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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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flügelstarr wurden. „Psychologische Kriegsführung“ hatte Ezylryb diese Methode genann t – sie schien zu funktionieren. Söldner waren ein genauso feiges Volk wie Geier und abergläubisch dazu. Nach ihrer Überzeugung brachte es das allerschlimmste Unglück, wenn bei Wolfsmond Geier über einem Schlachtfeld auftauchten.
    Otulissa hieb nach allen Seiten um sich. Als sie Martin mit einem Eissplitter heransausen sah, atmete sie auf. Sie hatten Verstärkung dringend nötig.
    „Achtung, Otuliss a – backbords!“, rief Bubo.
    Otulissa wirbelte herum. Ein feindlicher Schleiereulerich attackierte sie. Otulissa kannte ihn aus der Schlacht in den Schnabelbergen. Stürmer hieß er und er war mit Kampfkrallen und einem brennenden Ast bewaffnet. Otulissa musste sich mit ihrem Eisdolch verteidigen.
    Die Reinen haben keine Übung im Feuerkampf , sprach sie sich im Geheimen Mut zu, sie haben den Umgang mit Fackeln erst vor Kurzem gelernt . Sie rief sich ins Gedächtnis, was man ihr auf der Schwarzhuhninsel beigebracht hatte. Wer mit einem Eisdolch gegen eine Feuerwaffe kämpfte, sollte den Angreifer erst einmal herankommen lassen. War der Gegner nahe genug, vollführte man Scheinausfälle mit der Eiswaffe.
    Leider war Stürmers Ast viel länger als Otulissas Dolch. Trotzdem flog sie vor ihm auf und ab und holte zum Schein nach ihm aus. Ich muss ihn verwirren , dachte sie, dann kann ich richtig zustoßen . Sie flog rückwärts. Stürmer sollte denken, er hätte sie vor einer Felswand in die Enge getrieben. Es war eine lebensgefährliche Taktik. Wenn sie schiefging, saß Otulissa tatsächlich in der Falle.
    Stürmers Augen leuchteten siegesgewiss. Er hatte die Fleckenkäuzin schon so weit vor sich hergetrieben, dass ihre Schwanzfedern die Felswand berührten. Doch plötzlich war sie unter ihm und stieß mit ihrem Dolch nach seinem Bauch. Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf sie. Ihre Klinge hatte ihn nur gestreift, die Wunde blutete kaum.
    „Waschbärkacke!“, fluchte Otulissa gedämpft. Wie lange würde sie sich noch wehren können? Mit zwei kraftvollen Flügelschlägen wich sie nach oben aus, dann flog sie den Abwärtslooping, den sie einst von ihrer verehrten Ryb gelernt hatte. „Der ist für dich, Strix Struma!“, schrie sie beim nächsten Hieb.
    „Waschbärkacke!“ Sie hatte Stürmers Kopf verfehlt, aber immerhin war ihm der brennende Ast aus den Zehen gerutscht.
    Der Schleiereulerich wollte der Fackel hinterherfliegen, aber Otulissa heftete sich an seine Schwanzfedern und jagte ihn unerbittlich mit ihrem Eisdolch durch die Nacht. Sie flog so schnell wie noch nie. Ruby kam an ihre Seite, und zu zweit verfolgten sie den Gegner durch die gewundenen Felsgänge, in denen die Büsche brannten.
    „Wir zwingen ihn zu Boden!“, rief Ruby und schwenkte ihren Eissäbel.
    Soren und Martin machten zur selben Zeit Jagd auf einen Krieger der Reinen und einen Söldner, als plötzlich Morgengrau auftauchte.
    „Wo hast du denn gesteckt?“, fragte Soren atemlos.
    „Das wirst du gleich sehen.“ Der Bartkauz flog auf die beiden Feinde zu, aber er stimmte nicht wie sonst einen Schlachtgesang an, sondern rief: „He, ihr Dummköpf e – guckt mal nach oben!“
    Auch Soren und Martin schauten hoch. Als der Söldner die Geier erblickte, wurde er prompt flügelstarr und stürzte in das brennende Gestrüpp auf dem Grund der Schlucht.
    „Den anderen erledigen wir auch noch!“, verkündete eine wohlbekannte Stimme.
    „Gylfie!“, rief Soren erfreut. „Ich habe dich vorhin schon gesehen. Wo warst du bloß die ganze Zeit?“
    „Erklär ich dir später. Ich begleite eine Einheit der Frostschnäbel. Darf ich euch Frost Blossom und Grindelhof vorstellen?“
    Soren erkannte den Sperlingskauz Grindelhof wieder, der auf der Schwarzhuhninsel Gylfies Trainingspartner gewesen war. Gylfie und die Frostschnäbel schlossen sich Soren, Martin und Morgengrau an. Gemeinsam setzten sie die Verfolgung fort. Der Reine, ein Maskenschleiereulerich, hielt sich tapfer. Jedes Mal, wenn sie ihn beinahe eingeholt hatten, flog er ein gewagtes Manöver und entkam ihnen wieder. Er war ein meisterhafter Flieger und ungeheuer schnell.
    In Sorens Magen machte sich ein ungutes Gefühl breit. Hier stimmte etwas nicht. Der feindliche Eulerich floh nicht einfach nur vor ihnen, er lockte sie hinter sich her. Und was klaffte dort in der Felswand vor ihnen? Der Eingang zu einer Höhle! Da wurde Soren einiges klar. Maskenschleiereulen wurden auch „Höhleneulen“

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