Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
führt dich her?“, fragte das Adlermännchen. Man munkelte, seine Frau könne nicht sprechen, weil sie in einer Schlacht ihre Zunge eingebüßt habe.
    „An unserem See haben sich sieben fremde Eulen niedergelassen“, der Fleckenkauz deutete mit dem Schnabel über die Schulter, „und einer von ihnen, einem Schleiereulenmännchen, geht es sehr schlecht. Es ist todkrank und seine Freunde machen sich große Sorgen. Wir haben es schon mit Heilwürmern versucht, aber es hat nichts genützt.“ Hatte es eben aus der Wolke getschurrt? Hortense wandte den Kopf, doch da war niemand. Das Tschurren hatte nach Fleckenkauz geklungen.
    „Erzähl mir noch mehr über den kranken Schleiereulerich und seine Freunde“, sagte das Adlermännchen. Das Weibchen hörte gespannt zu und schien sich auch ohne Worte mit ihrem Gefährten zu verständigen.
    „Die sieben haben sich in die Spukhöhle in der alten Platane zurückgezogen.“
    „Spukhöhl e … hm. Dort ist Simon, der Pilger, umgekommen. Er wollte immer nur Gutes tun, der Ärmste.“ Der Adler seufzte tief. Hortense glaubte, es noch ein zweites Mal leise seufzen zu hören. Der Seufzer kam nicht von dem Adlerweibche n – und doch war seltsamerweise außer dem Pärchen niemand zu sehen.
    „Die beste Freundin des Kranken ist eine Elfenkäuzin. Ein Höhlenkauz gehört auch zu der Truppe und ein großer Bartkauz, ein zäher, temperamentvoller Bursche.“ Die beiden Adler wechselten einen vielsagenden Blick. Hortense beschrieb noch die drei anderen Eulen, doch die Adler hörten gar nicht mehr richtig zu.
    „Hol Slinella!“, bat das Adlermännchen seine Frau, die sogleich losflog. Hortense hatte den Eindruck, dass auch hinter der Adlerin eine Wolke herschwebte. Die Wolke war nicht größer als ein Eulenkind.
    Ist das ein Geisterschnabel?, überlegte der Fleckenkauz. Er sah noch einmal hin. Nein, das war keine Wolke, das war tatsächlich eine Eule! Eine Fleckenkäuzin mit ungewöhnlich hellem Gefieder, die keine gerade Flugbahn einhielt. Endlich sah Hortense die geheimnisvolle Nebel mit eigenen Augen!
    Nebel und die Adlerin kehrten mit einer Flugschlange zurück. Die Schlange leuchtete im Dunkeln wie ein zusammengerollter grüner Blitz.
    „Das ist Slinella“, verkündete das Adlermännchen.
    Ein krampfhaftes Zittern packte den jungen Fleckenkauz. Hätte er nicht auf dem Rand des Adlerhorstes gesessen, sondern wäre gefloge n – er hätte Flügelstarre bekommen und wäre abgestürzt. Seine Flügel waren auf einmal schwer wie Steine. Die Schlange wandte ihm den flachen Kopf zu und fixierte ihn mit blaugrünen Augen. Ihre gespaltene Zunge schnellte vor. So eine Zunge hatte Hortense noch nie gesehen. Wo sie sich teilte, war das eine Ende gelblich, das andere leuchtend rot.
    „Sssehr erfreut!“, zischelte die zweifarbige Zunge.
    „Keine Angst, Slinella tut dir nichts“, beruhigte das Adlermännchen den schreckensstarren Besucher.
    Keine Angs t – von wegen!, dachte Hortense. Der Adler ist wohl gaga! Die Flugschlange hatte genug Gift im Maul, um ein ganzes Eulenvolk umzubringen.
    „Slinella fliegt mit uns zu der Platane am See. Sie wird dem todkranken Schleiereulerich eine kleine Menge von ihrem Gift spenden. Das kann ihm das Leben rette n … wenn es dafür nicht schon zu spät ist.“
    Gylfie hockte in einem Winkel der Baumhöhle und weinte leise vor sich hin. Die fünf anderen waren wie gelähmt vor Verzweiflung. Als Hortense hereinkam, hörte man keine röchelnden Atemzüge mehr. War der Schleiereulerich schon tot? Doch als der junge Fleckenkauz noch einmal hinsah, stellte er fest, dass sich die Brust des Kranken kaum merklich hob und senkte. Die beiden Adler konnten nicht hereinkommen, dafür war die Höhle nicht geräumig genug. Das Weibchen streckte den Kopf zum Eingang herein und schaute sich um. Dann zog es den Kopf wieder zurück und verständigte sich auf seine wortlose Art mit seinem Gefährten.
    Daraufhin sagte das Adlermännchen: „Kannst loslegen, Slinella. Donner meint, der Eulerich hat es verdient.“
    Als sie das hörten, erwachten Digger, Gylfie und Morgengrau aus ihrer Erstarrung und wechselten einen verwunderten Blick. Die Stimme kannten sie. Das war doch das Adlerpärchen, das ihnen damals in der Wüste beigestanden hatte!
    „Donner und Blit z – was macht ihr denn hier?“, rief Gylfie. Von draußen kam lautes Flügelschlagen. Die Eulen wichen an die Höhlenwände zurück. Slinella glitt in die Höhle und schlang sich elegant um einen Astknorren über

Weitere Kostenlose Bücher