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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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selbst so etwas gesagt!“
    Oktavia schwieg einen Augenblick, dann erwiderte sie: „Hör zu, Sore n – ich bin nur eine dicke, alte Schlange aus den Nordlanden. Unsereiner ist von Natur aus abergläubisch, darum nimm nicht zu ernst, was ich sage. Und jetzt flieg in deine Schlafhöhle.“
    „Sehr wohl.“ Soren wollte die Nesthälterin nicht verärgern.
    Der junge Schleiereulerich segelte durch die mächtige Baumkrone abwärts zum Eingang der Höhle, in der er mit seiner Schwester Eglantine und seinen drei besten Freunden Gylfie, Morgengrau und Digger wohnte. Während er sich seinen Weg durch das Geäst bahnte, erschien die Sonne als gleißende Kugel am Horizont. Blutrote Wolken zogen über den Himmel. Eine böse Ahnung durchströmte Sorens hohle Knochen. Sein Magen krampfte sich zusammen.
    Digger! Warum war er nicht gleich darauf gekommen, sich dem Höhlenkauz anzuvertrauen? Soren schlüpfte in die Höhle und blinzelte ins Dämmerlicht. Seine Freunde schliefen schon.
    Digger war im wahrsten Sinne des Wortes ein wunderlicher Kauz. Das fing schon damit an, dass er sein ganzes Lebe n – bis er seine Eltern verloren hatt e – in einer Erdhöhle gewohnt hatte statt in einer Baumhöhle. Als Soren, Morgengrau und Gylfie ihn kennengelernt hatten, staunten sie, dass er sich lieber auf seinen langen, unbefiederten Beinen fortbewegte als zu fliegen. Auf der Suche nach seinen Eltern war er kreuz und quer durch die Wüste gelaufen, doch dann hatten ihn die Häscher des Sankt Äggie überfallen und die drei Freunde hatten ihn überredet, sich ihnen anzuschließen. Digger war feinfühlig und ängstlich, er machte sich über alles und jedes Sorgen. Er war aber auch jemand, der viel und gründlich nachdachte. Er pflegte die verrücktesten Fragen zu stellen. Boron nannte Digger eine „Philosophennatur“. Was das bedeuten sollte, war Soren zwar nicht ganz klar, aber er war sicher, dass Digger ihn ernst nehmen würde, wenn er ihm anvertraute: „Ich glaube, dass Oktavia weiß, wo Ezylryb steckt.“ Digger würde nicht Sorens Ausdrucksweise kritisieren oder wie Morgengrau erwidern: „Aha. Und was machen wir da?“
    Am liebsten hätte Soren den Höhlenkauz sofort geweckt, aber er wollte nicht riskieren, dass auch die anderen wach wurden. Nein, er würde sich bis zum ersten Dunkel gedulden, wenn alle aufstanden.
    Soren kuschelte sich in sein mit Moos und Flaumfedern gepolstertes Lager. Kurz bevor er eindöste, schielte er noch einmal zu Digger hinüber. Der Höhlenkauz schlief nicht wie andere Eulen im Stehen oder auf den Krallen sitzend, er hockte auf seinem Bürzel und spreizte die Beine seitlich ab. Gütiger Glaux, sogar seine Schlafhaltung ist wunderlich, dachte Soren noch, dann war auch er eingeschlafen.

Tupfen in der Nacht!

    Der anbrechende Morgen färbte den schwarzen Himmel blutrot. Digger, der neben Soren flog, sagte nachdenklich: „Sonderbar, wie der Komet sogar die Farbe der Nacht verändert.“
    „Ja. Und sieh nur, wie der Schweif dicht unter dem Mond Funkenbahnen zieht.“
    „Großer Glaux, sogar der Mond ist rot!“ Digger klang beunruhigt.
    „Ich habe dir doch erzählt, dass Oktavia den Kometen für ein Omen hält, auch wenn sie es nicht zugeben will.“
    „Warum will sie es denn nicht zugeben?“
    „Sie kommt aus den Nordlanden, wo alle ziemlich abergläubisch sind, wie sie sagt. Vielleicht befürchtet sie, dass die Eulen hier im Baum sie auslachen.“
    Auf einmal überkam Soren ein beklemmendes Gefühl. So etwas kannte er sonst nicht, er fühlte sich beim Fliegen immer wohl, sogar wenn er als Glutsammler unterwegs war und mitten in einen Waldbrand hineinsteuerte. Doch jetzt kam es ihm vor, als prasselten die Funken vom Schweif des Kometen auf ihn nieder und versengten seine Flugfedern. So erging es ihm beim Glutsammeln nie. Er flog einen weiten Abwärtsbogen. Konnte er den Kometen etwa spüren wie Oktavia? Aber dafür war der Himmelskörper doch viel zu weit weg, Tausende, ja Millionen Flugstunden. Mit einem Mal verwandelten sich die rötlichen Funken in silbrig blinkende Punkte. „Tupfen! Tupfen! Tupfen!“, schrie Soren.
    „Wach auf, Soren!“ Morgengrau rüttelte ihn. Eglantine war auf einen Vorsprung an der Höhlenwand geflogen und schrie vor Angst, so sehr hatte sie der Anblick ihres sich im Schlaf windenden und schreienden Bruders erschreckt. Gylfie kreiste über ihrem Freund und fächelte ihm mit kräftigen Flügelschlägen kühle Luft zu, um ihn zu beruhigen.
    Digger hatte sich blinzelnd

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