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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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Philipp sonst verhungert wären.“
    „Aha.“ Kalo schwieg einen Augenblick.
    Hoffentlich dachte sie jetzt nicht schlecht von ihm, weil er einen Freund gehabt hatte, dessen Vater ein Jungtier getötet hatte.
    Aber sie sagte bloß: „Ich weiß so wenig über dich, Coryn. Eigentlich weiß ich nur, wo du herkommst und wer deine Eltern waren.“
    „Reicht das denn nicht?“ Coryn hielt den Blick auf die tote Maus gesenkt.
    „Nein. Ich will nicht aufdringlich sein, aber es ist das erste Mal, dass du von deinem besten Freund sprichst. Und du hast uns auch nicht gesagt, warum du uns morgen verlassen musst. Was willst du ausgerechnet in den Hinterlanden?“
    Coryn seufzte schwer. „Wenn ich es doch nur selber wüsste!“ Er mochte Kalo nicht verraten, dass er ein Feuerseher war. Das fände sie bestimmt unheimlich. Womöglich fürchtete sie sich dann vor ihm. „Manchmal weiß man, dass man etwas tun muss, auch wenn man nicht weiß warum .“
    „So wie du gewusst hast, dass du uns das Ei zurückbringen musstest.“
    „Zum Beispiel. Aber das war nicht so schwer. Es war einfach richtig.“
    „Nicht schwer? Bist du gaga? Du warst unglaublich mutig!“ Coryns Magen bebte vor Freude.
    Kalo fuhr fort: „Und für dich fühlt es sich offenbar richtig an, in die Hinterlande zu fliegen.“
    „Ja. Wenn ich wüsste, dass es Grosnick ist, würde ich es nicht tun.“
    Kalo kicherte.
    „Was ist denn?“
    „Grosnick bezieht sich eigentlich nur aufs Fressen. Aber ich verstehe trotzdem, was du meinst. Du würdest nichts machen, was gegen deine Grundsätze verstößt.“
    „Genau.“
    „Willst du mir nicht noch mehr über deinen besten Freund erzählen, Coryn?“
    „Das ist eine sehr traurige Geschichte. Willst du sie wirklich hören?“
    „Ich bin doch deine Freundin. Freunden kann man auch traurige Dinge erzählen.“
    Und so erzählte Coryn dem Höhlenkauzmädchen von Philipp und die beiden jungen Eulen weinten lange miteinander.

Vor Coryns Abflug schärften ihm die Höhlenkauzeltern noch einmal ein, sich unbedingt vor den Reinen in Acht zu nehmen.
    Harry setzte hinzu: „Ich habe übrigens gehört, dass Nyra tot ist.“
    „Waaas?“ Coryn hatte ganz erstaunt getan.
    „Ihr Geisterschnabel oder, wie manche behaupten, ihr Hägsdämon wurde an der Grenze zum Schattenwald gesichtet.“
    Coryn musste sich schwer beherrschen, um nicht loszuprusten. Er hatte den Höhlenkäuzen nichts von seiner kleinen Maskerade erzählt, auch nicht Kalo. Seine List funktionierte offenbar noch besser als gedacht. Die Gerüchte überschlugen sich geradezu!
    Wegen des zunehmenden Nordwinds war Coryn nur langsam vorangekommen. Am Rand des Schattenwaldes hatte er eine Baumhöhle entdeckt, die er zunächst für leer hielt. Doch als er näher heranflog, hörte er, wie sich in der Höhle eine Uhufamilie unterhielt. Coryn landete auf einem benachbarten Ast.
    „Wisst ihr schon das Neuste? Nyras Hägsdämon wurde am Kap Glaux gesichtet!“
    „Am Kap Glaux? Ich dachte, im Süden von Silberschleier?“
    „Also ich habe mir sagen lassen, dass ihr Geisterschnabel in Ambala sein Unwesen treibt.“
    „Hägsdämon hin, Geisterschnabel her … im Grunde zählt doch nur eins: Ist Nyra nun tot oder nicht? Ein Hägsdämon kann kein Heer anführen. Er kann Angst und Schrecken verbreiten, aber ansonsten hat er keine Macht.“
    „Jedenfalls heutzutage nicht mehr“, setzte ein anderer Uhu hinzu.
    Das trockene Holz des Baumstamms leitete den Schall hervorragend. Coryn verstand jedes Wort.
    „Wie meinst du das?“
    Das wüsste ich auch gern , dachte Coryn.
    „Nun ja, in den alten Zeiten …“
    „Meinst du, zur Zeit der alten Legenden, Papa?“
    Coryn horchte auf. Der junge Schleiereulerich war ganz versessen auf die alten Legenden. Als er sich nach seiner Flucht vor den Reinen versteckt hatte und nur frühmorgens auf die Jagd geflogen war, hatte er Trost in den Gut-Licht-Geschichten fremder Euleneltern gefunden. Heimlich hatte er ihnen gelauscht. Meistens handelten die Geschichten von Ga’Hoole, aber Coryn hatte oft nur Bruchstücke aufgeschnappt. Jetzt drückte er gespannt den Ohrschlitz an die raue Baumrinde.
    „Ich spreche von der Zeit, als der erste Glutsammler Gränk das Ei mit dem noch ungeschlüpften König Hoole rettete …“
    Als er das Ei rettete! Das Ei mit König Hoole! Coryn stockte das Herz und sein Magen schlug einen Purzelbaum.
    „Die Hägsdämonen wollten das kostbare Ei rauben, aber Gränk rettete es, brachte es in die Nordlande und zog

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