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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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schnippte die Asche auf den Boden.
    Dieses Mal wollte er einen Stammesdrachen gestochen haben – die furchterregende Darstellung einer Gottheit, die nicht aus dem Kaiserreich kam –, und das Ungeheuer sollte sich von den Hüften bis zu den Schulterblättern erheben.
    »Hallo, Malum, hast du kurz Zeit? Es gibt was Neues.«
    Malum sah auf, als einer seiner Kundschafter sich von hinten näherte.
    »Sicher, schieß los! Der ist taub und hört dich nicht.« Malum wies mit dem Kopf auf den alten Künstler. »Stell dich vor mich, damit ich dich sehen kann!«
    Der Kundschafter pflanzte sich neben die Türöffnung. Er war einer der älteren, dünneren Männer in seinen Diensten.
    »Nun, was gibt’s?« Malum nahm noch einen Zug Aronkraut.
    »Es geht um den Soldaten. Um den Anführer.«
    »Den Kommandeur?«
    »Ja.« Der Kundschafter grinste. »Es wird dir gefallen. Ich bin ihm gefolgt, wie du befohlen hattest. Und du hattest recht.«
    »Womit?«
    »Der Soldat wurde beobachtet, wie er in einen Laden ging, in dem Männer sich Männer kaufen … «
    Malum dachte darüber ein Weilchen nach. Seine Intuition hatte sich als richtig erwiesen und … es würde nicht gehen. Keinesfalls würde er seinen Männern erlauben, für so einen zu kämpfen. Das war einfach nicht in Ordnung. Dann überlegte er, wie er den Albino mit seinen abscheulichen Handlungen konfrontieren könnte.
    Malum hielt sich selten damit auf, ins Bett zu gehen. Lieber ließ er sich in einem Sessel nieder, las oder rauchte oder blickte nachdenklich auf den Boden seines Wodkaglases. Beami hatte ohnehin die ganze Nacht über ihren Relikten verbracht, und in letzter Zeit schien es angenehmer zu sein, wenn ihre Pfade sich nicht kreuzten. Von mir aus gern .
    Nein, an diesem Morgen, dem Tag des Streiks, musste er besonders früh aufstehen. Seine Tätowierung hatte rasch zu heilen und zu verschorfen begonnen – eine wohltuende Nebenwirkung seiner Unnatur . Er streckte sich, um wach zu werden, und prüfte seine Ausrüstung: drei Kurzschwerter, ein Messer, ein Schlagring – das war nicht viel, doch er konnte bestens boxen und zur Not auch seine Fänge benutzen. Auch setzte er diesmal eine dunkelblaue Maske auf, wie alle Mitglieder der Bloods sie heute tragen würden, und zog dazu einen braunen Ledermantel und dicke Stiefel an.
    Nach einem raschen Frühstück verließ er das Haus. Die Wolken hatten sich verzogen, und die Sonne färbte den Tag dunkelrot. Es würde ein frischer Morgen werden. Manchmal schien ihm diese Eiszeit künstlich, als hätten sich tausend Kultisten zusammengetan, um das Reich Minustemperaturen zu unterwerfen. Mitunter weckte ein warmes Lüftchen Hoffnungen auf Frühling, doch gleich darauf wehte von Norden her wieder ein eisiger Wind.
    Die Hände in den Taschen, ging er zum vereinbarten Treffpunkt, einer Ecke des Basars an der Grenze von Allmende und Salzwasser. Die Streikenden würden vom Port Nostalgia zu den Onyxflügeln ziehen. Das war eine beeindruckende Strecke, die durch einige der reichsten Viertel der Stadt führte, unmittelbar an den Häusern wohlhabender Geschäftsleute vorbei.
    Ungefähr fünfzig seiner Männer mit ihren dunkelblauen Masken waren schon versammelt. Auch viele Streikende würden Masken tragen, denn niemand wollte von den Behörden erkannt werden, wenn er politisch Ärger machte. Als Einzelne konnten sie leiden, doch vereint würden sie sich zur Wehr setzen – aber ebendiese Vereinigung würde nun zu ihrem Niedergang führen.
    Malum gab seine Anweisungen. Sie würden sich unter die Streikenden mischen, die nun zu einer großen Menge angeschwollen waren, und so tun, als wären sie Teil des Protests. Lutto hatte der Infanterie befohlen, die reichen Viertel im Umkreis des Streikmarschs zu schützen. Also waren hier auf dem Basar nur niedrige Dienstränge der Inquisition zugegen. Doch es gab Spannungen, weil das Militär versuchte, die Bürger auf Luttos Seite zu ziehen und die Soldaten deshalb angewiesen waren, keine Zivilisten anzugreifen. Also konnten nur die Banden Gewalt ausüben. Auch Dannans Gang tauchte auf (in schwarzen Masken), doch seine Leute blieben unter sich. Bald waren alle zugegen und wussten genau, was sie zu tun und wohin sie sich zu wenden hatten.
    Durch Allmende und an den Gemeindebauten vorbei hielten sie nach Norden auf Shanties zu, wo der Marsch der Streikenden beginnen sollte.
    Rumel und Menschen, Arbeiter des Meeres und des Tage- und Untertagebaus, Schmiede, Maurer und Schauerleute waren gekommen – sehr

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