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Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Titel: Die Legende der Wächter 1: Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Brustgefieder einer Eule. Soren und Gylfie warteten geduldig darauf, dass ihre Flugfedern wuchsen. Tag für Tag nahm Soren eine kurze Bestandsaufnahme vor. Ihm sprossen tatsächlich Flugfedern. Sie waren noch nicht ganz draußen, aber man sah schon die Ansätze. Wenn er nach Eulenart den Kopf zurücklegte und beinahe einmal ganz herumdrehte, konnte er auch seine Steuerfedern begutachten, und wenn er sich unbeobachtet glaubte, übte er mit dem Schwanz schon einmal Lenkmanöver. Die Erste-Flug -Feier musste unter den gegebenen Umständen natürlich ausfallen. Im Gegenteil, Soren lebte in der beständigen Furcht, man könnte ihm höchst unfeierlich mitteilen,er sei in die Kategorie SN F – ‚Soll Nicht Fliegen ‘ – gesteckt worden, wie es offenbar der Fleckenkäuzin mit der Nummer 12-8, der früheren Hortense, passiert war. Das hing ja angeblich mit ihrer streng geheimen Tätigkeit als Glucke zusammen, wie Hortense immer wieder betonte.
    „Eigentlich haben wir doch schon eine ganze Menge herausgefunden“, meinte Gylfie eines Tages, als sie von ihrem Dienst in der Kampfkrallenwartung zurückkehrte. Sie war stets zuversichtlich, dass sie und Soren schon davonfliegen würden, wenn es so weit war. Vorläufig kam es weit mehr darauf an, das Gewirr aus Schluchten und Gängen zu erforschen, aus dem sich das Sankt Äggie zusammensetzte. Nur wenn sie sich hier auskannten, glaubte Gylfie, würden sie fliehen können, ohne wieder eingefangen zu werden. Nur auf diese Weise würden sie andere Eulen vor den finsteren Machenschaften von Skench, Spoorn und ihren Helfershelfern warnen können.
    „Stell dir vor, was ich heute in der Kampfkrallenkammer erfahren hab e …“
    Soren blickte interessiert und Gylfie fuhr fort: „Also, die Kampfkrallen schiebt man sich über die eigenen Krallen, aber sie werden nicht hier in Sankt Ägolius angefertigt. Hier werden sie nur notdürftig repariert, wenn erforderlich, aber ursprünglich stammen sie von woandersher, von Schlachtfeldern.“
    „Was für Schlachtfelder denn? Ich habe zwar nicht lange in Tyto gelebt, aber meine Eltern haben nie irgendwelche Schlachten erwähnt, Gylfie. Deine vielleicht?“
    Gylfie überlegte lange. „Nei n … Und unsere beiden Entführer haben damals auch keine solchen Kampfkrallen getrage n …“
    „Wozu auch? Wir waren doch wehrlose Küken. Unsere eigenen Krallen waren noch gar nicht richtig ausgehärtet.“ Hierauf blinzelte Gylfie, als habe Soren etwas geäußert, was ihr zu denken gab. Wieder schwieg sie eine Weile.
    „Du sagst es, Soren! Um Jungvögel wie uns zu entführen, braucht man keine Kampfkrallen. Nein, die haben etwas ganz anderes mit uns und den Kampfkrallen vor! Kennst du die dritte Ga’Hoole-Legende, in der die Seeschlangen, die sich sowohl an Land fortbewegen als auch im Meer schwimmen können, einen finsteren Plan schmieden? Sie wollen alle Eulen und Vögel ins Meer zerren und ertränken, damit sie Alleinherrscher zu Lande und zu Wasser werden.“
    „Ja, die Geschichte kenne ich.“
    „Ich glaube, dass Skench und Spoorn etwas ähnlich Schreckliches vorhaben.“
    Soren wollte einwenden, dass die Geschichte von den Seeschlangen bloß eine Legende sei, die sich nicht wirklich so zugetragen habe. Er wollte sagen, dass es gar keine Seeschlangen gäbe und so weiter, aber er ahnte, dass es darauf nicht ankam. Das Sankt Äggie gab es, und es war durchaus möglich, dass Skench und Spoorn ähnliche Pläne hatten wie die Seeschlangen. Vor seinem inneren Auge erblickte Soren, wie das ganze Waldkönigreich Tyto, das Wüstenkönigreich Kuneer und alle anderen Eulenländer der Welt in einem schaurigen Strudel in die Felsenwelt von Sankt Ägolius gesogen wurden.
    „Daraus folgt“, führte Gylfie weiter aus, „dass wir vor unserer Flucht möglichst viel über das Sankt Äggie herausbekommen müssen. Wir müssen herausfinden, was es mit diesen so unermesslich wertvollen Tupfen auf sich hat und welches Unheil den Eulen dieser Welt droht. Wir haben die Pflicht, die anderen zu warnen! Darum zerbrich dir nicht den Kopf über das Fliegen, freu dich lieber, wie viel wir inzwischen in Erfahrung gebracht haben! Wir kennen jetzt schon das Gewöllorium in- und auswendig, wir wurden auf Grillenjagd geschickt, und jetzt wissen wir auch, was Kampfkrallen sind. Das letzte Rätsel, das wir noch knacken müsse n – verzeih das Wortspie l – ist, was es mit dem Eiersaal und den komischen Glucken auf sich hat.“
    „Das ist ja bekanntlich streng

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