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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Womöglich war es seine Paranoia. In diesen Straßen beschlich einen dieses Gefühl manchmal, und doch …
    War da vielleicht wirklich jemand?
    Im Dunkeln?

KAPITEL 13
    W ieder ein Krach mit Beami, wieder ein schlechter Start in den Abend. Ihre gesamte Zeit vertat sie mit diesen dämlichen Relikten, an denen sie ständig bastelte, um ein wenig Geld zu verdienen. Als ob sie davon noch mehr bräuchten! Doch sie wollte nicht auf ihn hören, sondern ihr Ding durchziehen. Dieses seltsame Hobby schien anfangs ganz unwichtig gewesen zu sein – vor Einbruch der Eiszeit hatte sie die Sicherheit genossen, die er ihr gewährt hatte, aber auch seine wilde Seite, seine Leidenschaft und Ausgelassenheit. An diesem Abend dagegen hatten sie einmal mehr endlos über den Zustand ihrer Ehe debattiert, bis Malum schließlich aus dem Zimmer gestürmt war.
    Er wollte auf der Stelle ausgehen und mit einer anderen schlafen, doch von den offenkundigen Konsequenzen abgesehen, hatte ihn dieses Denken erst in dies Chaos geraten lassen. Vor Jahren war er ausschließlich von einer Frau zur anderen getrieben, wild und frei, stets nur für Momente gebunden. Er hatte eine intensive Affäre mit einer kettenrauchenden Alkoholikerin gehabt … wie hieß sie noch? Egal. Sie durfte ihn schlagen. Später dann hatte er entdeckt, wie wütend sie darüber war, ihre Sehnsucht nach Vampirismus unterdrücken zu müssen.
    Letztlich hatte er sich die Sache bei einer billigen Nummer eingefangen. Bedröhnt hatte er sie gebeten, ihn zu beißen. Angefleht hatte er sie, und widerstrebend hatte sie schließlich nachgegeben, die Fänge gebleckt und sie ihm in den Hals geschlagen, doch weil in ihrem Blut so viel Alkohol schwamm und in seinem so viele Drogen, war etwas schiefgegangen. Es hatte einen Übertragungsfehler gegeben.
    Und er war nicht richtig infiziert worden.
    Die Frau verließ ihn am nächsten Tag, und er sah sie nie wieder. Egal, was seinen Vampirismus ausgelöst hatte: Er war nur mit halber Kraft auf ihn übergegangen; darum hatte er nicht ständig den Drang, Blut zu trinken. Seine Wut staute sich, die Muskeln verhärteten sich im Lauf der Woche, sein Alterungsprozess verlangsamte sich, doch es fühlte sich nie vollständig an, und auch er selbst fühlte sich nun seltsam halb. Seit er gebissen worden war, schien sein Leben eine einzige Sehnsucht nach mehr zu sein. Als seine Ganggenossen ihn baten, sie per Biss zu infizieren, empfingen auch sie diese verdünnte Form und brachten es ebenfalls nur zu Halbvampiren.
    Er brauchte einige Zeit, um sich an seinen neuen Körper zu gewöhnen, und hatte bei einer Hexe Hilfe gesucht, die seine Wunden gegen viel Geld gewissenhaft behandelt hatte. Vampire seien nicht unsterblich, hatte sie ihn gewarnt, und zudem anfällig für viele Todesarten … Darum, so hatte sie gefolgert, seien sie so selten.
    Es handelte sich nicht um ein Märchen, und es gab nichts zu schwärmen. Er war ein gewalttätiges Ungeheuer.
    Durch die Türöffnung im zweiten Stock sah Malum über die Dachlandschaft nach Süden. Da und dort funkelten mitunter Lichter und beleuchteten vornehme Stadthäuser und das Leben ihrer Bewohner. Bisweilen schlich eine schattenhafte Gestalt im Mondlicht von Haus zu Haus, und Malum konnte nur vermuten, in welcher Angelegenheit sie unterwegs war.
    Breitbeinig saß er auf einem Stuhl, die Hände an der Rückenlehne, die Zähne vor Schmerz zusammengebissen. Er hatte darauf bestanden, die Tür offen zu lassen, damit eisige Windstöße eindrangen, und doch stand ihm Schweiß auf der Stirn. Ein Stängel Aronkraut glomm in seiner Hand, und wenn das Stechen zu stark wurde, nahm er einen Zug. In solchen Situationen war er froh, dass seine Maske nur die obere Gesichtshälfte verbarg.
    Ein alter Mann in weißem Kittel tätowierte ihm mit ruhiger Hand auf den Rücken, was eigentlich ein Holzschnitt gewesen war. Immer wieder trug er schwarze Tinte auf und setzte dann seine Instrumente ein, und stets durchzuckte Malum der Schmerz, ehe das, was ihn keinen richtigen Menschen sein ließ, die Qualen minderte.
    Der Alte praktizierte ihm auf schmerzendem Wege Kunst unter die Haut, und ob Symbole oder Ornamente: Jede Linie hatte Sinn und Bedeutung. Er war ein fleißiger Tätowierer. Gläser mit stechend riechender, farbiger Tinte füllten den Beistelltisch. Die Pantoffeln des Künstlers schlurften über den Fliesenboden. Schaubilder mit Motiven hingen an den Wänden und flatterten im Wind.
    Malum sog erneut an seinem Glimmstängel und

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