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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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war? Malum überlegte flüchtig, wie es wäre, mit ihr zu schlafen. Dann begriff er, dass es so sein würde wie mit jeder Frau in letzter Zeit: frustrierend.
    Dannan ächzte, und Malum fasste ihn ins Auge. Er trug eine knappe schwarze Kniehose und eine Kapuzenjacke aus Wildleder. Sein Gesicht wirkte noch kantiger als sonst, und ab und an schloss er die Augen, als empfände er Schmerzen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Malum, um etwas zu sagen, nicht aus Höflichkeit. Die seltsame Vorführung, der er sich gegenübersah, ließ ihn die Braue zücken.
    Wieder ächzte Dannan und beugte sich unvermittelt vor, als wollte er sich übergeben, doch nichts kam ihm aus dem offenen Mund. Der Silberkamm schlitterte seinem Besucher entgegen. Die männliche Banshee versuchte zu husten. Dem folgte seltsamerweise eine lastende Stille, als wäre das ganze Zimmer ertaubt. Da erst bemerkte Malum Dannans scharfe Zähne und erkannte, dass sein Gegenüber fast lächelte, als genösse es seine Schmerzen.
    »Ja … danke!« Dannan spuckte die Worte nahezu hervor.
    Malum wandte sich an die übrigen Männer. »Braucht er vielleicht Wasser?«
    »Mir geht’s gut.« Dannan setzte sich etwas gesitteter hin, beugte sich zum Fenster, schaute nach links und rechts über den Hafen und drehte sich wieder zu Malum um. In seinen Augen standen winzige rote Adern. »Es ist nur jemand gestorben.«
    »Wie meinst du das?«
    »Da draußen.« Dannan wies mit dem Kopf aus dem Fenster. »Da hat es gerade einen Toten gegeben.«
    »Woher weißt du so was nur? Warst du deshalb nicht beim Marsch der Streikenden?«
    Dannan funkelte ihn heftig an. Seine Augen schienen ihre Farbe ständig zu wechseln, und je länger man sie ansah, umso schlechter ließen sie sich beschreiben. »Ich weiß so was einfach, kapiert? Ich hab dir meine Männer für den Streik geschickt – nach mir hast du nicht gefragt.«
    »Stimmt.« Malum hatte nicht gewusst, ob Dannan bei dem Gemetzel gewesen war (schließlich hatten alle Männer Masken getragen), aufgrund seiner seltsamen Reaktion auf den Tod aber vermutet, dass er an den üblichen Aktivitäten seiner Gang nicht teilzunehmen vermochte.
    »Du hast nicht zufällig Aronkraut dabei, was? Ich bin gerade blank.«
    »Nein.« Malum bückte sich, hob den Kamm auf, stellte fest, wie akribisch er gefertigt war, und warf ihn Dannan lässig zu. »Ich bin wegen des Albino-Kommandeurs hier, der sich neulich mit uns getroffen hat, damit unsere Gangs ihm helfen.«
    »Was ist mit ihm?« Dannan fuhr sich ein letztes Mal durchs Haar und legte den Kamm mit seinen langen, dürren Fingern anmutig aufs Fenstersims.
    »Der Kommandeur ist schwul«, verriet Malum. »Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich lasse meine Männer nicht für so einen arbeiten, falls du mich verstehst. Meine Männer kämpfen für echte Männer.«
    »Schwul, sagst du?«, erwiderte Dannan und gewann seine Fassung langsam zurück. »Und was sollen wir nun deiner Meinung nach tun? Und was springt für meine Leute dabei heraus? Mein Geschmack deckt sich auch nicht gerade mit dem der Masse.«
    »Es kommt auf Würde und Ehre an – darauf, das Richtige zu tun«, behauptete Malum. Für ihn war es ganz unnatürlich, dass zwei Männer miteinander intim wurden, und er glaubte, er müsse dem Kommandeur etwas klarmachen. »Hör mal, ich muss wissen, ob deine Gang überlegt, ihn zu unterstützen. Wenn dieser Krieg die Stadt erreicht, meine ich.«
    »Das hatten wir erwogen. Vielleicht müssen wir kämpfen, um zu verteidigen, was wir uns erstritten haben. Krieg ist schließlich nichts anderes als ein Revierkampf im großen Stil, stimmt’s?«
    Malum lachte auf. »Vermutlich. Hör mal, wir kommen gut klar, deine Leute, du und ich. Wir sind uns ähnlich – wir sind beide nicht natürlich . Von Zeit zu Zeit arbeiten wir zusammen, nehmen uns die Gewerkschaften vor und so. Ich will diesem Kommandeur eine Lektion erteilen. Ich will noch mal in die Zitadelle gehen und ihm sagen, er soll sich seinen Krieg in den Hintern stecken, und ich schätze, er wird sich dann schon auf etwas versteifen. Ich verabscheue Soldaten ohnehin, darum meine ich … man sollte ihm eine Abreibung verpassen, ein Exempel statuieren. Vor allem müssen wir noch so eine Schau abziehen wie mit den Gewerkschaften, denn ständig stöhnen mir Kaufleute vor, dass sie nicht länger so hohe Verteidigungssteuern zahlen wollen, diese Herzchen. Nein, ich glaube, eine Demonstration unserer Kraft kann uns nur nützen.«
    »Und wie willst du den

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