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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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auch nicht jünger und mit meinem verstümmelten Flügel bin ich bestimmt ein Mitleid erregender Anblick.
    Einerseits hinderten die anderen Eulen Siv daran, ihren Sohn allein zu sehen, andererseits war sie froh, dass Gränk Unterstützung hatte. Sie musste Geduld haben.
    Eines Nachts hatte sie endlich Glück. Hoole war allein an die Bucht gekommen. Und wenn ich zu ihm hinunterfliege und ihn anspreche? Stromer sprechen jeden an, dem sie begegnen.
    Siv wechselte auf die Erle über, auf der Hoole saß. Er drehte sich überrascht nach ihr um. Die Fremde war eine Fleckenkäuzin, aber was hatte sie mit ihrem Gefieder angestellt? Überall steckten Flechten, Beeren und die bunten Federn anderer Vögel.
    „Warum siehst du so … so komisch aus?“, fragte er.
    „Weil ich eine Stromerin bin.“ Siv hatte nicht bedacht, dass Hoole die Insel noch nie verlassen hatte. Offenbar hatte sich noch kein Stromer hierher verirrt. „Hast du noch nie von uns Stromern gehört?“
    „Nein. Auch Onkel Gränk hat mir noch nie davon erzählt.“
    Siv versetzte es einen Stich im Magen. Er nennt Gränk ,Onkel ‘ !
    Auch Hoole hatte ein sonderbares Gefühl. Er rückte näher an die fremde Käuzin heran. Siv konnte sich kaum noch beherrschen. Wie gern hätte sie ihren Sohn in die Flügel geschlossen! Hoole musterte sie lange. Siv war, als könnte er geradewegs in ihren Magen blicken und sehen, was für ein Aufruhr darin herrschte.
    „Ich kenne dich“, sagte Hoole nach einer Weile.
    Siv legte vor Schreck die Federn an. Dann schüttelte sie energisch den Kopf. „Du musst dich irren. Wir sind uns noch nie begegnet.“
    „Ich kenne dich trotzdem. Ich … ich habe dich im Feuer gesehen.“
    Großer Glaux, er ist ein Flammenseher wie Gränk! Ob Gränk davon weiß?
    „Ich habe gesehen, dass du herkommst“, fuhr Hoole fort. „Ich habe auf dich gewartet.“
    „Ach ja?“
    „Ich kann es nicht richtig erklären, aber als ich dich in den Flammen gesehen habe, hat sich mein Magen plötzlich ganz leer angefühlt. Jetzt, wo du hier bist, ist das leere Gefühl verschwunden.“ Hoole schien selbst erstaunt darüber. „Komm doch mit in unsere Höhle! Dann kannst du Onkel Gränk kennenlernen und Theo und Phineas. Phineas ist mein bester Freund. Theo ist auch mein Freund, aber er ist schon erwachsen. Phineas ist so alt wie ich.“ Es sprudelte nur so aus dem jungen Fleckenkauzheraus. „Bitte komm mit! Du kannst bei uns wohnen. Und für immer bleiben!“
    „Das geht leider nicht“, sagte Siv.
    „Warum denn nicht?“
    „Weil …“
    „Siehst du, dir fällt nichts ein!“
    „Doch. Weil ich … weil ich wieder zu meinen Kindern muss. Ich muss mich um meine Küken kümmern.“
    „Ich will nicht, dass du dich um jemand anderen kümmerst!“
    „Ich muss aber.“ Siv hatte einen Kloß im Hals.
    Hoole hockte wie ein Häufchen Elend auf dem Ast. Auch Siv war jämmerlich zumute, weil ihr Sohn ihretwegen litt.
    In diesem Augenblick tauchten zwei Uhus am Horizont auf. Ein Männchen und ein Weibchen. Sivs Magen krampfte sich so schmerzhaft zusammen, als wäre ein Blitz hineingefahren. Mit dem einen Uhu, dem Weibchen, stimmte etwas nicht. Sie hatte etwas … Dämonisches. Das ist Ygryk!!!
    „Flieg weg, Hoole!“, schrie Siv.

„Eine fremde Eule?“, fragte Gränk. „Wie sah sie aus?“
    „Wie eine Stromerin eben aussieht“, erwiderte Phineas. „Weil sie so viel Zeugs im Gefieder hatte, war es ein bisschen schwer zu erkennen, aber ich glaube, sie ist eine Fleckenkäuzin.“
    „Eine Fleckenkäuzin!“ Gränk flatterte vor lauter Schreck von seinem Sitz an der Höhlenwand auf.
    „Du hast doch gesagt, wenn ich jemals eine fremde Eule auf der Insel sehe, soll ich dir sofort Bescheid geben.“
    Gränk beherrschte sich wieder. „Das stimmt. Du hast alles richtig gemacht.“
    Plötzlich zerriss ein schriller Schrei die Nacht. Der Schrei kam von Hooles Lieblingsbucht.
    „Schnell, Theo!“, rief Gränk. „Du bleibst hier, Phineas. Für dich ist es zu gefährlich. Du bist zu klein.“
    Ein fremdes Uhuweibchen flog auf Hoole zu. Ihr Gefährte nahm Kurs auf die Stromerin.
    „Was soll das?“, rief Hoole.
    „Flieg weg!“, schrie die Stromerin wieder.
    Jetzt schlüpften sonderbare kleine Wesen aus dem Gefieder des Uhuweibchens. „Miebla jeben jipp!“, rief es.
    Was war das für eine Sprache? Und war die Fremde überhaupt ein Uhuweibchen? Ihr Gefieder war struppig und fast schwarz. Eins der kleinen Wesen biss Hoole in die Schulter. Eine sonderbare

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