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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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jeden erbarmungslos niedermachten, den sie erblickten. Während die Soldaten plauderten, um sich von der Anspannung zu befreien, war auf den tiefer gelegenen Pflasterstraßen Hufgetrappel zu hören: Die Verstärkung näherte sich.
    Die Dragoner waren in voller Kampfpracht gestaffelt, was unvermeidlich Brynds militärischen Stolz weckte. Sie verließen das Pflaster und kamen durch Schnee und Matsch geritten. Unter ihren Pelzen glitzerte Metall im Frühlicht: Rüstungen und Kettenhemden ohne jede Ornamentik, die allein dazu dienten, wirksam zu kämpfen. Speere überragten Schilde, Schwerter hingen an Gürteln. Binnen Momenten waren sie aufgereiht und erwarteten Brynds Befehle. Und durch die Tore kam ein einzelner Kultist in elegantem Schwarz geritten, näherte sich mit lässiger Überheblichkeit und brachte sein Pferd neben dem des Kommandeurs zum Stehen.
    »Sele von Jamur!«, begrüßte Brynd den Neuankömmling und stellte nun erst fest, dass es sich um eine Frau handelte. Sie hatte ein verwittertes Gesicht und eingesunkene blaue Augen, als wäre sie süchtig. Hat man mir einen Magiejunkie mitgegeben? , fragte sich Brynd.
    Die Kultistin erwiderte den Gruß. »Also, wann reiten wir?« Ihre Stimme klang seltsam elegant.
    »Sobald unser Freund, der Dawnir, anlangt. Habt Ihr viel Technologie dabei?« Ihr Pferd war erheblich beladen.
    »Genug«, gab sie zurück und musterte die versammelten Soldaten. »Warum segeln wir nicht vom Hafen ab?«
    »Weil Jokulls Nordküste schon recht vereist und daher schwierig zu befahren ist. Es geht viel schneller, wenn wir von der Ostküste lossegeln. Ich habe Euren Namen übrigens nicht verstanden.«
    »Ich heiße Blavat, Kommandeur.«
    »Gut, Blavat, anscheinend können wir losreiten.« Er wies mit dem Kopf auf das Tor, in dem der Dawnir aufgetaucht war. Er war so groß, dass er fast in die Hocke gehen musste.
    Brynd ritt im Schritt auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.
    »Kommandeur Brynd Lathraea«, rief Jurro ihm entgegen. Vier Krähen flogen von den Mauern auf und fegten im Zickzack davon, während die schallende Stimme des Dawnir von den Mauern zwischen den Toren hallte. »Sele von Jamur! Ich habe Kleidung und ein paar Bücher für unterwegs mitgenommen, aber brauche ich sonst noch was?«
    »Sele von Jamur, Jurro – Ihr seid bestens gerüstet.«
    Der Riese kam heran und warf einen großen Schatten über Brynd. Die versammelten Truppen staunten über die Größe dieses Geschöpfs, seinen seltsamen, ziegenähnlichen Kopf, seine Stoßzähne. Inzwischen hatten sich auch viele Bewohner der Stadt versammelt und zeigten verblüfft auf den Dawnir. Kinder kreischten, als sie dieses seltsame Stück Geschichte erblickten. Nur wenige Menschen dort wussten, dass es sich bei diesem Wesen um den einzigen Überlebenden der Alten Gattung handelte.
    »Seid Ihr reisefertig, Jurro?«, wollte Brynd wissen.
    Das Geschöpf zögerte und bedachte die Frage auf recht übertriebene Weise. »Ja, das bin ich. Und ich freue mich auf unser kleines Abenteuer.«
    »Euch ist doch klar, dass unsere Mission gefährlich ist?«, mahnte Brynd. »Das ist keine Ferienreise. Ihr seid nicht verpflichtet –«
    Der Dawnir hob seine mächtige, behaarte Hand, damit der Kommandeur schwieg, was Brynd ärgerte, obwohl ihm klar war, dass er es nicht böse meinte. »Ich habe mich jahrelang danach gesehnt, die Stadt zu verlassen, und war nahezu ein Gefangener, weil ich der Einladung des Kaiserreichs viel zu lange Folge geleistet habe. Mit endlosen Studien hat man mich bei Laune gehalten, doch es bringt nichts, über die Welt aus Büchern zu erfahren, wenn man sie mit eigenen Augen sehen kann.« Er tippte sich mit einem dicken Zeigefinger unters Auge, als wüsste Brynd nicht, was das ist.
    »Dann kann es also losgehen«, sagte der Kommandeur und ritt die Reihen seiner Soldaten entlang, die ein solides Bild des Militärs abgaben, das das Reich seit Generationen vor jeder äußeren Gefahr bewahrt hatte.
    Man befahl, die Tore zu öffnen, und die Kaiserlichen Truppen ritten aus der Stadt. Brynd hörte den Jubel der Zurückbleibenden hinter sich verklingen, während die Truppen sich in ein fernes Gefecht aufmachten. Es schien sich um eine dieser patriotischen Anwandlungen zu handeln, wie sie in allen Zeitaltern vorkamen. Vielleicht jubelten die Leute aber auch nur, weil es bei diesem Anlass üblich war.
    Kaum war das äußere Tor geöffnet, umringten die Flüchtlinge die ausrückenden Bataillone. Die überlaufenden Latrinen und der Rauch der

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