Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
schwierigen Gesetze Jamurs zu entsinnen. »Das würde als versuchter Mord an der eigenen Bevölkerung gelten, an der freien Bevölkerung des Reichs. Als Mindeststrafe würde sie die Kaiserwürde verlieren, vermutlich aber hingerichtet werden. Aber wäre all das nicht gleichbedeutend mit einem Staatsstreich? Wie sollen wir das Militär auf unsere Seite bekommen?«
    »Das Militär ist Rika nicht direkt unterstellt und hat auch Johynn nicht unmittelbar gedient, sondern seine Befehle vom Rat empfangen, damit es nicht zu einer Diktatur kommt. Deshalb hat Johynn meist nur einem Soldaten getraut, nämlich Kommandeur Lathraea. Aber keine Sorge – ich habe längst mit einigen hohen Offizieren Vereinbarungen getroffen.«
    Tryst war stolz darauf, dass sein Ovinistenführer ihm einen solchen Beweis seiner Wertschätzung gab. Und derart vertrauten Umgang mit ihm zu haben, betörte ihn geradezu. Urtica hatte an alles gedacht – er war eine Erleuchtung.
    »Was ich Euch nun sage, ist strikt vertraulich. Ich werde Euch mit enormer Macht belohnen, wenn alles geschafft ist, denn auch ich werde aufsteigen. Zum Mindesten werdet Ihr von den Minores zu den Maiores übertreten … «
    Macht …
    Das Gespräch ging weiter, doch dieses Wort stand wie ein übler Geruch im Raum. Macht hätte er in der Inquisition bekommen sollen, und Macht hatte Jeryd ihm nur vorenthalten, weil Tryst ein Mensch und kein Rumel war. Und Macht wollte er unbedingt erlangen, um sich vor sich selbst als wertvoll zu erweisen.
    »Ich werde mich Eures Vertrauens würdig erweisen, Magus Urtica«, sagte Tryst.
    »Gut. Ich fürchte, die folgende Erörterung bedarf eines noch privateren Rahmens. Wollen wir gehen?«
    Auf einer Brücke oberhalb der frostbedeckten Türme und hoch über der Stadt, die unter dem Schnee erstickte, entwickelte Urtica seine Vorstellungen. Es sollte ein rasches Manöver werden und einem einfachen, brillanten Plan gemäß über die Bühne gehen. Sie würden eine Verordnung fälschen, derzufolge die vielen Flüchtlinge hingerichtet werden sollten, und dafür sorgen, dass dieses Dekret Rikas Unterschrift trug. Er würde behaupten, es sei nicht nur in Gegenwart Urticas unterzeichnet worden, sondern auch im Beisein Trysts, der als Mitglied der Inquisition zufällig zugegen gewesen sei. Es würde aussehen, als hätte Rika den Folterknechten der Inquisition befohlen, die Flüchtlinge wegzuschaffen und sie zu töten. Er könnte sagen, auch Lady Eir sei dabei gewesen, und auch ihre Unterschrift könnte er fälschen, also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auch andere Ovinisten könnten mitmachen und behaupten, sie seien »Zeugen« gewesen, und die Ovinisten im Rat könnten sagen, die Kaiserin habe sie um Beistand bei der Organisation des Abtransports der vielen Leichen aus der Stadt gebeten.
    Fälschung – welch herrliche Kunst!
    Dann würden alte Gesetze greifen, denen zufolge kein Herrscher denen schaden durfte, die unter dem Sternenbanner des Kaiserreichs lebten, und Rika und Eir würden verhaftet werden. Und hingerichtet. Kanzler Urtica würde als Held des Augenblicks Kaiser werden und eine neue Linie begründen. Das Reich Jamur wäre am Ende, und das Reich Urtica würde beginnen. Und bei einem gewissen Maß an Geheimhaltung würde niemand merken, dass derweil Rikas Pläne zur Beseitigung der Flüchtlinge ungehindert vorangetrieben wurden …
    Zufrieden schaute Tryst auf seine Stadt hinab. Er war stolz, mit dem genialen Magus Urtica zu tun zu haben. Trotz der Eiszeit hatte er unvermittelt einen zuversichtlichen Blick auf die Dinge zurückgewonnen.

KAPITEL 31
    Was meint Ihr mit Krieg?« Dartun kaute einen honiggesüßten Haferkeks und sprach mit einem flackernden Bild, das von einem Messinggerät neben ihm auf den Schnee im Schatten eines abgestorbenen Baums geworfen wurde. Es war unscharf, doch er erkannte die Stimme eines in Villjamur gebliebenen Mitglieds seines Ordens.
    »Papus hat Guntar als Geisel genommen«, fuhr die Stimme fort, während das Licht auf dem Schnee flackerte. »Sie fordert Euer Erscheinen.«
    Dartun lachte, schob sich das letzte Stück Keks in den Mund, strich die Krümel vom rußschwarzen Umhang und dachte über die Lage nach. Es war windstill, doch die Temperatur war stark gefallen, je weiter sie nach Norden gesegelt waren. Wenigstens hatte ein Relikt ihm während der Reise das schlimmste Wetter vom Hals gehalten. Von bestechlichen Händlern an der Südküste Y’irens hatte er ein Rudel Hunde und ein Segelboot erworben,

Weitere Kostenlose Bücher