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Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Gesicht mit Augen und Schnabel hatte der Dämon nur eine flache Vertiefung. Darin schwappte eine wässrige gelbe Flüssigkeit, die rasch verdunstete. Es war ein schauriger Anblick.
    „Wie ist es dir bloß gelungen, ihn zu töten, Hoole?“, rutschte es Phineas heraus.
    Der Schmied wurde hellhörig. „Hoole? Etwa König Hoole?“ Er sank auf die Zehen. „Warum habe ich das nicht gleich gemerkt? Ich bitte um Verzeihung, Euer Hoheit!“
    „Ja, ich bin der König“, sagte Hoole. „Bitte steh wieder auf.“
    „Ihr habt uns gerettet! Eure Magie war stärker als die des Dämons. Aber ich sehe gar nicht, dass Ihr die Glut bei Euch tragt. Wie …?“
    „Du hast ganz richtig gesehen. Ich trage die Glut nicht bei mir. Ich habe dem Dämon nicht mit Magie den Garaus gemacht, sondern mit Unerschrockenheit und Willenskraft. Meine einzige Waffe war deine Schmiedezange. Und jetzt musst du mir versprechen, dass du niemandem verrätst, wer ich bin.“
    „Ich schwöre es, Majestät.“ Der Schmied machte eine bedeutungsvolle Pause. „Ich heiße übrigens Rupert.“
    Hoole wusste, dass Freie Schmiede ihren Namen nur höchst selten preisgaben. Er verneigte sich und erwiderte: „Ist mir eine Ehre, Rupert. Und sei so nett und nenn mich nicht ‚Majestät‘.“

Die drei Freunde hatten das Grenzgebiet zur Wüste Kuneer erreicht. Sie flogen niedrig und beobachteten aufmerksam die Landschaft unter sich. Plötzlich wehte Phineas ein übler Geruch um den Schnabel. Er erspähte eine dunkelgraue, flauschige Kugel, die sich in einem der wenigen Büsche verfangen hatte. Phineas ging in den Landeanflug.
    „Guckt mal!“
    „Was ist denn?“ Hoole landete neben ihm.
    „Dunkle Federn!“
    „Das sind Pelzdunen“, sagte Schneerose. So nannte man den weichen Flaum unter dem Deckgefieder. Während der Mauser fielen die Pelzdunen genauso aus wie die richtigen Federn. Sie waren so leicht, dass sie oft vom Wind davongetragen wurden. Bei den meisten Vögeln war der Flaum allerdings hell.
    Phineas sagte ernst: „Diese Dunen können nur von einem Dämon stammen.“
    Alle drei Eulen legten unwillkürlich die Federn an. Erst nach einer ganzen Weile machte einer von ihnen wieder den Schnabel auf. Hoole drehte den Kopf in den Nacken und blickte nach Südwesten. „Die Wüste ist nicht mehr weit.“
    „Nur ein paar Flugstunden von hier“, stimmte ihm Schneerose zu.
    „Wenn ich ein Dämon wäre, würde ich mich in die Wüste zurückziehen. Die Wüste ist einer der wenigen Orte, an denen man sich ganz bestimmt nicht vor Salzwasser zu fürchten braucht“, sagte Hoole.
    Und was ist mit den Hinterlanden? Im Grunde sind die Hinterlande auch eine Wüste. Die Dämonen kennen sich dort schon aus. Sind sie zurückgekehrt? Oder konnten die Wölfe sie abwehren?
    Hoole schloss die Augen und überlegte. In S’yrthgar trieben Dämonen ihr Unwesen. Der Gletscherpalast war von Aufständischen besetzt. Der Feind lauerte an allen Fronten. Aber noch war es nicht so weit, dass sie losschlagen konnten. Sie mussten sich noch besser vorbereiten. Sollen wir in die Wüste hinüberfliegen und uns auf einen Kampf mit den Dämonen einlassen? Nein, das wäre zu diesem Zeitpunkt sträflicher Leichtsinn.
    Am Vortag hatten sie einen Totstürzer aufgesucht und eine verschlüsselte Botschaft von Gränk vorgefunden. Gränk erkundigte sich nach ihren Fortschritten. Er berichtete, dass die Dämonin Ullrika tatsächlich ein eigenes Dämonenheer anführte. Ob es sich dabei um jene Aufständischen handelte, die den Gletscherpalast besetzt hielten, hatten allerdings weder Joss noch Theo bestätigen können.
    Hooles Magen war in Aufruhr, aber er mahnte sich zur Geduld. Nur nichts überstürzen!
    „Lasst uns umkehren“, sagte er. „Ich will noch einmal in Ruperts Schmiedefeuer schauen.“
    Sie machten kehrt und flogen nach Ambala zurück.
    „Nanu! Ihr seid schon wieder da?“ Der Schmied war überrascht. „Habt ihr etwa noch andere Dämonen aufgespürt?“
    „Ich fürchte, ja“, erwiderte Hoole. „Ich hätte eine Bitte. Ich brauche dein Feuer.“
    „Willst du dich im Schmieden versuchen?“, fragte Rupert erstaunt. „Bestimmt bist du ein Naturtalent.“
    „Das glaube ich eher nicht. Dafür besitze ich eine andere Gabe. Ich bin ein Feuerseher.“ Hoole schaute Rupert eindringlich an. „Auch das hat nichts mit Magie zu tun. Ich bin einfach nur für gewisse Sinneseindrücke empfänglich, so wie manche Eulen ein besonders ausgeprägtes Magengespür besitzen. Bei mir ist es nicht

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