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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Und dann habe ich gesehen …“, Philipp stockte kurz, „… ich habe mit angesehen, wie mein Vater einen der Welpen gepackt hat, als die Mutter dem Kleinen den Rücken zuwandte. Ich habe auch von dem Fleisch gefressen, denn Papa und ich waren fast verhungert.“
    Nyroc wurde klar, dass er Philipp zwar seit dem Tag seines Schlüpfens kannte, aber eigentlich nichts über ihn wusste. „Wie bist du überhaupt zu den Reinen gekommen, Philipp?“, fragte er. „Und warum? Und wieso sprichst du immer nur von deinem Vater? Hast du denn keine Mutter?“
    Auf einmal wollte Nyroc alles über seinen Freund erfahren.
    „Das ist eine lange Geschichte“, erwiderte der Rußeulerich, „und ich habe fürchterlichen Hunger.“
    „Aber wo sollen wir etwas zum Fressen herbekommen? Wir können den Bau nicht verlassen.“
    „So ein Fuchsbau ist weitläufig. Bestimmt stöbern wir ein paar Mäuse auf. Und dann musst du mir erst einmal deine Geschichte erzählen, Nyroc.“
    „Meine Geschichte?“
    „Worum geht es bei unserer Suche nach der Wahrheit? Du hast gesagt, du erzählst es mir noch. Warum haben wir deine Heimat verlassen? Deine Mutter hat Verfolger auf uns angesetzt. Wir riskieren unser Leben!“
    „Ich …“ Wie sollte Nyroc anfangen? „Hast du schon mal Bilder im Feuer gesehen, Philipp?“
    Der Rußeulerich schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Nein. Ganz bestimmt nicht.“
    „Aber ich“, sagte Nyroc. „Gwyndor glaubt, dass ich ein Feuerseher bin.“
    „Ein Feuerseher! Nur ganz, ganz wenige Eulen besitzen diese Gabe. Und du gehörst dazu?“
    „Ja. Und was ich in den Flammen gesehen habe, war furchtbar.“
    „Was hast du denn gesehen?“
    „Den Tod meines Vaters.“
    „Still! Kein Wort mehr!“ Philipp steckte den Kopf unter den Flügel. „Sonst sterbe ich.“
    „Wieso stirbst du, wenn ich dir erzähle, dass nicht mein Onkel meinen Vater getötet hat, sondern ein fremder Bartkauz?“
    Es dauerte einen Augenblick, bis Philipp den Kopf wieder unter dem Flügel hervorzog. „Als du geschlüpft bist, Nyroc, hat deine Mutter uns allen strengstens verboten, über den Tod deines Vaters zu sprechen. Wer sich nicht daran hielte, würde hingerichtet, hat sie gesagt.“
    „Heißt das, es ist wahr und alle haben es gewusst? Alle außer mir?“
    „Nun, es hatte sich herumgesprochen, was damals in der Schlacht mit den Wächtern von Ga’Hoole geschehen ist.“
    „Dann stimmt es also, dass sich mein Vater und seine Truppe gar nicht vor einer Rauchgasexplosion in die Höhle geflüchtet haben?“
    „Im Gegenteil. Sie wollten den Wächtern eine Falle stellen und haben sie hinter sich hergelockt. Sie hatten einen Höhlenkauz namens Digger als Geisel genommen. Digger war ein sehr enger Freund deines Onkels Soren.“
    „Erzähl mir, was wirklich passiert ist.“
    „Dein Onkel und dein Vater kämpften miteinander. Dein Onkel war mit einem Eisschwert bewaffnet, dein Vater mit Feuerkrallen. Soren trieb deinen Vater in die Enge, aber im entscheidenden Augenblick brachte er es offenbar nicht über sich, seinen eigenen Bruder zu töten. Doch da griff ein anderer Wächter ein, ein Bartkauz …“
    Alles, was Philipp erzählte, hatte Nyroc im Feuer gesehen. Als der Rußeulerich seine Schilderung beendete, blieb es eine ganze Weile still. Dann ergriff Nyroc das Wort: „Die Flammen haben mir noch mehr offenbart. Sie haben mir meine Mutter gezeigt. Ihr Gefieder war blutbespritzt, aber sie kam nicht aus einer Schlacht. Sie tötete grundlos andere Eulen. Sie wollte auch ein Eulenmädchen umbringen, das meinem Onkel sehr ähnlich sah.“
    „Das könnte vielleicht seine Schwester Eglantine gewesen sein.“
    „Willst du damit sagen, dass ich eine Tante habe? Wollte meine Mutter etwa meine Tante töten?“
    „Es sind gewisse Gerüchte im Umlauf. Manchmal hört man etwas von den Freien Schmieden, aber auch von anderer Seite. Ich weiß nicht, ob irgendetwas davon auf Tatsachen beruht. Es heißt, Eglantine hätte das Ei zerschmettert, das deine Mutter gelegt hatte, bevor sie dich bekam. Allerdings war ich noch sehr jung, als mich mein Vater zu den Reinen brachte. Es kann gut sein, dass das, was du im Feuer gesehen hast, vor meiner Zeit stattgefunden hat. Oder aber ich war noch zu klein, um es zu verstehen. Gerüchte gab es jedenfalls immer schon.“
    „Und was hört man über den Großen Baum? Erzähl mir etwas über Ga’Hoole!“
    Philipp schloss die Augen und sagte: „Ich kann’s nicht glauben, dass wir über diese Dinge

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