Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
mich. Lieber hätte ich Wamme zur Feindin und Ezylryb auf meiner Seite als umgekehrt.“
    Soren atmete auf. Was Digger sagte, klang vernünftig. Nun konnte sich die Brigade wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren. Von dem langen Flug im Gegenwind waren alle todmüde. Bald würden sie tief und fest schlafen.
    Nur Soren und Gylfie nicht. Die beiden waren noch hellwach und besprachen das weitere Vorgehen.
    „Ich schlage vor, wir fliegen durchs Uhutor hinein“, sagte Gylfie. „Grimbel hat mal erzählt, dass dort der Eingang für erwachsene Eulen sei.“ Der Raufußkauz Grimbel war von den Anführern des Sankt Äggie erpresst worden. Sie hatten ihm versprochen, seine Familie zu verschonen, wenn er mit ihnen käme. Die Ablah-Generalin Skench und ihre Stellvertreterin Spoorn hatten Grimbel ausgewählt, weil sie seine Kampfkünste bewunderten. Doch es war dem Raufußkauz gelungen, nicht ganz und gar mondwirr zu werden, und Sorens und Gylfies Verzweiflung hatte etwas in ihm angerührt. Er hatte den beiden Eulenkindern das Fliegen beigebracht. In der Nacht ihrer Flucht hatte Grimbel sich geopfert, damit die beiden Jungeulen entkommen konnten. Er war eines schrecklichen Todes gestorben.
    Wenn Soren an Grimbel dachte, spürte er einen Stich in Herz und Magen. Doch auch er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen. Dieser Auftrag würde seine und Gylfies ganze Kraft erfordern. Sie mussten den Eulen von Sankt Ägolius vorspielen, dass sie sich ihnen anschließen wollten. Sie durften nicht mondwirr werden, und vor allem mussten sie herausfinden, was im Sankt Äggie vor sich ging.
    Boron, Barran und Ezylryb hatten ihnen genau erklärt, worauf sie achten sollten. Erstens: Die Brigade der Besten sollte feststellen, ob sich Anhänger von Sorens Bruder Kludd, die „Reinen“ genannt, ins Internat eingeschlichen hatten. Wenn ja, galt es herauszufinden, ob die Reinen heimlich Tupfen aus der Bibliothek des Sankt Äggie stahlen. Zweitens: Kannten sich die Anführer von Sankt Ägolius inzwischen mit den magnetischen Eigenschaften der Tupfen aus? Bei Sorens und Gylfies erstem Aufenthalt war das noch nicht der Fall gewesen. Damals war im selben Augenblick, als sie fliehen wollten, Skench in die Bibliothek gekommen. Zum Glück war sie in voller Rüstung gewesen. Deshalb hatte die Magnetkraft sie an die Wand geschleudert, hinter der sich das Tupfenlager befand. Ihre Unwissenheit war Sorens und Gylfies Rettung gewesen.
    Natürlich wünschten sich alle, sie könnten in Sankt Ägolius als Gruppe zusammenbleiben, aber das wäre unklug gewesen. Sie mussten sich aufteilen und sich in den verschiedenen Abteilungen des Internats umsehen: im Gewöllorium, in der Brüterei, im Eiersaal und in der Kampfkrallensammelstelle.
    Erst als die matte Wintersonne schon hoch am Himmel stand, schliefen auch Soren und Gylfie ein. Weil die Tage kurz waren, waren ihnen nur ein paar Stunden Erholung vergönnt. Bald würde der Abend dämmer n – und dann mussten sie all ihren Mut zusammennehmen und an den schlimmsten Ort der Welt zurückkehren: das Sankt-Ägolius-Internat für verwaiste Eulen.

Am schlimmsten Ort der Welt

    Die Landschaft vor ihnen war karg und steinig. Hier und da ragten einzelne hohe Felsen empor.
    „Ich hab noch nie so eine hässliche Gegend gesehen“, meinte Martin.
    Der Sägekauz war in den üppig grünen Wäldern von Silberschleier aufgewachsen. Dort rankte sich Efeu um die Äste der uralten Bäume und überall wuchsen unzählige Moosarten. Ein Meer aus Farnkraut wogte im sanften Wind und lieblich plätschernde Bäche schlängelten sich zwischen den Baumstämmen hindurch. Manche Eulen verglichen den Wald von Silberschleier gar mit dem Eulenhimmel Glaumora und bezeichneten ihn als „Paradies für die Lebenden“.
    Sankt Ägolius dagegen glich Hägsmir, der Eulenhölle. Soren hielt Ausschau nach dem Uhutor, einem Felsblock am Rand eines Vorsprungs. Der Umriss des Felsens sollte an einen Uhu erinnern.
    „Seid ihr so weit?“, wandte er sich an seine Gefährten. Alle nickten stumm, schwangen sich in die Lüfte und flogen in Richtung Uhutor. Als sie näher kamen, flatterten zwei Waldohreulen von den beiden Felsnasen auf, den „Federohren“ des Uhufelsens.
    „Da kommen sie“, sagte Gylfie leise. Diesmal waren es nicht die brutalen Vetter Jatt und Jutt, denn die waren vor über einem Jahr bei einer Wüstenschlacht umgekommen. Es handelt sich aber auch um Waldohreulen, denn diese Spezies arbeitete in Sankt Ägolius immer als

Weitere Kostenlose Bücher