Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
wusste?«
    »Welche Mission?«
    »Die, von der wir jetzt zurückkommen«, erwiderte Brynd geduldig und sah dabei Apium an, der die Brauen zückte, den Kopf schüttelte und lautlos »Verrückt« sagte.
    »Nur einige Mitglieder des Rats – Ghuda, Boll und Mewún. Und Kanzler Urtica. Sonst niemand. Niemand. Absolut niemand.«
    »Ob einer davon einen Feind benachrichtigt hat? Könnte einer von ihnen den Misserfolg unseres Unternehmen gewollt haben?«
    Johynn fuhr herum und kam auf Brynd zu. »Wollt Ihr damit sagen, dass wir im eigenen Haus einen Verräter haben? Bei Bohr, was werdet Ihr als Nächstes auffahren? Seid Ihr Euch sicher, Kommandeur Lathraea, dass diese Beschuldigungen Hand und Fuß haben?«
    »Unsere Truppe wurde nahezu ausgelöscht. Ihr sagt, niemand außerhalb des Rats habe von unserer Mission gewusst, und doch sind wir in einen Hinterhalt geraten. Sir, ich versuche nur herauszufinden, wer das Reich bedrohen mag.«
    »Ihr seid ein guter Mann, Kommandeur Lathraea, ein guter Mann. Ihr alle seid gute Männer gewesen, ihr Nachtgardisten.« Er beugte sich zu Brynd vor und flüsterte: »Ich kann Euch doch vertrauen , oder?«
    Brynd richtete sich auf und verbeugte sich ein wenig. »Bis in den Tod, Majestät.«
    Johynn kam ihm noch näher, und seine Alkoholfahne roch nun stechend wie billiges Parfüm. »Es ist vorbei.«
    »Ich glaube, ich kann Euch nicht folgen«, sagte Brynd.
    »Ich habe in letzter Zeit immer stärker geargwöhnt, dass jemand im Palast es auf mich abgesehen hat. Vielleicht sogar alle. Sie wollen mir mein Leben und meine Existenz rauben. Sie wollen das da.« Johynn wies auf die Säle und ihre prächtige Einrichtung. »Das alles wollen sie, bevor das Eis kommt. Ich habe sie in ihren Kammern flüstern und Entscheidungen für mich treffen hören. Meine Arbeit haben sie sich angemaßt.«
    »Mylord«, entgegnete Brynd »sie sind schließlich Mitglieder Eures Rats. Da gehören diese Dinge zu ihren Aufgaben. Niemand hat es auf Euch abgesehen.«
    Brynd überdachte seine Worte, denn womöglich war es nicht ganz so. Eigentlich ging immer etwas Undurchsichtiges vor. Schließlich handelte es sich hier um Politik.
    Jamur Johynn trat einen Schritt von Brynd zurück und musterte ihn von oben bis unten, als wollte er mit dieser einfachen Geste seinen Charakter taxieren. Einer kindischen Geste. Brynd begann sich wieder unsicher zu fühlen. Johynn öffnete den Mund, doch in diesem Moment ging die Tür auf.
    Dass die Tochter des Kaisers das Zimmer betrat, war eine willkommene Unterbrechung.
    Als Brynd in die Nachtgarde eingetreten war, hatte er die kleine Eir hier im Palast wie einen im Netz gefangenen Schmetterling wahrgenommen. Sie schien eine heikle Energie zu besitzen, die darauf wartete, gezügelt zu werden. Ernste Besprechungen pflegte sie durch kindliche Gespräche mit ihrer älteren Schwester Rika zu unterbrechen, der Erbin des Kaiserthrons, und das freudige Jauchzen der beiden erfüllte die Flure mit Wärme. Doch jene Tage waren vorbei, als ihre Mutter zu Tode kam. Johynn hatte versucht, elterliche Liebe durch Geschenke und Nachsicht zu ersetzen. Danach schien das kleine Mädchen sich nie gesehnt zu haben, und doch veränderte es sie auf merkwürdige Weise.
    Eir besaß natürliche Anmut und ein herausstechendes Auftreten. Sie hatte schwarzes, kurz geschnittenes Haar und war für ihr Alter groß gewachsen. Sie kleidete sich auf ritterliche Art und trug Gegenstände aus diversen Epochen, ohne sich darum zu scheren, ob sie zusammenpassten. Ihr Blick leuchtete, ihre Brauen bestanden nur aus zwei dünnen Strichen, und ihr Gesicht entbehrte der notwendigen Symmetrie, um den Schönheitsnormen Villjamurs zu entsprechen. Sie zog sich gern ein bisschen ausgefallen an. Trotz ihres unkonventionellen Aussehens wartete eine Schlange standesgemäßer Verehrer darauf, um ihre Hand anzuhalten, und vielleicht hatte ihr Vater schon beschlossen, wem er seine Tochter anverloben würde. Vielleicht war sie deshalb grob zu fast jedem Jungen, mit dem sie je gesprochen hatte. Trotz all ihrer Privilegien vermutete Brynd, dass sie in Villjamur kein richtiges Leben hatte.
    »Entschuldigt, dass ich Euch störe, Vater, aber der Dawnir wünscht den Kommandeur zu sprechen.«
    Der Kaiser starrte sie an, als würde er sie nicht erkennen.
    Brynd mischte sich ein. »Wir haben gerade darüber gesprochen, was unser Dawnir wollen könnte –«
    »Sicher will er weitere Intrigen gegen mich spinnen«, murmelte Johynn.
    »Sollen wir ihn jetzt

Weitere Kostenlose Bücher