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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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den Sack auf den Boden. »Nicht das Geringste. Du bist hier mit mir sicher, verstanden?«
    »Verstanden. Was ist in dem Sack?«
    »Ich dachte, wir könnten mal wieder was Anständiges essen … «
    »Das ist sehr nett.« Zu sehen, wie viel Mühe er sich gab, freundlich zu ihr zu sein, steigerte ihre Gewissensqual nur. Ihn so zu erleben, gab ihr das Gefühl, sie sollte es wenigstens versuchen mit ihm. War sie denn verrückt, sich in eine derart prekäre Lage zu begeben? Sie sollte ihre Gefühle unbedingt wieder ein Stück weit in den Griff bekommen.
    Schließlich war sie eine Kultistin! Sie sollte die mächtige Frau sein, die die alte Technologie nutzen konnte, und stattdessen war sie so … erbärmlich . Das war nicht sie. Das entsprach nicht ihrem Wesen.
    Beim Abendessen kam zwischen Malum und Beami kaum ein Gespräch in Gang. Immerhin war das besser als ein weiterer Krach, denn zu Streit war es letzthin viel zu oft gekommen. Sie begannen Debatten, die auf älteren Scharmützeln fußten. Jede Beleidigung stand in direktem Zusammenhang mit einer Reihe von Vorgängerinnen, und die Worte, die dann fielen, rückten Orte, Ereignisse, Bilder ihrer zunehmend zerrütteten Beziehung vor Augen.
    An diesem Abend bemühte er sich sehr, sein forciert männliches Auftreten, das gespreizte Getue und die Angeberei beiseitezulassen. Ausnahmsweise hatte er seine Maske in einem anderen Zimmer gelassen. In solchen Momenten erinnerte ihr Gatte sie noch an den Mann, den sie einst kennengelernt hatte: Wortgewandt und aufrichtig war er ihr damals begegnet, doch sie hatte nur knapp geantwortet und sich bisweilen unvermittelt stark vor ihm gefürchtet. Schließlich hatte er sie gemustert wie einen Preis, den er nicht gewinnen konnte.
    Zwischen zwei Gängen des Essens sah sie ihn, als er sich unbeobachtet glaubte, aus einem Fläschchen trinken. Ist das ein Gebräu von dieser Hexe?
    Dann verlagerte sich das Geschehen ins halbdunkle Schlafzimmer, wo er sich einmal mehr abmühte, mit ihr zu schlafen, während sie von Schuldgefühlen gebeutelt wurde. Im schwachen Schein farbiger Laternen war sein Körper nur umrisshaft sichtbar. »Ich denke, heute kann ich«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Wie stets zog er ihr rasch die Gewänder ab, machte sich an die Unterwäsche und küsste ihren Hals: raue Stoppeln auf zarter Haut. Ihre Schuldgefühle und seine Berechenbarkeit raubten ihrem Treiben bald die letzte Spannung.
    Sie schloss die Augen und dachte an Lupus.

KAPITEL 18
    D er Kerl ist schwul?«, fragte JC .
    »Im Ernst?«, ergänzte Duka.
    Es schneite, als die drei im Port Nostalgia vorgebeugt zusammenstanden. Das Licht beider Monde schillerte vielfach gebrochen auf dem Meer, und Malum musterte die Wellenkämme, ob etwas Ungewöhnliches zu sehen sei. Gerade erst hatte er Mitglieder der Inquisition geschmiert, damit sie vertuschten, dass seine Jungs sich einiger blutiger Leichen allzu unbekümmert entledigt hatten, und es gab noch viel zu tun. Im Untergrund das Sagen zu haben, war kein Zuckerschlecken, sondern eine Schufterei, und das meiste musste er selbst erledigen.
    Es dämmerte, und die Straßen waren nach einem geschäftigen Tag ruhig geworden – sogar die Gebäude schienen erleichtert auszuatmen. Die Stadt ging entspannt dem Abend entgegen.
    Malum wunderte sich stets aufs Neue, dass trotz der Eiszeit noch so viel gehandelt wurde. Pferde trabten durch die sich leerenden Straßen, und wie immer stieg irgendwo Dampf aus einer Feuerkornleitung in die kalte Luft, die Villiren wie ein Heer aus tausend Geistern plagte.
    »Und was fangen wir damit an?« JC trat von einem Bein aufs andere, um nicht auszukühlen, und hatte die Hände in den Taschen seines Kapuzenumhangs vergraben. Malum blickte ihn an und fragte sich, ob er wieder betrunken war. JC konnte seine Unfähigkeit, einen Tag durchzustehen, ohne das Zeug anzurühren, immer sehr gut verbergen. Er war längst nicht mehr gut in Form, und seine sommersprossigen Wangen waren in letzter Zeit aufgedunsen. Früher oder später würde Malum wohl ein ernstes Wort mit ihm reden und ihm vielleicht sogar drohen müssen, ihn aus der Gang zu werfen, falls er sich nicht endlich zusammenrisse.
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass eine Schwuchtel das Kommando hat. Ob wir anderen davon erzählen sollen? Also Lutto und so?«
    »Das bringt vermutlich nicht viel.« Malum hatte ihnen von dieser Entdeckung nicht erzählen wollen, da er wusste, dass Abscheu sie überkommen und ihr Denken trüben würde. Diese Männer

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