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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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der aufspritzenden Gischt, die wie tausend kleine Geisterschnäbel durch die Dunkelheit wirbelte. Und zu allem Überfluss streifte sie bei ihrem vergeblichen Kampf gegen Wind und Wasser mit der Flügelspitze das Buch Tupfitis und andere Störungen des Muskelmagens und es plumpste wie ein Stein ins Meer.

Übers Meer und in die Schluchten

    „Eule leeseits voraus!“, meldete Morgengrau. Aus dem Nebel war eine Eule aufgetaucht. Sie kam auf die kleine Schar zugeflogen.
    „Gütiger Glau x – das ist Otulissa!“, rief Soren verdutzt. Die anderen wandten die Köpfe und bekamen vor Staunen die Schnäbel nicht mehr zu. Otulissa kämpfte mit kraftvollen Flügelschlägen gegen den Wind an. Ihre Augen funkelten grimmig, sie knirschte mit dem Schnabel. Schon hatte sie ihre Position in der Brigade der Besten eingenommen, nämlich auf der Luvseite der Formation.
    „Entschuldigt die kleine Verspätung.“
    „Was war denn los?“, wollte Soren wissen.
    „Ihr glaubt es nich t – Wamme hat mich ertappt!“
    „Ertappt? Wobei?“
    „Beim Lesen. Ich habe in dem Buch geblättert, das mir Ezylryb gegeben hat, und Wamme hat mir deswegen sofort einen Feuersteindienst aufgebrummt.“ Otulissa machte eine Kunstpause. „Zuerst hab ich ihr gehorcht.“
    „Und dann?“, fragte Gylfie neugierig.
    „Dann hab ich der Alten ein Erdhörnchen ins Gesicht geschmissen und bin abgehauen. Und jetzt bin ich hier.“
    „ Was hast du gemacht?“, fragte Ruby bestürzt.
    Soren mischte sich ein. „Hört z u – wir müssen weiter und der Wind wird immer tückischer. Konzentriert euch aufs Fliegen. Wenn wir drüben sind, kann uns Otulissa alles in Ruhe berichten. Gylfi e – wie lautet der Kurs?“
    „Zwei Grad Ost, dann nach Süden beidrehen.“
    Sehr schön, dachte Soren. Dann kam der Wind von hinten und das Fliegen war nicht mehr so schrecklich anstrengend.
    Ihr Plan war eigentlich ganz einfach. Wenn sie nach Süden beigedreht hatten, lagen die Schnabelberge geradeaus. Sie würden westlich davon bleiben, bis sie das Mündungsgebiet des Hoole erreichten. Ein Stück flussaufwärts kam man an einen Seitenarm, der nach Ambala hineinführte. Sie würden sich weiter westlich halten und den südlichen Teil von Ambala überfliegen, bis sie am Rand der Felsschluchten herauskamen, in denen das Sankt-Ägolius-Internat für verwaiste Eulen untergebracht war. Dort wollten sie sich bis zum nächsten Tag ausruhen.
    Es würde eine lange Nacht werden, aber im Winter war es auch morgens noch ziemlich dunkel, sodass sie nicht von Krähen belästigt würden, wenn sie tagsüber weiterflogen. Erst am folgenden Abend würden sie sich in das gefährliche Labyrinth aus Schluchten, engen Gängen, steilen Abgründen und zerklüfteten Felsen vorwagen.
    Dort, wo sie rasteten, standen die Bäume weit auseinander. Am Horizont zeichneten sich schon die schroffen Felsen von Sankt Ägolius ab. Otulissa hatte ihren Bericht eben beendet und die Zuhörer waren baff. Die Fleckenkäuzin war schließlich für ihre große Klugheit und ihren Lerneifer bekannt, nicht für Wutanfälle und schon gar nicht für körperliche Angriffe. Otulissa hatte einer Ryb ein totes Erdhörnchen ins Gesicht geschleuder t – unfassbar!
    „Dafür kriegst du einen happigen Feuersteindienst aufgebrummt, Otulissa“, prophezeite Gylfie.
    „Weiß ich. Ich bin trotzdem froh, dass ich es Wamme mal richtig gezeigt habe.“
    Soren knackte mit dem Schnabel, wie so oft, wenn er angestrengt nachdachte. Was er gehört hatte, gefiel ihm nicht. Er fand es nicht in Ordnung, dass Wamme Otulissa wie eine Dienerin behandelt hatte, die ihr Futter bringen musste. Außerdem fürchtete er, dass Otulissas Geschichte die Brigade von ihrer Aufgabe ablenken würde.
    „Wisst ihr was?“, sagte Digger da, wie immer langsam und gedehnt. „Ich glaube eigentlich nicht, dass Otulissa noch einen Feuersteindienst leisten muss.“
    „Wieso nicht?“, fragte Ruby.
    „Na j a – größere Feuersteindienste muss das Parlament genehmigen. Dann müsste Wamme die Sache ausführlich schildern.“
    „Stimmt!“, rief Gylfie aus.
    „Wamme müsste Ezylryb gestehen, dass sie Otulissa das Buch weggenommen hat, das er ihr gegeben hatte. Sie müsste auch zugeben, dass sie Otulissa während des Feuersteindienstes auf die Jagd geschickt hat. Das wirft alles kein gutes Licht auf die alte Langweilerin. Sie stellt sich damit gegen den angesehensten Lehrer im ganzen Baum. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich hätte Ezylryb nicht gern gegen

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