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Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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zur Verfügung. Aber er nutzte sie nicht, sondern verdammte alle Magie. Ist der Kerl nicht bei Trost oder was?
    Krieth flog zu der Wand hinüber, an der ihre getrockneten Eulenmägen hingen. Sie wählte einen Magen aus und legte ihn in eine scharf riechende Flüssigkeit. Dann sagte sie einen Zauberspruch auf. Der Spruch sollte ihr Zugang zu Hooles Träumen verschaffen. Man musste ihn einmal vorwärts und einmal rückwärts aufsagen und durfte sich dabei nicht versprechen. „Fiblyn spyn Crynik spyn fiblyn Hoole Elooh nylbif nyps Kinyrc nyps nylbif.“
    Beim dritten Versuch klappte es endlich fehlerfrei. Nun konnte Krieth Hooles Träume lesen. Nicht alle würden für sie interessant sein. Nicht alle würden ihr Einblick in seine Persönlichkeit gewähren. Aber Krieth konnte bekanntlich warten.
    In den folgenden Nächten träumte Krieth genau das, was auch Hoole träumte. Anfangs erfuhr sie nichts Spannendes. Hoole träumte von einer Beute, die ihm aus den Krallen glitt, oder davon, dass es nach einem herrlichen Nachtflug plötzlich Tag wurde und er von Krähen angegriffen wurde. Einige seiner Träume handelten auch von der Schlacht in den Hinterlanden. Leider waren es nur wenige. Immerhin verrieten sie Krieth, welche Kampftaktik der junge König anwandte. Sie staunte über die merkwürdigen Waffen, die er und seine drei Freunde sich über die Füße streiften. Doch das alles brachte sie nicht wirklich weiter.
    Eines späten Nachmittags jedoch, kurz bevor sie aufzuwachen pflegte, träumte sie etwas Entscheidendes. Sie flog durch dichten Nebel, der sich allmählich lichtete. Hinter den grauen Schwaden funkelten helle Punkte. Krieth hielt sie erst für Sterne. Dann erkannte sie, dass es die weißen Tupfen einer Fleckenkäuzin waren. Hoole träumte von Emerilla. Das überraschte Krieth nicht weiter. Sie wusste ja, dass die Eulen im Großen Baum auf der Suche nach der jungen Fleckenkäuzin waren. Doch obwohl Krieth selbst nur einen verkümmerten Magen besaß, spürte sie, dass Hooles Magen in Aufruhr war. Er fühlte sich zu Emerilla hingezogen. Er wollte sie beschützen. Er bewunderte ihren Mut.
    Krieth war mit einem Schlag hellwach. „Das ist die Lösung!“, rief sie aus.
    Sie flog zu Lottas Lager hinüber und tätschelte die Fleckenkauzfeder auf dem Rücken der Schlafenden.
    „Es ist so weit“, raunte sie. „Du verwandelst dich in Emerilla. Spürst du schon was?“
    Lotta schlug blinzelnd die Augen auf. Sie spürte tatsächlich etwas, konnte die Empfindung aber nicht einordnen. Sie mochte Krieth nicht fragen, was da mit ihr vorging. Wenn Krieth einen Zauber wirkte, durfte man sie nicht stören.
    Was geschieht mit mir? Wer bin ich? Bin ich eine Dämonin oder eine Eule? Was für eine Eule? Eine Fleckenkäuzin? Oder eine Elfenkäuzin? Oder ein Uhuweibchen, so wie ich damals aus dem Ei geschlüpft bin? Es war verwirrend. Lotta fühlte sich unendlich allein.

Im nördlichen Teil von S’yrthgar wurde es Winter. Die Nacht war stürmisch und der Regen ging in Eisregen über. Das Wetter erinnerte Hoole wieder daran, wie wenig Zeit ihnen noch bis zum Kurzen Hell blieb. Unwillkürlich flog er schneller. Die Nächte wurden immer länger und tagsüber verlor die Sonne an Kraft. Morgens schob sie sich schwerfällig über den Horizont wie eine Eule mit verletzten Flügeln. Eines Morgens würde sie gar nicht mehr aufgehen. Dann war die Lange Nacht gekommen.
    Hoole hielt einen nordöstlichen Kurs ein. Es war seine erste Erfahrung mit Eisregen. In N’yrthgar war es so kalt, dass es immer gleich richtig schneite. „Mistwetter!“, schimpfte er vor sich hin.
    Die Stummelkrallenspitze tauchte am Horizont auf. Hoole war allein unterwegs. Er hatte Schneerose und Phineas zum Großen Baum zurückgeschickt. Erst hatten die beiden sich geweigert. Aber Hoole hatte darauf bestanden, dass sie Gränk Bericht erstatteten. Er hatte ihnen versichert, dass er gut auf sich aufpassen würde.
    „Ich verstehe ja, dass ihr Angst um mich habt. Aber Gränk muss wissen, was wir schon alles herausgefunden haben. Außerdem brauchen wir noch mehr Freie Schmiede, die für uns als Lauschgleiter arbeiten. Ihr könnt mithelfen, sie anzuwerben.“
    Schließlich hatten der Sperlingskauz und die Schnee-Eule nachgegeben.
    Hoole hatte im Feuer gesehen, dass Namara jetzt in der unwirtlichen Gegend nordöstlich der Stummelkrallenspitze lebte. Dass sie die anderen Wölfe verlassen hatte, erstaunte Hoole kaum. In den Hinterlanden hatte sie ein elendes Dasein als

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