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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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habt.«
    »Und wenn ich nicht die Schwester der Kaiserin wäre?«
    »Nun, Ihr habt einen tollen kleinen Hintern, Lady Eir, ein süßes Lächeln und mehr als nur eine richtige Handvoll an allen richtigen Orten. Sicher, warum nicht?«
    Seine Unverblümtheit und dass es ihm offenkundig egal war, was er sagte, waren enorm erfrischend, und das gefiel ihr. Sie wünschte, sie vermöchte ihm im Gegenzug schmutzige und liebende Dinge zuzuflüstern. »Ihr habt meine offizielle Erlaubnis, es zu probieren.«
    »Schön und gut«, erwiderte er achselzuckend. »Das wäre naheliegend. Aber ich bin nicht so berechenbar.«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Randur Estevu … mitunter macht Ihr mich wirklich zornig!«
    »He, entspannt Euch! Das war nur ein Scherz.«
    Nachdem sie sich beruhigt hatte, widmeten sie sich wieder den Tanzfiguren mit ihren Schnörkeln. Er drückte sich an sie, und seine Hände ruhten auf ihren Schulterblättern. »Ich weiß, dass Ihr mich mögt, Eir. Wir reden hier ja nicht über die Geheimwissenschaft der Kultisten, sondern bloß über einen Jungen und ein Mädchen, und das ist alles ein wenig unausweichlich. Ihr seid eine schöne Frau, ich bin ein hübscher Mann. Und als Ihr vor einiger Zeit angeboten habt, meine Schulden zu bezahlen, war das bereits ein gewisser Hinweis auf Eure Gefühle.«
    »Und warum habt Ihr nicht reagiert?«
    Er beugte die Lippen an ihr Ohr, und der Raum zwischen ihnen lud sich auf. »Weil wir nur an den Ball denken dürfen und zum Erfolg gewisse Spannungen aufrechterhalten müssen. Ihr wollt schließlich die beste Tänzerin des Schnee-Balls sein, oder?«
    Seine ernste Antwort verblüffte sie so, dass sie nicht wusste, was sie antworten sollte. Stattdessen platzte sie heraus: »Selbst wenn ich mich Euch also nackt anböte, würdet Ihr mich nicht … « – sie wollte sich seiner Worte bedienen, vermochte es aber nicht – »… nehmen?«
    »Das könnte ich nicht, weil ich Euch zu sehr achte.«
    »Ah! So.« Sie konnte es sich nicht verkneifen, die Nähe auszunutzen, weil sie ihn – zum Henker mit dem Ball und der Etikette! – hier und jetzt haben wollte. Seine anmaßende Frechheit hatte ihr Selbstvertrauen ramponiert, und sie wollte ihm ihren Kaiserlichen Stempel aufdrücken.
    Sie schob die Hände seinen ranken Oberkörper hinauf, packte ihn, neigte ihren Kopf und küsste ihm den Hals. Er seufzte, als sie seine Haut schmeckte. Sein Herz hämmerte an ihre Brust. Die Arme hingen ihm schlaff herab, doch schon nahm er ihren Kopf und führte ihre Lippen näher an die seinen. Ein leichtes Ächzen war zu hören, rascheres Atmen zu spüren.
    Sie rückte etwas von ihm ab, um ihn anzuschauen, und er gaffte sie nur verwirrt an und versuchte, ihre Gedanken zu lesen. Wusste dieser unverbesserliche Verführer denn nicht, wie man sich in so einem Moment zu verhalten hatte?
    Er wollte etwas sagen, doch sie legte ihm einen Finger an die Lippen und musste alle Willenskraft aufbieten, um sich von ihm abzuwenden und zum Wandteppich zu gehen. Als sie ihn beiseitezog, blies ein Wind von der Stadt durchs Fenster herein. Sie wartete darauf, dass er neben sie trat, und war entschlossen, sich nicht umzudrehen. Vor ihr lagen die Türme und Brücken sinnlos und leer.
    Doch er trat nicht zu ihr, und sie sah sich zu fragen genötigt: »Wurde der große Randur Estevu endlich zum Schweigen gebracht?«
    Sie hörte ihn herankommen und spürte seine Worte an ihrem Nacken. »Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.«
    »Nach allem, was ich gesehen habe, seid Ihr kein Anfänger.«
    »Diese Frauen … die zählen nicht. Aber ich weiß nicht, was ich fühle. Seit Ihr angeboten habt, mir zu helfen … naja, ich weiß nicht, was in meinem Kopf vorgeht. Ihr sollt nicht denken, Ihr hättet meine Zuwendung erkauft.«
    »Vielleicht habt Ihr doch echte Gefühle?«, sagte sie und erwartete eine schlagfertige Antwort, die sie ärgern würde.
    Stattdessen erwiderte er: »Ich weiß, dass ich Euch schließlich verletzen werde, und das möchte ich nicht. Wie gesagt: Ich habe das Gefühl, in Eurer Schuld zu stehen.«
    »Es gibt Mittel, solche Schulden zu begleichen.«
    »Würde mich das nicht zu einem Prostituierten machen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nicht, wenn Ihr ohnehin mit mir schlafen wollt.« Sie fühlte sich ein wenig verzweifelt und leicht durchgedreht.
    »Ich dachte, Damen in hoher Position müssten auf ihr Benehmen achten.«
    »Wenn all das – also der Ball – vorbei ist«, erwiderte sie, »ist es dann nicht gefährlich

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