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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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klar.“
    Soren verspürte Gewissensbisse. Es kam ihm vor, als trüge er eine gewisse Mitschuld am Tod des wackeren Pilgers. Hätte er, Soren, seinen Bruder Kludd im Zweikampf nicht so zugerichtet, hätte Simon den Verwundeten nicht in seine Höhle eingeladen und gesund gepflegt.
    Hortense sprach weiter: „Seit diesem Erlebnis hatte ich immer wieder Albträume. Einmal träumte ich, wie sich unzählige Eulen auf einer Landzunge im Hoolemeer versammelten. Aber das Bild war so verschwommen, dass ich den Traum nicht recht deuten konnte. Doch dann suchte uns die Schmiedin von Silberschleier au f – ihren richtigen Namen wollte sie uns nicht verraten. Die Schmiedin war so außer sich, dass sie nicht richtig zusammenhängend erzählen konnte. Anscheinend hatte sie aus sicherer Quelle erfahren, dass diese Verbrecherbande, die sich ‚die Reinen‘ schimpft und von Sorens Bruder angeführt wird, Schleiereulen aus allen Königreichen zusammenruft und auf Kap Glaux versammelt.“
    In der Höhle wurde es ganz still. Alle Blicke ruhten auf Hortenses schmächtiger, farbloser Gestalt.
    „Auf Kap Glaux!“, sagte Soren schließlich. „Das muss ein Irrtum sein. Um diese Jahreszeit halten sich keine Eulen auf Kap Glaux auf, auße r …“
    „Ganz recht“, fiel ihm Hortense ins Wort. „Außer sie planen einen Überfall auf die Insel Hoole.“
    „Wir müssen sofort zurückfliegen!“
    „Du bist noch nicht so weit, Soren“, wandte Gylfie ein. „Die Winterwinde fegen schon über das Hoolemeer. So eine Steuerfeder wächst nicht über Nacht nach. Du kannst doch gar nicht vernünftig lenken!“
    „Das ist egal. Wir müssen die Eulen im Großen Baum warnen. Ich schaffe das schon.“ Sorens Blick war so entschlossen, dass Gylfie auf jede weitere Widerrede verzichtete.
    So kam es, dass sich die sieben Eulen bei Anbruch dieser Nacht zum Aufbruch bereit machten. Vor allem Soren und Gylfie fiel das nicht leicht, denn sie hatten sich sehr über das Wiedersehen mit Hortense gefreut.
    Als sie alle draußen auf dem Platanenast saßen, ergriff Soren das Wort: „Ich kann euch dreien gar nicht genug danken. Blitz und Donne r – ihr habt mir wieder einmal im entscheidenden Augenblick geholfen. Hortens e – Gylfie und ich können mit Worten gar nicht ausdrücken, wie froh wir sind, dass du noch lebst. Wir haben deine Güte und Selbstlosigkeit nie vergessen. Du warst uns immer ein Vorbild. Willst du uns nicht zum Großen Ga’Hoole-Baum begleiten? Jemand, der so ein gutes Herz hat, ist zum Wächter vorbestimmt.“
    Doch Hortense lehnte ab: „Vielleicht besuche ich euch irgendwann mal, aber mein Platz ist hier in Ambala.“
    Soren vergaß auch Slinella nicht.
    „Dir verdanke ich mein Leben, Slinella. Niemand hat dich gezwungen, mir beizustehen, aber du bist hergekommen und hast mir dein kostbares Gift gespendet. Von Blitz und Hortense weiß ich, dass ihr fliegenden Schlangen jedes Mal, wenn ihr euer Gift verspritzt, geschwächt seid und euch nur langsam wieder erholt. Du hast mir ein großes Opfer gebracht. Wie kann ich das je wiedergutmachen?“
    „Du hassst esss verdient, Ssssoren. Aussserdem bissst du ein Freund von Blitzzz, Donner und Nebel.“ Slinella wand sich beim Sprechen hin und her. Ihr Leib zeichnete sich grünlich leuchtend vor dem Ersten Schwarz ab.
    Als der schwindende Mond seine Wanderung über den Nachthimmel antrat, schwangen sich die sieben Eulen in die Lüfte. Die Brigade der Besten flog heim zum Großen Bau m – doch ihr Weg führte über Kap Glaux. Sie wollten feststellen, ob an dem Bericht der Schmiedin etwas dran war.
    Ein grauer Morgen dämmerte herauf. Die Frühstunde brach a n – jene kurze Zeitspanne zwischen dem letzten Dunkel der Nacht und dem ersten rosigen Hell des Tages. Doch heute wühlten die Winterwinde das Meer auf und brachten eiskalten Regen. Kein blasses Rosa oder zartes Muschelblau färbte den Himmel. Die Sicht war schauderhaft schlecht, und nur jemand wie Morgengrau, der um jene Stunde geschlüpft war, wo die Nacht dem Tag weicht und ein silbrig graues Licht herrscht, fand sich unter solchen Bedingungen zurecht. Der Bartkauz scherte aus der Formation aus. Anders als seine Gefährten sah Morgengrau auch dann noch ausgezeichnet, wenn die Umrisse seiner Umgebung sich aufzulösen schienen.
    Als er nun im Schutz des Nebels über die meerumtosten Klippen flog, bot sich ihm ein Anblick, der seinen Magen gefrieren ließ. Unzählige weiße Flecken sprenkelten das Kap Glaux. Hunderte Schleiereulen hatten

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