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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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über ihn ändern wird. Und was könnte es schon sein, das mich Euren Geliebten noch tiefer verachten ließe, als ich es ohnehin schon tue?«
    Verain berichtete ihr von Dartuns Plänen, eine Tür in eine andere Welt zu öffnen.
    Papus prustete vor Lachen. »Und Ihr glaubt tatsächlich, dass er dieses Tor findet?«
    »Er hatte viel Zeit, sich über diese Dinge kundig zu machen.« Verain erlahmte innerlich, denn sie hatte gehofft, diese Frau wäre aufgeschlossener und beruhigender.
    »Warum erzählt Ihr mir das?«, wollte Papus wissen, setzte die Ellbogen auf die Knie und stützte das Kinn in die Hände – eine Körperhaltung, die sie seltsam besiegt wirken ließ.
    Wie konnte Verain berichten, dass sie sich vor jemandem fürchtete, den sie liebte? »Weil er mir wichtig ist«, gab sie zurück. Da sie nicht annahm, dass Papus sie verstand, fuhr sie fort: »Er ist mir sogar sehr wichtig, obwohl er mich nicht gut behandelt. Dartun mag in diesen Dingen leichtfertig sein, aber er ist nicht grausam. Ich denke allmählich, dass viele Männer so sind wie er – einfach zu sehr in ihrer Welt gefangen.«
    »Ihr dürftet irgendwann feststellen«, gab Papus zurück, »dass fast alle so ziemlich in ihrer Welt gefangen sind, ob Männer oder Frauen, Rumel oder Menschen – auf diese Weise können sie der Wirklichkeit entfliehen.«
    »Ich wollte nur jemanden informieren, der etwas unternehmen kann, falls von außen etwas in unsere Welt gerät. Und da Euer Orden der größte ist, habt Ihr offenbar den stärksten Einfluss.«
    »Es scheint so«, seufzte Papus. »Danke für Eure beruhigenden Worte!«
    Dartun kauerte in einem seiner besonderen Zimmer, die durch verschiedene Schließmechanismen mit schwierigen Zahlencodes gesichert waren. Mitunter musste er hierher Zuflucht nehmen, an einen Ort, wohin er sich zurückziehen und wo er vor allem ungestört arbeiten konnte. Niemand wusste von diesem Zimmer – und selbst wenn: Keiner hätte es zu finden vermocht. Hier verwahrte er seine wichtigeren Relikte, in diesem kleinen, dunklen, metallverkleideten Raum ganz tief am Sitz seines Ordens. Er zündete eine Kerze an und machte sich an seine Nachforschungen.
    Er suchte nach dem Uphiminn-Kyrr , einem Relikt, das ein legendärer Kultist des Untergrunds entwickelt hatte. Dieser Feltok Dupre hatte ordenslos gearbeitet, war geschickt und schwer zu fassen gewesen und wurde mitunter für ein bloßes Gerücht gehalten. Er sollte inzwischen dem Alkohol verfallen sein und sich in Villiren mit kleinen Aufträgen über Wasser halten. Das Uphiminn-Kyrr war seine Erfindung, und er hatte die Entwürfe dazu an eine Handvoll Kultisten verkauft. Dartun war einer davon und hatte das Gerät anhand komplizierter Baupläne konstruiert, von denen er erst angenommen hatte, man könne nicht damit arbeiten, da sie in einer alten Sprache abgefasst waren, deren Stammworte er kaum verstand. Er brauchte mehrere Jahre, um zu begreifen, dass er tatsächlich nicht betrogen worden war.
    Wo ist das Gerät? Er lehnte sich kurz an die Wand und spürte plötzlich einen mächtigen Druck im Kopf. Unvermittelt wurde ihm klar, wie wichtig es ihm war, eine neue Welt und ein Heilmittel gegen die Sterblichkeit zu finden. Warum mussten die Menschen sterben? Warum musste ihre Welt enden? Er unterdrückte den ungewöhnlichen Drang zu schreien. Was war aus ihm geworden? Der Kloß in seinem Hals schien festgewachsen. Was würde Verain über ihn denken, wenn sie ihn so sähe? Vielleicht würde sie ja feststellen, dass er letztlich doch normal war – eine Eigenschaft, die sie bei ihm so häufig ersehnte. Er konnte einfach nicht der Mann sein, der er in ihren Augen hätte sein sollen. Er wollte Entdeckungen machen, die Grenzen des Bekannten erweitern und sich nicht mit etwas Ruhigem zufriedengeben. Und doch war sie seit Langem das einzige Mädchen, das ihn beeindruckt hatte, da er oft ihren Umgang und ihre zärtliche Zuwendung suchte. Erst im letzten Monat hatten sie – ins anonyme Dunkel ihrer rußfarbenen Umhänge gehüllt – in einem Bistro-Winkel zusammen getrunken wie ein normales Paar und sich über bedeutungslose Dinge unterhalten, die er von ihr noch nicht wusste. Etwa, dass sie, weil als Waise aufgewachsen, keine Mutter werden wolle, obwohl sie kinderlieb sei; dass sie keine Süßigkeiten möge, was ihm längst habe aufgefallen sein sollen; dass sie Gefängnisse fürchte, in ihren Albträumen aber regelmäßig dort lande.
    Anscheinend gab es auch in ihr Welten zu entdecken.
    Sie

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