Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)
Flu-Flu-Pfeilen am Rücken. Sie wurden über die Stadtlandschaft geschleppt und beobachteten aus der Entfernung die grellen Blitze der Explosionen, auf die jeweils ein dumpfes Dröhnen folgte. Unbemannte Garudas gaben denen Flankenschutz, die die Nachtgardisten trugen, und hatten statt Soldaten Schilde und Netze zu schleppen, die die Schweigebomben abhalten sollten.
In der Ferne flohen mindestens tausend feindliche Rumel, und ihr Rückzug erleichterte Brynd ungemein. Als die Garudas in den Sinkflug gingen, waren Höhen- wie Tempowechsel aufreibend. Er schluckte unwillkürlich, als die Straßen schwindelerregend auf ihn zurasten. Kaum hatten sie festen Boden unter den Füßen, schnallten die Nachtgardisten sich los, und die Garudas schossen zum Himmel auf.
Brynd vergewisserte sich, dass seine Männer alle gelandet waren, und flüsterte ihnen knappe Befehle zu.
Dann trennten sie sich.
Waffen gut festschnallen! , bedeutete Brynd ihm per Handzeichen, und Lupus nickte.
Dann schlich ihr kleiner Trupp – Brynd, Smoke, Tiendi und Lupus – durch eine Gasse, die hinter kriegsbeschädigten Bauten zur Hauptdurchgangsstraße führte, der Verbindung zu den Lagerhäusern im Norden.
Hier lag viel Schnee auf den Straßen, und da Brynd gewarnt hatte, ihre Fußstapfen könnten sie verraten, mussten sie rasch vorgehen. Smoke und Tiendi traten zu ihm, als er hundert Schritte vor der breiten Straße stehen blieb, an der ihr Ziel lag. Während Smoke wie stets die Wetterlage zu peilen schien, bat Tiendi in der von ihr neu erlernten Zeichensprache unauffällig um weitere Anweisungen.
Warten, bis die Luft rein ist! , bedeutete Brynd ihr mit den Händen.
Lupus nahm den Bogen von der Schulter, zog fünf Pfeile aus dem Köcher und legte den ersten ein, während die anderen Säbel und Armbrust zückten. Da sie seit der magischen Stärkung ihrer Sinne alles trotz der Dunkelheit in milchigem Hellgrau wahrnahmen, war für sie offenkundig, dass sich auf dieser Seite ihres Ziels niemand aufhielt. Die friedliche Atmosphäre beunruhigte Brynd, obwohl es keinen Grund gab, warum der Feind von ihrem Kommen wissen sollte.
Dann lief am anderen Ende der Straße etwas durch sein Gesichtsfeld: Vier Hunde tauchten auf und bellten laut. Er wünschte, sie würden aufhören, denn er wusste, was nun von ihm erwartet wurde.
Brynd sah Lupus an und bedeutete ihm: Abschießen!
Lupus zielte auf die Tiere, doch die änderten plötzlich die Richtung und kamen beunruhigend schnell auf die Soldaten zu. Kaum hatte Lupus das erste Maul im Visier, schoss er. Dann feuerte er den zweiten, dritten, vierten Pfeil ab, bis alle Hunde tot im Schnee lagen.
Gut , zeigte Brynd ihm an, doch Lupus schien das anders zu sehen.
Auf ein Zeichen des Kommandeurs hin liefen sie an den Tieren vorbei. Lupus hielt kurz an, um die abgeschossenen Pfeile wieder einzustecken.
An der großen Kreuzung lag nichts mehr zwischen ihnen und der Rückseite des Lagerhauses. Rasch entdeckte Brynd weitere Nachtgardisten, die mit im Mondlicht schimmernden Waffen kauernd auf den Befehl zum Angriff warteten.
Wir warten noch auf jemanden , bedeutete er ihnen per Zeichensprache und meinte damit die Riesenspinne.
Und da kam sie wie gerufen über die Dächer gekrabbelt, ein unwirklicher Anblick selbst unter diesen so unwirklichen Umständen. Scheu sah Brynd zu, wie sie sich an einer Art selbst gemachtem Kabel auf die Straße abließ. Dann pfiff er dreimal, und das riesige Geschöpf kam angeflitzt. Lupus hob unwillkürlich den Schild, um seinen Kommandeur zu schützen.
Brynd gab einer anderen Gruppe Zeichen und wechselte seine Position. Inzwischen waren die von Leutnant Jeryd befehligten Rumel-Freischärler als Verstärkung eingetroffen. Der frühere Ermittler nickte dem Kommandeur bestätigend zu. Brynd bewunderte diesen zähen, alten Profi, hinter dem eine beruhigende Reihe grauhäutiger Rumel mit diversen Wagen und Karren wartete. Er kehrte zu seinen Leuten zurück, wies dabei auf die Spinne und pfiff dreimal. Das Signal wurde mehrmals erwidert, je weiter entfernt, desto leiser.
Rasch und verstohlen querte die Nachtgarde die vor dem Lagerhaus verlaufende Straße und drückte sich mit dem Rücken an die Granitmauer des sicher hundert Schritte langen Baus. Es stank nach Meer, denn einst war Fisch darin gelagert worden. Niemand wusste, wie viele Geiseln in das Gebäude passten.
Brynd sah nach links und rechts, oben und unten und auf die andere Straßenseite hinüber.
Dann kamen die letzten
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