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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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rieselten mit einem Mal liebliche, geradezu überirdische Klänge in die Baumhöhle. Jemand stimmte ein Lied an:
    Die Nacht ist um, fort sind die Sterne.
Droben am Himmel
Schwindet das Dunkel der Nacht,
Rosiges Morgenlicht lacht.
Schließt die Augen, schlaft ein,
Gönnt dem Magen Ruhe,
Hier werdet ihr sicher sein.
Der Tag ist da
Und Glaux ist nah.
Fern ist das Dunkel,
Doch kehrt es zurück
In die Felder
Und Wälder
Zur Dämmerstunde.
Nun aber ist die Nacht vorbei,
Auf unsrem Baum sind wir fre i –
Wir wissen ja:
Glaux ist nah!
    Noch nie hatte sich Soren so geborgen gefühlt.
    „Digger, Soren, Gylfi e … schlaft ihr schon?“, fragte Morgengrau.
    „Fast“, antwortete Digger.
    „Was glaubt ihr, wann wir endlich Kampfkrallen bekommen?“
    „Keine Ahnung, Morgengrau. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Gut Licht“, brummelte Soren schläfrig.
    „Gut Licht, Morgengrau“, sagte auch Digger.
    „Gut Licht, Soren“, kam es von Gylfie.
    „Gut Licht, Gylfie“, erwiderte Soren und setzte noch hinzu: „Gut Licht, Mr s Plithiver.“
    Doch Mr s Plithiver war schon eingeschlafen.

Das Eulenparlament

    Die vier Freunde warteten im Vorraum des „Parlamentssaals“. Sie hatten um eine Unterredung mit Boron und Barran gebeten.
    „Drinnen geht’s um wichtige Dinge, Kinder.“ Der Wachposten sprach im melodischen Tonfall der Raufußkäuze.
    „Was wir zu sagen haben, dauert nicht lange“, entgegnete Gylfie.
    Hoffentlich, dachte Soren. Ihm war mulmig. Die drei anderen hatten ihn zum Sprecher ernannt.
    Eine Eule streckte den Kopf in den Vorraum. „Ihr könnt jetzt reinkommen. Aber verhaltet euch ruhig, bis ihr aufgerufen werdet.“ Sie deutete auf einen Ast, auf dem die vier Platz nehmen sollten.
    Soren sah sich um. Der Parlamentssaal war längst nicht so groß wie die Höhle, in der Boron und Barran sie im Baum willkommen geheißen hatten. Auch hier gab es Kerzen. Auf dem Boden lag ein langer, weißer Ast. Birke nannte man den Baum, von dem er stammte, glaubte sich Soren zu erinnern. Der Ast war zu einem Halbkreis gebogen und darauf saßen die Mitglieder des Parlaments. Soren erkannte Strix Struma wieder, die ältere Fleckenkäuzin, der er letzte Nacht begegnet war. Neben ihr saß ein Uhu mit ungewöhnlich rötlichem Gefieder. Noch ungewöhnlicher war jedoch, dass er schwarze Krallen hatte. Das alte, gebrechliche Flecken-Kreischeulenmännchen daneben schien an schwerer Gefiederräude zu leiden. Nicht dass Soren schon viele Eulen mit dieser Krankheit gesehen hätte. Einen langen Federschnurrbart besaß der Kreischeulerich auch. Ein Auge schien er nicht mehr richtig öffnen zu können, sein Schnabel hatte eine tiefe Kerbe.
    „Der sieht ja gruselig aus“, raunte Gylfie ihrem Freund zu. „Großer Glaux, sieh dir bloß seine Zehen an!“ Dann setzte sie hinzu: „Oder was davon übrig ist.“
    Tatsächlich hatte das Kreischeulenmännchen an einem Fuß nur noch drei Zehen. Halb staunend, halb entsetzt betrachtete Soren den verstümmelten Fuß. Da wandte der Alte unvermittelt den Kopf und richtete das halb geschlossene Auge auf ihn. Sorens Magen krampfte sich vor Schreck zusammen.
    „Nun, Elvanry b …“ Boron wandte sich an ein anderes Mitglied der Runde, einen Bartkauz. „Bist du der Meinung, dass wir den Glutsammlern eine Rettungsbrigade an die Seite stellen sollten?“
    „Das hielte ich für übertrieben, Boron. So etwas ist höchstens in der Nähe eines Schlachtfeldes sinnvoll, weil es vorkommt, dass sich die Eltern von Jungvögeln am Kampf beteiligen. Normalerweise können die Eltern bei einem Waldbrand selbst eingreifen. Heute allerdings mussten wir ein Sperlingskauzmädchen und ein Sägekauzjunges retten. Das war eine große Herausforderung für unsere Glutsammler: gleichzeitig Glutbrocken und verletzte Küken zu befördern. Sie konnten die Kleinen schließlich nicht in die Glutbehälter setzen. Ich mag gar nicht dran denken, wie viele Küken sie womöglich übersehen haben.“
    Der Kreischeulerich hob den verstümmelten Fuß.
    Boron nickte ihm zu. „Ja bitte, Ezylryb?“
    Der Alte sprach mit dröhnender Bassstimme: „Ich hätte eine Frage an Bubo. Ist der Waldbrand auf natürliche Weise entstanden oder hatten sie es mal wieder auf einen unserer freien Mitarbeiter abgesehen?“
    „Das kann ich nicht sagen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass sie eine Schmiede überfallen und ein Feuer ausbricht.“
    „Hm…“, machte der Alte und kratzte sich mit der mittleren seiner drei Krallen den Kopf.
    „Nächster

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