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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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fest. Brynd gab ein paar kurze Anordnungen, die Garudas spreizten die mächtigen Schwingen, und die Gardisten nahmen wie die Vogelsoldaten eine kauernde Stellung ein.
    Dann flogen alle himmelwärts.
    Jeryd hatte Order bekommen, mehrere Straßen im Westen der Stadt zu halten. Das erschien ihm seltsam, weil diese Gegend inzwischen praktisch das Revier der Angreifer war. Offenbar stand ein Einsatz bevor, eine große Sache, doch er hatte keine Ahnung, worum es sich handelte. Es war ärgerlich, wie in diesen Zeiten sogar flüchtige Gerüchte analysiert wurden, als handelte es sich um verschlüsselte Befehle.
    Auf Eingeweideschau bei Getratsch verlässt du dich inzwischen, Jeryd! Such dir doch einen Stammeskrieger und bitte ihn darum, aus Muscheln zu lesen!
    Die Freischärler hatten eine Straße gehalten, während das normale Militär zurückgedrängt und ein halbes Regiment vor den Augen der Rumel niedergemetzelt worden war. Jeryd war stolz auf seinen zusammengewürfelten Haufen, der zwar nicht die Hauptlast des Gefechts getragen, die Stellung aber verteidigt hatte. Allerdings waren die Okun ein kniffliger Gegner, da sie stets abgestimmt handelten. Außerdem konnten sie einander irgendwie übermitteln, wo sich die Freischärler aufhielten, und so deren Heckenschützen ausweichen. Und das ärgerte Jeryd gewaltig.
    Und nun schien eine endlose Warterei bevorzustehen, und Jeryd wusste nicht, worauf. Die einzige klare Anweisung, die er letzthin bekommen hatte, lautete, am späteren Abend mit einem Besucher zu rechnen – mit jemandem, der ihm weitere Befehle bringen würde.
    Drei Stunden waren seither vergangen, und es war längst dunkel. Während er heißen Tee trank, musterten Kundschafter und Heckenschützen die Umgegend auf jede Bewegung hin, als plötzlich eine verschleierte Gestalt aus einer Seitenstraße auftauchte. Einige Jungs gingen nachsehen und führten den schweigenden, unter einer Kapuze steckenden Ankömmling zum Anführer ihres Trupps.
    Jeryd lachte. »Nanzi, du massenmordendes Miststück! Was treibst du denn hier?«
    »Ich wurde erwählt, der Nachtgarde zu helfen«, erklärte sie fast entschuldigend.
    Jemand hinter ihm schnappte nach Luft; dann folgte ein Moment verblüffter Stille. Dieses Wesen zu Besuch zu haben, hatte eine tiefgreifende Wirkung auf den Kampfgeist aller. Jeryds Neugier vervielfachte sich.
    »Aber nicht in dieser Erscheinungsform, nehme ich an.« Er wies auf ihre menschliche Gestalt.
    Nanzi schüttelte den Kopf, und er tat es ihr nach.
    »Da ist noch was«, sagte sie. »Wegen der Kälte sollen mich Rumel zum Einsatzort bringen und die Flucht der Geiseln beaufsichtigen.«
    Jeryd ließ sich seine Zweifel nicht anmerken. »Wir haben noch keine offiziellen Instruktionen bekommen.«
    Doch schon kam ein Dragoner und sprang von seinem Grauschimmel. »Sele von Jamur, Leutnant Jeryd! Ich bin Sergeant Vígspár und bringe Euch Befehle der Nachtgarde.«
    Zu auf den Trümmern knirschenden Hufen bestätigte der Sergeant Nanzis Worte, und Jeryd lauschte dem wohlüberlegten Plan.
    Kaum war Vígspár davongeritten, schickte Jeryd seine Freischärler nach Karren für den Abtransport verletzter Geiseln.
    Als der Moment des Losschlagens nahte, hörte er ein allgemeines Schnappen nach Luft, fuhr herum und konnte noch mit ansehen, wie Nanzi sich verwandelte. Ruckweise änderte sie ihr Aussehen: Gliedmaßen entfalteten sich, Haarbüschel sprossen.
    Binnen einer Minute war sie eine riesige Killerspinne geworden.
    Ein paar Rumel gingen in einigem Abstand in Deckung, und Jeryd rief: »Hiergeblieben, verflixt! Wir sollen dieses … Wesen doch an Ort und Stelle führen.«
    In der ehrfürchtigen Stille nach diesen Worten musterte er die dunkle Straße erneut auf Bewegung und erwartete, Brenna -Relikte explodieren zu hören, was die Feinde – ganz gegen ihren Wunsch – zu einem nächtlichen Kampf zwingen würde.
    Und plötzlich dröhnte es dumpf in der Ferne. Gleich darauf war leise das hektische Kampfgeschrei der zur Tat gezwungenen Invasoren zu hören.
    »Gut, Jungs – auf geht’s!«, rief Jeryd.
    Brynd wusste nicht, woher seine ungemeine Nervosität rührte: davon, dass ein Garuda ihn durch die Luft transportierte, oder von der Aussicht auf die bevorstehende Mission. Seine Rüstung war festgezurrt, und er führte einen von Kultisten magisch verstärkten Schild und Säbel mit sich. Lupus, der links von ihm flog, hatte einen Verbundbogen um die Schulter geschlungen und trug einen Köcher mit normalen und

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