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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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von etwas Dunklerem, Strukturierterem verdeckt. Der Wind frischte auf, in der Ferne rauschten Bäume, aufgeschreckte Vögel flohen aus der Deckung. Beamis Herz pochte rasend, doch sie war zu fassungslos, um Lupus zu wecken, und starrte nur stumm nach oben.
    Es wurde vollkommen still, als die Erscheinung nun ein Stück überm Boden schwebte. Beami wusste nicht, wie weit entfernt sie war, doch für einen Moment schien das, was sie sah, tatsächlich eine Art Stadt zu sein, denn es erinnerte sie an abendlich erleuchtete Straßen und Häuser.
    Kaum aber war das Gebilde erschienen, löste es sich wieder in nichts auf, und das Sternenzelt sah aus wie zuvor. Beami rückte vorsichtig vom schlafenden Lupus ab, ging eine Viertelstunde im Gras herum, legte immer wieder den Kopf in den Nacken und wartete darauf, dass der Umriss zurückkehrte.
    Ihre Affäre war in einer anderen Zeit, ja einer anderen Dimension sicher aufgehoben, doch nun, da sie wieder in ihrem Haus waren – in Malums Haus vielmehr – , bestürmten Schuldgefühle Beami wie eine plündernde Armee.
    Lupus wollte ihren Nacken liebkosen, um ihr ein Behagen zu verschaffen, das plötzlich ferngerückt war. Mit den Fingerspitzen strich sie über seine gestärkte Uniform. Wie strukturiert und adrett er trotz seiner entspannten Art war, wie ungemein gepflegt! Sie kam zu dem Schluss, dass er diese Disziplin bei der Armee gelernt haben musste.
    Plötzlich schob Beami ihn weg und sagte: »Nicht hier, wo wir so gefährdet sind.«
    Sie vermochte ihm nicht einmal in die Augen zu blicken, sondern sah über seine Schulter nach draußen. Zwar schneite es nicht mehr so stark, erinnerte aber doch dauernd an die Probleme, denen sich alle Bewohner der Stadt gegenübersahen.
    »Was ist jetzt wieder los?«, maulte er.
    Wieso verstand er sie nicht, nachdem sie ihm doch so viel erzählt hatte? »Ist es dir denn egal, ob wir erwischt werden?«
    »Eigentlich ja.«
    »Aber mir nicht, klar? Immerhin ist es mein Leben, das zerstört werden könnte.«
    »Ich könnte dein Leben sein, Bea. Ich allein . Wenn mein Einsatz hier beendet ist, werde ich meinen Abschied nehmen.«
    »Du bist längst mit der Armee verheiratet. Wir betrügen nicht nur meinen Mann, sondern auch deine große Liebe.«
    »Ich werde meinen Abschied nehmen, sobald –«
    »– der Krieg beendet ist, ich weiß«, unterbrach sie ihn. »Der Krieg, in dem womöglich fast alle Bewohner Villirens sterben. Glaubst du, ich gebe alles auf für das Versprechen eines Mannes, der jeden Moment getötet werden kann? Versuch doch endlich mal zu begreifen, welche Folgen das hätte!«
    »Warum sagst du das alles? Wir haben doch schon darüber gesprochen.« Lupus legte ihr die Hand auf die Schulter, doch sie schüttelte sie ab.
    Warum bist du nur in die Armee eingetreten? , wollte sie ihn fragen. Und warum musst du noch immer Soldat sein, wo du nun zum zweiten Mal in mein Leben einbrichst?
    Draußen näherten sich Schritte. Erschrocken schob sie ihn von sich weg und flüsterte: »Malum.« Lupus nickte und trat noch ein paar Schritte weiter zurück.
    Die Tür ging auf. Ihr Gatte kam mit einem Jutesack bepackt herein und musterte die beiden aus dem Dunkel seiner Kapuze.
    Beami hatte das Gefühl, ihr ganzes Leben stürze gleich in sich zusammen.
    Lupus grüßte ihn. »Sele von Jamur, Sir!«
    Malum stand maskiert da – das hatte sie einst mit Ehrfurcht betrachtet, doch nun fand sie es lächerlich. Von der Schwelle her taxierte er die Situation.
    »Was tut Ihr hier, Soldat?«, knurrte er.
    Lupus’ Stimme blieb vollkommen ruhig. »Ich inspiziere die Anwesen der Altstadt und informiere die Bewohner über Gefahren, die bald auftauchen mögen. Ihr könntet umquartiert werden, falls Ihr das für sicherer haltet.«
    »Unsinn«, ächzte Malum und fragte Beami dann: »Bedrängt er dich?«
    »Er macht keine Umstände. Ich verstehe, dass ein Soldat seine Pflicht zu tun hat – zum Wohle der Stadt.«
    »Meinetwegen.«
    Lupus wandte sich erneut an Malum. »Kenne ich Euch nicht, Sir?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Sir, Madam – guten Tag!« Lupus nickte beiden knapp zu und ließ Beami mit ihrem Mann allein.
    Sie versuchte, weiter ganz entspannt zu wirken.
    »Scheißsoldaten.« Malum schloss die Tür. »Die glauben, sie können sich alles leisten, weil die Stadt bedroht ist.«
    »Meinst du, wir haben etwas zu befürchten?« Beami mühte sich, ihm in die Augen zu sehen, um ihm zu zeigen, dass sie nichts zu verbergen hatte.
    Er schob die Kapuze vom Kopf und setzte

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