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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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das Licht abgedunkelt wurde, erfüllte die Szenerie Eir mit urwüchsiger Erregung.
    »Seid Ihr so weit?«, flüsterte Randur und streckte die Hand nach ihr aus.
    »Ich weiß nicht recht«, erwiderte sie zögernd. »Die können das so gut. Ich möchte Euch nicht beschämen.«
    »Papperlapapp, Mylady«, mischte Denlin sich ein. »Stürmt die Tanzfläche und vergnügt Euch! Hier geht’s um Spaß, nicht darum, geschniegelt und gestriegelt zu sein.«
    Also machten sie bei der Formanta mit, bei der es vor allem um die Beine ging. Sie mochte diesen Tanz nicht besonders und hatte ihn nicht so viel geübt wie die anderen. Zunächst war es ihr peinlich, sich vor all den Fremden zu bewegen, doch mit wachsendem Selbstvertrauen durchwoben sie den Tanz der anderen mit komplizierten Figuren. Es gab Euphorie, Anspannung, Schmerz. Bald veränderte ihrer beider innere Nähe die Bewegungsfolgen, und sie tanzten eng umschlungen – und für eine Ewigkeit, wie es schien – in diesem vergessenen Winkel Villjamurs.
    Inmitten dieser einfachen Leute fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben völlig ungezwungen, und sie legte rasch ab, was sie als Kind an Anmaßung, geziertem Gebaren und gutem Benehmen eingebläut bekommen hatte.
    Nach den ersten Tänzen kaufte Randur ihnen etwas billigen Wein, und sie beobachtete die Feiernden ringsum. Leute plauderten im Dunkeln, Gelächter drang über den Platz, Kinder rannten zu Erwachsenen, die gerade getanzt hatten, und betrachteten sie mit neuer Achtung. Kein Zweifel: Die Leute hier hatten mehr Spaß als alle, die sie je in der Oberstadt gesehen hatte.
    Im Laufe des Abends gab es die verschiedensten Tänze. Die beiden wurden langsam betrunken, und ihre einstudierten Tanzfiguren gingen oft schief. Eir fand das lustig und löste sich innerlich von etwas, von dem ihr gar nicht bewusst gewesen war, wie lange sie sich daran geklammert hatte.
    Stunden später begannen die Leute zu gehen. Das Schweigen der Trommeln ließ Eir etwas enttäuscht zurück. Auch die Fackeln waren beinahe niedergebrannt. Denlin war schon Arm in Arm mit einer alten Frau verschwunden, und Eir erschien das herzerwärmend – womöglich empfand man ja so beim Anblick anderer Paare, wenn man sich selber gerade verliebte.
    Randur tanzte still mit ihr über den Platz. Sie mochte betrunken sein, begehrte ihn aber gerade jetzt in gleich welcher Form. Sie war sich der in dieser Situation geltenden Regeln nicht bewusst und erforschte vorsichtig die Grenzen ihres Selbst. Eine Linie war überschritten, und sie begriff, dass sie nicht wieder zu dem Menschen werden konnte, der sie gewesen war, ehe sie ihn getroffen hatte. Es gab kein Zurück. Zu erkennen, dass ihr nur der Weg nach vorn blieb, überraschte sie angenehm.
    »Woran denkst du?«, fragte sie. »Ich muss das wissen.«
    »An nichts Besonderes.«
    Sie mochte es, mit ihm auf dem Platz allein zu sein. Das gab der Szene etwas Surreales, als wäre die Sonne erloschen und habe nur sie zwei übrig gelassen.
    »Es muss etwas sein. Ich seh’s daran, wie du mich ansiehst.«
    »Das möchtest du nicht wissen.«
    »Und ob!« Sie beschwor ihn innerlich, endlich zu reden.
    Geistesabwesend legte Randur die Hände um ihre Taille.
    Schließlich sagte er: »Ich hab daran gedacht, wie gern … ich dir die Kleider ausziehen würde.«
    »Hier?«, fragte sie und fürchtete, ihr Herz könnte aufhören zu schlagen. Seine Sprache war so direkt .
    Eir vergewisserte sich mit einem Blick, dass niemand ihre Unterhaltung belauschte, und ließ ihn mit dieser Geste wissen, dass sie einverstanden war. Randur beugte sich über sie und küsste ihren Hals.
    »Woher soll ich wissen, dass du … mich nicht wie jede andere Eroberung behandelst?« Sie konnte die Worte kaum aussprechen, so eng schmiegte sie sich an ihn.
    »Wäre es nicht egal, was ich darauf sage? Du würdest ohnehin vermuten, dass ich es nicht ernst meine, stimmt’s?«
    Eir wusste nicht, was sie antworten sollte, und küsste ihn nur verblüffend sanft auf den Mund. Seine Hände glitten ihren Rücken hinauf und zu ihren Schenkeln hinunter, und sie bebte vor Erwartung.
    Sie führte ihn an der Hand zu einem Winkel des Platzes und eine schmale Gasse entlang, die sie zuvor kaum bemerkt hatte.
    »Willst du es auch wirklich?«, fragte Randur.
    »Ja.« Sie lachte über seine plötzliche Unsicherheit.
    »Du hast das, äh, noch nie gemacht, nehme ich an.«
    »Wäre es nicht egal, was ich darauf sage?«, gab sie zurück. Das schien ihm zu gefallen.
    »Wärst du

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