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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Punkt“, ergriff Boron wieder das Wort. „Hört man aus Ambala etwas von einer Hungersnot?“
    Ambala! Soren und Gylfie wechselten einen Blick. Ihre gemeinsame Freundin, die berühmte, leider verstorbene Hortense, stammte aus Ambala. Als sie die Fleckenkäuzin im Sankt-Ägolius-Internat kennengelernt hatten, hatten sie angenommen, sie sei unwiderruflich mondwirr. Mondwirrnis gehörte zum Grausamsten, was die Waisen im Sankt Äggie erdulden mussten. Man zwang sie, beim vollen Schein des Mondes zu schlafen und ihre Köpfe dem grellen Licht ungeschützt auszusetzen. Das raubte ihnen alle Willenskraft und zerstörte ihre Persönlichkeit, sodass sie ihren Peinigern widerspruchslos gehorchten. Soren und Gylfie hatten sich einen Trick ausgedacht, mit dem sie die Schlafaufseher täuschen und sich vor dem Mondlicht schützen konnten. Wie sich herausstellte, war Hortense auf die gleiche Idee gekommen. Sie tat nur so, als wäre sie mondwirr, und schmuggelte heimlich die von den Häschern des Sankt Äggie geraubten Eier wieder aus dem Internat heraus. Unglücklicherweise war sie dabei erwischt und umgebracht worden. Soren und Gylfie hatten inzwischen erfahren, dass sie in ihrem Heimatland Ambala wegen ihrer mutigen Taten als Heldin verehrt wurde.
    „Leider ja“, beantwortete ein anderes Parlamentsmitglied Borons Frage, „in Ambala werden immer weniger Eier ausgebrütet. Der Nagetierbestand dort hat sich durch eine Krankheit stark verkleinert, es gibt einfach nicht mehr genug Futter für die Eulen.“
    Soren und Gylfie sahen sich an. Dass weniger Eier ausgebrütet wurden, hatte nicht nur mit dem Futtermangel zu tun, dahinter steckten vor allem die Nesträuber aus Sankt Ägolius. Was das betraf, konnten sie das Parlament aufklären und Boron und Barran damit zeigen, dass sie tatsächlich etwas Wichtiges mitzuteilen hatten.
    „Wir werden die Angelegenheit prüfen“, sagte Boron. „Und nun haben, wie ich höre, ein paar unserer Neuankömmlinge etwas beizutragen.“ Er sah die vier Jungvögel blinzelnd an.
    Etwas beizutragen! Soren beabsichtigte nicht, sich vor das Parlament hinzustellen und eine Ansprache zu halten.
    „Wer von euch möchte anfangen?“
    Morgengrau, Gylfie und Digger schauten Soren erwartungsvoll an.
    „Nimm bitte dort Platz.“ Boron wies mit dem Schnabel auf einen Ast in der Mitte des Halbkreises.
    Grundgütiger Glaux! Ich soll dem Parlament ganz allein gegenübertreten? Soren wäre viel lieber bei seinen Freunden sitzen geblieben. Auf dem ihm zugewiesenen Platz war er so dicht vor dem gruseligen Ezylryb, dass er dessen dreizehigen Fuß mit dem Schnabel berühren konnte. Ihm wurde ganz flau im Vormagen. Hoffentlich machte es nicht plötzlich Platsch! , weil ihm der Nahrungsbrei hochkam!
    „Als o … ich heiße Soren und stamme aus dem Wald von Tyto. Ic h … ä h …“ Soren hatte mit Gylfie hin und her überlegt, wie er schildern sollte, was passiert war, bevor die Häscher des Sankt Äggie ihn entführt hatten. Gylfie wollte nicht, dass er lang und breit erzählte, wie ihn sein Bruder Kludd aus dem Nest gestoßen hatte. „Versuchter Brudermord ist keine so gute Einleitung“, hatte sie gemeint.
    Soren hatte schließlich eingesehen, dass Gylfie Recht hatte. Die Eulen vom Großen Ga’Hoole-Baum sollten nicht denken, dass er aus einer Sippe von Mördern kam, auch wenn Kludd das einzige Mitglied von Sorens Familie war, das so aus der Art geschlagen war. „Ich wurde von einem Häschertrupp aus Sankt Ägolius entführt. Dort habe ich dann Gylfie kennengelernt.“
    Anfangs fiel es ihm schwer, beim Sprechen nicht Ezylrybs verstümmelten Fuß anzustarren, doch das legte sich bald. Die Eulen des Parlaments hörten ihm aufmerksam, aber nicht sonderlich beeindruckt zu. Das änderte sich auch nicht, als er ihnen von Hortense berichtete und erklärte, dass die Hungersnot in Ambala nicht der einzige Grund für die niedrige Brutrate war.
    „Und?“, fragte Barran, als Soren fertig war.
    „Was und?“
    „Was willst du nun von uns, mein Lieber?“
    „Meine drei Freunde und ich, wir vier gehören zusammen. Wir sind Seite an Seite geflogen, haben Seite an Seite gekämpft und viele Gefahren überwunden. Im Verlauf unserer Abenteuer haben wir erkannt, dass den Eulenvölkern dieser Welt großes Unheil droht, dass eine böse Macht uns alle ins Verderben stürzen will. Darum bitten wir um Aufnahme in eure Gemeinschaft. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, das Böse zu bekämpfen.“ Soren sah, dass Ezylryb verstohlen

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