Männer mit mir fertig sind, kehren sie zu ihren Frauen und Familien zurück, und ich weiß, dass ich auf der Straße nicht auf sie zukommen und Hallo sagen darf. Deshalb rücke ich den Menschen jedes Mal, wenn ich mit einem Fremden schlafe, ein wenig ferner und vereinsame noch etwas mehr. Und meine Narbe vertieft sich weiter.«
    Tryst ging nicht auf ihre Traurigkeit ein. »Ihr könnt also ein lebendiges Wesen erschaffen, bloß um jemanden umzubringen ?«
    Sie schwieg eine Zeit lang und wirkte wie erstarrt, sodass er nicht ahnte, was sie dachte. »Natürlich. Und jetzt möchtet Ihr vermutlich wissen, warum ich das getan habe.«
    Tryst wartete ab.
    »Ghuda hat im Bett eine Menge geredet«, fuhr sie fort. »Das ist wie ein Beichtstuhl. Ihr würdet staunen, wie viele Geheimnisse eine wie ich zugeflüstert bekommt. Gut möglich natürlich, dass er etwas betrunken war, doch er hat über die Flüchtlinge geschimpft und gesagt, man solle sie beseitigen, da sie die wichtigsten Pläne des Rats durcheinanderbrächten; es handle sich um schmarotzenden Abschaum, der den Tod verdient habe, ehe er das Staatssäckel aussaugen könne. Auch würden unter den Flüchtlingen jede Menge Krankheiten umgehen und das Überleben der Stadt gefährden. Deshalb arbeite er mit Ratsherr Boll an Plänen zu ihrer Entfernung , und auch andere seien daran beteiligt. Es war nicht schwer zu ermitteln, was er damit meinte, und ich durfte ihn das nicht fortsetzen lassen, Tryst. Ich durfte ihnen nicht erlauben, das Leben so vieler Menschen zu zerstören.«
    Tryst befürchtete, dass sie von Urticas Geheimnissen und seinen Verwicklungen darin wusste. »Ihr hättet anders handeln können und die Inquisition verständigen sollen.«
    »Haltet Ihr mich für dämlich? Meint Ihr, Euer Haufen hätte etwas unternommen? Auf das bloße Wort einer Hure hin?«
    Urtica ist also nicht in Gefahr. Er war erleichtert. »Aber das bedeutet doch nicht, dass Ihr gegen die alten Gesetze dieser Stadt verstoßen und einfach töten dürft, wen Ihr wollt!«
    »Dann werdet Ihr mich also verhaften?«, fragte sie und musterte dabei die Bodenfliesen.
    Er dachte kurz nach, hatte aber eine andere Idee. Diese Frau konnte ihm noch sehr nützlich sein. Danach würde er sie natürlich der Inquisition ausliefern. Vorläufig aber besaß er in Tuya ein Mittel, Jeryd leiden zu lassen, wenn auch nicht zu sehr – es sollte schließlich nur eine kleine Rache dafür sein, dass er sich gegen Trysts Karriere sperrte. Danach hätte er dann das Gefühl, die Gerechtigkeit habe gewaltet – Auge um Auge.
    Tryst besah sich einmal mehr die Leinwände. »Ihr könnt also alles malen und lebendig werden lassen?«
    »Ich kann es versuchen«, erwiderte sie nervös. »Was schwebt Euch vor? Werdet Ihr mich also nicht verhaften?«
    »Wisst Ihr, ich halte Euch für eine vernünftige Frau. Deshalb lasse ich Euch die Freiheit, falls Ihr mir einen Gefallen tut.«
    »Was für einen … Gefallen denn?«
    »Ich will keinen Sex, Tuya – mich interessiert Eure Kunst.«
    »Meine Kunst?«
    »Ich möchte, dass Ihr mir eine Frau malt. Könnt Ihr sie kurze Zeit am Leben halten?«
    »Einen Menschen hab ich seit … Ewigkeiten nicht mehr erschaffen.«
    »Es soll ein Rumel sein, kein Mensch. Falls Ihr das nicht schafft, werde ich dafür sorgen, dass Ihr in der Todeszelle des Stadtgefängnisses landet.«
    »Wie soll diese Rumelin sein?«
    »Erstens darf sie für die kurze Zeit ihres Lebens nur tun, was ich sage. Und zweitens sollt Ihr sie ganz genau so erschaffen, wie ich sie Euch beschreibe.«
    »Mir bleibt keine Wahl, oder?«
    »Eigentlich nicht. Und wenn Euch Euer Leben lieb ist, werdet Ihr niemandem auch nur ein Wort davon sagen.«
    »Also – wie soll sie aussehen?«
    Und Tryst beschrieb ihr Jeryds Frau.

KAPITEL 29
    Sie vermochte Stein in Lava zu verwandeln und Meerwasser in Eisskulpturen, konnte Pflanzen in kürzester Zeit haushoch werden lassen und Geräte entwickeln, um ganze Gegenden auf einen Schlag in Brand zu setzen und das Feuer ebenso schnell wieder verlöschen zu lassen.
    Dartun Súr aber – den Godhi des Ordens der Tagundnachtgleiche – konnte sie nicht entdecken.
    Papus saß mit aneinandergelegten Fingerkuppen in ihrer dunklen, stillen Kammer, grübelte über die Lage nach und starrte dabei auf den Fußboden.
    Sie hatte dem rotäugigen Kommandeur das ganze Ausmaß ihrer Sorgen darüber, was Dartun im Schilde führte, nicht enthüllt. Zweifellos war der Kultist für die Auferweckung der

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