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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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viel mehr als die vorausgesagten tausend Protestler. Mindestens viertausend drängten sich zornig, laut und organisiert zwischen den Lagerhäusern, junge Männer vor allem, da die Armut viele früh sterben ließ.
    »Nieder mit Ferryby!«, forderten einige, und andere riefen: »Gebrüder Braun tötet Arbeiter!«
    Transparente mit der Forderung nach höheren Löhnen, besserem Unfallschutz und erweiterter Mitbestimmung wurden über den Köpfen der Versammelten geschwungen. Auch sollten endlich keine Sklaven mehr beschäftigt werden, da deren Einsatz die Löhne der Arbeiter drückte. Auf Schildern war die Zahl derer zu lesen, die in den letzten zehn Tagen bei Betriebsunfällen ums Leben gekommen waren. Einige erklärten, Kultisten würden Magie einsetzen und Arbeiter so um ihre Stellen bringen.
    In dieser Zone des Gewerbefleißes war jede Arbeit zum Erliegen gekommen.
    Rotes Sonnenlicht ergoss sich wie eine Vorahnung des von Malum geplanten Blutvergießens über die Menge. Sein Nicken war für die Bloods wie die Screams das Zeichen, sich unter die Streikenden zu mischen.
    Da die Leute so dicht gedrängt standen, ließ sich kaum kämpfen. Jemand blies in eine Meeresmuschel, und mehrere Ankündigungen wurden gemacht, gingen aber im Gemurmel unter. Als der Zug sich in Bewegung setzte, wurde es noch lauter. Die Stimmung war seltsam gehoben: Die meisten Teilnehmer wirkten friedlich und schienen mit dem Streik ihre Aufgabe gefunden zu haben. Sie zogen am Gestank der Fischlagerhäuser vorbei und schritten durchs Salzwasser, das ständig vom Hafen her übers Pflaster rann. Die Bauten ringsum wurden höher und schmaler und auch etwas anmutiger. Malum arbeitete sich zum Rand des Zuges vor und musterte die Soldaten, die auf einer Seite aufmarschiert waren und in dünn besetzten, aber schnurgeraden Reihen mit zu einer Mauer verbundenen Schilden dastanden.
    Noch nicht … erst muss die Zitadelle zu sehen sein.
    Die Menge rief den Soldaten und den Mitarbeitern der Inquisition Parolen zu und bedachte sie mit Schimpfworten, weil sie sich nicht mit ihr solidarisierten, die einfachen Leute nicht unterstützten, die in diesem Dreckloch ihr Leben fristen mussten. Malum war es völlig gleichgültig, was sie riefen: Ihm lag allein daran, einen fetten Batzen Münzgeld einzustreichen, und das dafür Erforderliche würde er zu tun wissen.
    Da war sie, die klotzige Zitadelle, die Villiren ihre Autorität aufdrückte. Malum begann mit Feuereifer, die Leute um sich herum zu stoßen und zu schubsen.
    »He, pass doch auf, du Mistkerl!«
    »Was machst du denn, du Blödmann?«
    Malum reagierte nicht, sondern zeigte auf irgendwelche Gesichter und rief, die Inquisition habe den Streikmarsch unterwandert. In Windeseile verbreitete sich in der dicht gedrängten Menge Paranoia. Malum zog seine Klinge, und die Frau neben ihm kreischte auf. Ein anderer Mann nahm sein Messer, um sich zu verteidigen, und Malum schlug ihm die Waffe aus der Hand, boxte ihm in den Nacken und schlitzte ihm den Bauch auf. Der Verwundete fiel zu Boden, und die Menge trampelte über ihn hinweg. Ein Zweiter stürzte, dann ein Dritter. Auf der anderen Straßenseite sah Malum ein Mitglied der Screams mit der Axt willkürlich auf die Rücken der Streikenden einhacken.
    Nun begannen alle, aufeinander einzuprügeln, und fast jeder hatte primitive Waffen dabei. Malum sah Sägeblätter und Billigschwerter, Eisenstangen und zerbrochene Flaschen. Sie hatten sich zum Kampf gerüstet, aber nicht erwartet, die Waffen gegeneinander zu richten. Und plötzlich erwiesen sich all die Masken, die Anonymität und Solidarität hatten garantieren sollen, als Problem. Niemand wusste, wen er bekämpfen sollte, und so wurden alle zum Ziel der Gewalt.
    Während der Streikmarsch in ein Blutbad ausartete, verharrten die Soldaten auf ihrem Posten am Straßenrand. Malum nahm sich die härtesten Brocken vor, also diejenigen, die besonders gewalttätig aussahen, Spruchbänder hochhielten oder laut Parolen skandierten. Er schnitt ihnen die Kehle durch und den Bauch auf, trat gezielt auf die am Boden Liegenden ein und spürte dabei den Druck seiner Fänge und dass seine tierischen Instinkte sich befreiten.
    Er arbeitete sich fast tänzerisch mit dem Messer durchs Gedränge, hielt kurz an, um ein kleines Kind aus dem Getümmel zu heben, und setzte die Metzelei fort. Ein Hüne packte ihn am Kragen und riss ihn vom Boden, doch Malum schlug ihm die Fänge ins Handgelenk. Kaum hatte der Mann ihn unter lautem Fluchen

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