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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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nicht wenigstens lieber an einem bequemeren Ort?«
    »Ich habe mein ganzes Leben an bequemen Orten verbracht.« Sie zog ihm das Hemd vom Leib und warf es beiseite.
    Randur drehte sie so, dass er hinter ihr stand wie bei einem ihrer Tänze. Sanft führte er sie durch Manöver, die ganz natürlich wirkten, weil er alles so unkompliziert tat. Seine Bartstoppeln strichen über ihre Schulter, seine Hand glitt über ihren Bauch und tiefer hinab. Sie stöhnte erleichtert auf, als sie sich schließlich zwischen ihre Beine schob.
    Jedes Zeitgefühl verschwand, während sie sich in den Rhythmen ihrer bis dato urtümlichsten Bewegungen verlor … Später lehnte Randur mit dem Rücken an einer Mauer, und Eir stand vor ihm, den Kopf an seinem Hals. Es war ganz dunkel, und bis auf das Hämmern ihres Herzens vernahm sie nichts.

KAPITEL 34
    Ermittler Jeryd betrachtete den Morgenhimmel.
    Er konnte ihn hier auf den oberen Ebenen der Stadt – weit entfernt von den Kindern der Gamall Gata und ihren kleinen Schneegeschossen – nahezu genießen und musste nicht ständig über die Schulter blicken und überlegen, wo sie sein mochten und ob sie ihn bereits ins Visier genommen hatten.
    Der Rumel verschaffte sich ein wenig frische Luft und besprach dabei mit Tryst die Entwicklungen. Er wollte einen klaren Kopf bekommen und hoffte auf Eingebungen hinsichtlich der Ermordung der beiden Ratsherrn. Die Zeit verging, und zu viele Dinge wollten bedacht sein. Die Spannungen zwischen Stadtbewohnern und Flüchtlingen hatten sich noch verschäft, und Flugblätter des Rates, in denen die Bürger aufgefordert wurden, die vor der Stadt Lagernden wegen Krankheiten und krimineller Umtriebe zu meiden, hatten die Stimmung stark beeinflusst. Jeryd war klar, dass Angst instrumentalisiert wurde – es waren mehr Soldaten unterwegs als früher, und mehr Bürger wurden wahllos angehalten und durchsucht, um illegale Einwanderer zu schnappen. Als Reaktion auf diese Angst waren an den letzten Abenden Pfeile mit großer Reichweite von den Brücken aufs Flüchtlingslager geschossen worden. Fast jeder konnte der Täter gewesen sein, hieß es, doch immer mehr Namen und Adressen tauchten in Flugblättern wie Gemeinwohl auf, ehe Soldaten sie beschlagnahmen und den Vorfall vertuschen konnten.
    Jeryd musste sich um so vieles kümmern!
    Leute schlurften vorbei und zerfurchten mit ihren Stiefeln den Schnee, während Männer die weiße Pracht an den Straßenrändern aufhäuften, um sie später auf Karren zu laden und ins Meer zu werfen, doch kaum war ein Gebiet gereinigt, schneite es erneut. Solche Szenen konnten in Jeryds fortgeschrittenem Alter eine bittersüße Sehnsucht nach der Vergangenheit auslösen.
    Er war eigensinnig stolz auf die Leute und darauf, dass sie der Eiszeit hartnäckig trotzten. Das Leben ging weiter, und sie jammerten nicht. Inzwischen waren in einem gewissen Abstand voneinander kleine offene Feuer längs der Straßen erlaubt, um die Händler warm zu halten, und dauernd trieben Rauchfahnen über Villjamur. Die Kaufleute konnten ihre Pelzvorräte gar nicht schnell genug ergänzen, und immer wieder kam es unter den Kunden zu Streitereien um neues, frisch eingeführtes Leder. Es gab einen heiklen Moment zwischen einigen Rumeln und ein paar Männern, von denen er wusste, dass es Schwerverbrecher aus den Höhlen waren, und dieser Moment erinnerte ihn an die Rumel-Unruhen, die nun fünfzig Jahre zurücklagen.
    Er wandte sich an Tryst. »Hast du etwas Neues über Tuya herausgefunden?«
    Sein Gehilfe schüttelte den Kopf. »Sie ist schwer zu fassen. Ich hoffe, früher oder später etwas auszurichten, und hab einen Balkon entdeckt, von wo ich sie gut beobachten kann. Aber sie hat nicht viel Besuch von Freiern.«
    »Wahrscheinlich hat sie im Laufe der Jahre genug Geld verdient«, brummte Jeryd und blickte einmal mehr in den Schnee. »Sie muss nur für sich sorgen, und empfindet es nun wohl als Falle, Liebesdienste gegen Bezahlung anzubieten.«
    Tryst schniefte, schlurfte unentschlossen hin und her und sah dabei immer auf den Boden. Plötzlich fragte er: »Wie geht es Marysa?«
    »Prächtig, da sie wieder bei mir eingezogen ist.« Jeryd warf ihm einen Seitenblick zu. »Warum fragst du?«
    »Nur so. Ich dachte bloß, ich hätte sie neulich abends im ›Kreuz & Sichel‹ gesehen.«
    »Was hast du?« Jeryd war ernstlich erstaunt. Das war kein Lokal, in dem sie zu verkehren pflegte.
    »Sie schien sich dort mit einem Herrn zu treffen, mehr nicht. Ich habe nicht mit

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