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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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genannt, weil sie sich in den unterirdischen Gängen sehr gut auskannten, die unter Gebirgen hindurchführten.
    Aber es war schon zu spät für diese Erkenntnis. Sie flogen jetzt so schnell, dass es Soren vorkam, als sei die Höhle ein riesiges Maul, das sie einsaugte und verschluckte. Schon waren sie ringsum von totaler Finsternis umgeben.
    Ein Warnschrei ertönte: „Bleibt draußen! Kommt nicht rein!“
    „Das ist ja Digger!“, rief Soren bestürzt.
    Gylfie erspähte den Höhlenkauz als Erste. Ein eisiger Schauer durchfuhr ihren Magen. Digger stand auf einem Felsvorsprung. Seine kräftigen Beine waren mit einer dicken Ranke gefesselt und an einen schweren Stein gebunden.
    Im selben Augenblick sahen die jungen Wächter etwas aufblinke n – die grausige Maske von Sorens Bruder Kludd, dem Anführer der Reinen.
    Ich muss ihn töten , schoss es Soren durch den Kopf. Ich muss meinen eigenen Bruder töten, sonst stürzt er alle Eulen ins Verderben.
    Die beiden Brüder näherten sich einander. Soren konnte mit seiner langen Eisklinge auf dem begrenzten Raum nicht richtig ausholen. Kludd trug Kampfkrallen, deren Spitzen rot leuchteten. Feuerkrallen! Bubo hatte ihnen erzählt, dass sich die Träger dieser Waffen die Füße ruinierten, aber das schien Kludd nicht zu stören. Hauptsache, er konnte Soren endlich den Garaus machen!
    „Passt auf, er trägt Feuerkrallen!“, rief ihnen auch Digger von seinem Felsvorsprung zu.
    „Nicht nur ich!“, gab Kludd hämisch zurück.
    Weitere sechs Eulen mit glühenden Kampfkrallen an den Zehen tauchten aus der Dunkelheit auf. Mir bleibt keine Wah l – ich muss ihn töten! Die Situation kam Soren seltsam unwirklich vor. Die Zeit schien sich zu verlangsamen.
    Seine Freunde und die Frostschnäbel waren nahe beim Höhleneingang in ein erbittertes Gefecht mit Kludds Anhängern verwickelt. Doch in Wirklichkeit war es ein Kampf Bruder gegen Bruder, das war Soren nur allzu klar.
    Er hob sein Eisschwert mit der unvergleichlich scharfen Klinge und umkreiste Kludd. Beide Brüder vollführten mit ihren Waffen immer wieder Ausfälle, die den Gegner eher ablenken als treffen sollten. Soren begriff, dass Kludd ihn tiefer in die Höhle hineintreiben wollte. Er hatte gehört, dass es in manchen Höhlen giftige Gasblasen gab, in denen man ersticken konnte.
    Ich darf mich nicht weiter zurückbewegen. Hoffentlich wird Kludd bald müde. Bitte, Glau x – ich kann doch nicht meinen eigenen Bruder umbringen! Bitte mach, dass er einfach aufgibt und wegfliegt!
    Das war natürlich reines Wunschdenken. Kludd würde niemals aus reiner Erschöpfung aufgeben. Er würde kämpfen bis zum Letzten.
    Da krachte es so laut, dass die Brüder unwillkürlich die Köpfe wandten. Digger hatte sich losgerissen. Von seinen Füßen baumelte die zerrissene Ranke. Leider war er unbewaffnet. Trotzde m … er kann Kludd ablenken , dachte Soren.
    Doch da kamen Gylfie und Frost Blossom mit gezückten Eissplittern herangesaust. Sie flogen unter Kludds Bauc h – und schon war es passiert. Soren hätte nicht sagen können, welche der beiden Käuzinnen den Hieb geführt hatte, aber Blut quoll aus einer Wunde an Kludds Körper und spritzte auch auf Sorens Schwertklinge.
    Doch was war das? „Gylfie!“, schrie Soren auf. In der Höhle roch es auf einmal nach verschmorten Federn. Der Backbordflügel der Elfenkäuzin färbte sich am Rand schwarz und qualmte. Gylfie geriet ins Schlingern.
    Das war Kludd! Er hat Gylfie das angetan! Er hatte ihr mit seinen Feuerkrallen die Federn versengt! Dafür bringe ich ihn um! Sorens Magen war wie taub, aber er holte mit dem Eisschwert nach seinem Bruder aus. Kludd war vom Blutverlust geschwächt und zog sich in einen Winkel der Höhle zurück. Er verlor zusehends an Flughöhe.
    „Ha!“, ertönte es plötzlich. Kein Spottvers, kein Schmählie d – nur ein gleißendes Aufblitzen und dann war es vorbei. Es klirrte, als Kludd auf den Felsboden der Höhle stürzte. Seine Feuerkrallen zischten und erloschen. Soren landete auf einem Felsvorsprung und blickte ungläubig auf seinen Bruder hinunter. Eine tiefe Wunde zog sich von Kludds Nacken bis zu seinem Schwanzansatz. Soren konnte noch gar nicht begreifen, was sich da eben ereignet hatte.
    Mein Bruder ist tot. Mein Bruder, der mich als flugunfähiges Küken aus dem Nest gestoßen hat. Mein Bruder, der mir den Tod wünscht e … Jetzt ist er selbst tot!
    Es war unfassbar. Kludds Bosheit hatte Sorens ganzes bisheriges Leben bestimmt. Ohne ihn hätten mich

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