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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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der Kultistin. Eine kalte Nadel stach in seine Haut, und ein Stoß Technologie schoss gewaltig durch seine Adern –
    Als würde man in Eiswasser getaucht.
    Er war außer Atem und glaubte, sein Herz schlüge in Abermillionen Rhythmen. Im ersten Moment kam er sich gelähmt vor, im nächsten dagegen strahlend geheilt. Es dauerte nur Sekunden, bis die neuen Fähigkeiten über die Nebenwirkungen obsiegten. Plötzlich bemerkte Brynd am Pochen der Muskeln seine körperlichen Veränderungen. Auch konnte er nun viel besser riechen, und eine weitere neue Eigenschaft, die er noch nicht recht zu handhaben wusste, hatte seinen Blick geschärft.
    Zwanzig Minuten später ließ Brynd sich hinsichtlich der gefangenen Stadtbewohner auf den neuesten Stand bringen. Nach letzten Schätzungen waren es eintausendfünfhundert. Die Nachtgarde war um den großen Tisch in der Obsidianroten Kammer versammelt und bedrückter als je. Er trug ihnen die Fakten vor.
    Seinem immens geschärften Blick erschienen die Züge seiner Leute so klar, dass er nahezu ihre Gedanken lesen konnte. Insgesamt achtzehn waren sie noch, und wie viele Feinde ihnen gegenüberstanden, wusste Bohr allein. Brynd musste sie daran erinnern, um wie viel wirksamer jeder einzelne Nachtgardist nun würde kämpfen können und dass ihre zusätzlichen Fähigkeiten sie beinahe unzerstörbar machten. Zuversicht und Psychologie waren der Schlüssel zum Erfolg.
    Brynd schilderte ihnen seine Taktik:
    Sie würden zum Ultimativen Angriffsmittel greifen: Da sich das Lagerhaus tief im Gebiet des Feindes befand, sollte ein Trupp Garudas sie einfliegen, wobei jeder Vogelsoldat einen Nachtgardisten zu transportieren hatte. Sie würden in einer verfallenen Straße knapp einen Kilometer südlich ihres Ziels landen, wo praktisch nicht mit Gegenwehr zu rechnen war. Es galt, die Konfrontation mit dem Feind möglichst lang hinauszuzögern; deshalb musste jedes vorherige Scharmützel rasch und lautlos über die Bühne gehen. Die Kultisten konnten sie mit neu entwickelten Reykr -Relikten ausstatten, mit denen sich Nebelwände erzeugen ließen. Sie würden mit Säbel, Dolch und Armbrust in kleinen Gruppen in fünf Gebäude eindringen, während die Garudas zur Ablenkung dreihundert Schritte nordwärts einen Teppich Brenna -Bomben warfen.
    Im Schutz der Nacht würden sie beginnen, doch bis dahin gab es noch jemanden, den Brynd sprechen wollte.
    Wie erbeten, wartete Nanzi ein gutes Stück entfernt vom Schreien und Heulen der Schwerverletzten in einem dunklen Nebengebäude des Lazaretts. Sie war in einen Sessel gesunken und hatte ein Heißgetränk neben sich auf dem Tisch.
    Als er sie ansprach, blickte sie verlegen auf. Die Hände blieben im Schoß. Ihr Blick verriet, wie schrecklich es für sie gewesen war, so viele Opfer mit furchtbaren Schmerzen zu sehen. Wie hatte diese Frau, die fast noch ein Mädchen war, in Serie morden können?
    »Guten Tag, Herr Kommandeur«, sagte sie erwartungsvoll.
    Brynd nickte und kam sofort zur Sache: »Was Eure … Fähigkeit zum Gestaltwandel angeht: Was genau könnt Ihr als Spinne so? Doch bestimmt mehrere Opfer auf einmal fangen?«
    Sie stieß einen bitteren Seufzer aus. »Ihr wollt, dass ich kämpfe, ja? Dass das große, böse Ungeheuer für Euch in den Krieg zieht.«
    »Im Grunde ja.« Brynd enthüllte die Einzelheiten seines Plans und setzte hinzu: »Ich würde mir Eure Fähigkeiten gern zunutze machen, um gewisse Beobachtungspunkte einzunehmen, von denen aus wir uns unter die Feinde mischen können, und ich würde gern Eure … Sekrete verwenden, um die Gegner bei unserem Angriff zu behindern. Und um die Wunden zu versorgen, wie Ihr es gegenwärtig tut.«
    »Ich will es versuchen«, erklärte Nanzi schließlich und schluchzte unvermittelt los.
    Brynd war dieser Gefühlsausbruch unbehaglich. Immerhin war sie eine Killerin, mehr nicht, doch er durfte nicht zulassen, dass sie seine Verachtung bemerkte.
    »Wenn dieser Krieg vorüber ist, kommt Ihr und dieser Voland wieder auf freien Fuß – das verspreche ich Euch.«
    Sie sah ihn mit großen Augen ungläubig an. »Ich werde tun, was Ihr sagt.«
    Bewaffnet und einsatzbereit stand die Nachtgarde aufgereiht im Hof der Zitadelle. Fackeln flackerten im Wind. Brynd ging auf und ab, gab laut Befehle und letzte strategische Anweisungen. Dann verständigte er sich per Handzeichen mit den Garudas auf den Zinnen.
    Sie schwangen sich in den Hof hinab, landeten jeweils hinter einem Nachtgardisten und banden ihn mit Riemen an sich

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