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Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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erreichte die Eisklamm noch vor Mondaufgang. Ich werde jede Höhle und jeden Spalt nach diesem Mycroft absuchen!
    Dann kam ihr eine andere Idee. Der Augapfel! Krieth hatte jahrelang nach einem geeigneten Exemplar Ausschau gehalten. Irgendwann hatte der Sturm einen jungen Streifenkauz in die Eisklamm verschlagen. Das war kurz vor Lottas Schlüpfen gewesen.
    „Und? Hast du die Feder?“, fragte Lotta, als Krieth in die Eishöhle segelte.
    „Noch nicht. Der abgeschlagene Kopf befindet sich im Besitz eines gewissen Mycroft.“
    Als Krieth den Namen aussprach, regte sich etwas im hintersten Winkel der Höhle. Es war der von Krieth erschaffene Papageieneulerich Peule. Er kannte Mycroft. Der Dämon hatte ihm ein unwiderstehliches Angebot gemacht: Er hatte dem unglücklichen Wesen versprochen, es entweder in eine vollwertige Eule oder einen vollwertigen Papageitaucher zu verwandeln. Dafür sollte Peule Krieth beobachten und Mycroft verraten, woraus die Alte ihre Zaubertränke zusammenbraute. Das war äußerst gefährlich. Aber Peule verabscheute Krieth und ihre Experimente. Die alte Hexe war schuld daran, dass er so lächerlich und abstoßend aussah.
    Krieth schnappte sich den zaubermächtigen Augapfel und ließ ihn über einer kleinen Pyramide aus Eisbrocken baumeln. Der Augapfel drehte sich langsam, dann leuchtete er auf. In der goldgesprenkelten Iris erschien ein Bild.
    „Was ist das, Tantchen?“, fragte Lotta neugierig.
    „Sei still. Ich muss mich konzentrieren.“
    Lotta verzog sich. Krieth beugte sich vor.
    Sie erblickte Mycroft in seiner Eishöhle. Für einen Dämon war er nicht besonders groß. Sein Schwanzgefieder streifte kaum den Fußboden. Die Höhle war wie Krieths eigene mit den verschrumpelten Körperteilen seiner Opfer übersät. Krieth ließ den Blick über die Wände schweifen. Da! Auf einem Eisvorsprung lag ein Eulenkopf. Die Federn waren braun mit schneeweißen Flecken. Hübsch sind sie ja, diese Fleckenkäuze , dachte Krieth. Und die Augen glänzen, als wären sie noch lebendig. Sie musste sich beherrschen, um nicht sofort loszufliegen. Ich brauche nur eine oder zwei Federn … aber was ist das?
    In einer Eisschale neben dem Kopf schwammen zwei Gewölle und ein Fischgerippe. Das sind doch die Zutaten zu meinem Spezialgebräu! Krieth forschte an einem Zaubertrank, der Dämonen vor Salzwasser schützen sollte. Woher hatte Mycroft das Rezept? Krieth fuhr herum. „Peule?“ Aber der Papageieneulerich war verschwunden.
    Krieth war außer sich vor Wut. Eine volle Stunde lang suchte sie die Eisklamm nach beiden Richtungen ab. Vergebens. Sie machte kehrt und beugte sich wieder über den Augapfel. Aber die Iris war trüb geworden. Kein Bild wollte sich zeigen. Wo steckte der miese kleine Verräter? War Peule zu Mycroft geflogen, um ihn zu warnen?
    Krieth musste wohl oder übel abwarten, bis der Augapfel wieder funktionierte. Sie war immer noch fassungslos, dass ein anderer Dämon es gewagt hatte, ihre Rezepte zu stehlen. Hatte dieser Mycroft denn gar keine Ehre im Leib? Aber Krieth konnte warten. Geduld zählte zu ihren größten Stärken.
    Krieth wartete eine Nacht und noch eine. Erst in der dritten Nacht wurde der Augapfel wieder klar und gewährte ihr Einblick in Mycrofts Höhle. Peule war nirgends zu entdecken. Auch Mycroft war anscheinend ausgeflogen. Der Fleckenkauz-Kopf lag wie zuvor auf dem Eisvorsprung. War das womöglich eine Falle?
    Krieth hielt den Blick auf den Augapfel gerichtet und murmelte eine Beschwörungsformel. Der Spruch machte Unsichtbares sichtbar und offenbarte Verborgenes. Aber nichts geschah. Krieth wurde ruhiger. Anscheinend war Mycrofts Höhle tatsächlich verlassen. Jetzt oder nie!
    „Komm, Lotta. Wir besorgen dir deine Feder.“

An klaren Tagen sah man den Gletscherpalast schon aus mehreren Flugstunden Entfernung. Seine Eistürme glänzten in der Sonne, als wären sie aus purem Silber. Seine von Wind und Wetter ins Eis gemeißelten Mauern und Brücken funkelten strahlender als Diamanten. Bei Mondschein war der Anblick sogar noch überwältigender.
    Den ganzen Flug über hatte Theos Mutter ununterbrochen geredet. „So etwas Schönes hast du noch nicht gesehen!“, schwärmte sie. „Und das alles gehört jetzt unserem Shadyk!“
    „Was ist denn aus Fürst Arrin geworden?“
    „Das habe ich dir doch schon erzählt. Nachdem er in den Hinterlanden vernichtend geschlagen wurde, will niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben. Die Hälfte seiner Krieger ist desertiert. Eine

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