Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
Vom Netzwerk:
sogar mögliche Wurfhöhlen für trächtige Wölfinnen.
    Otulissa fand es sehr schade, dass Eulen so einen unterentwickelten Geruchssinn besaßen. Gefahren und Nachrichten auf diese Weise erfassen zu können, war bestimmt unglaublich nützlich. Sie tschurrte belustigt, als sie sich eine Bibliothek vorstellte, deren Bücher nicht nur Schrift, sondern auch Gerüche enthielten. Riechbücher! Wie herrlich das wäre, wenn man das Wissen nicht nur mit den Augen aufnehmen könnte, sondern auch mit dem Schnabel – oder wie immer der Vorsprung heißt, den andere Tiere im Gesicht haben. Ach, wie sie sich inmitten dieser kahlen Landschaft nach ihrer geliebten Bibliothek im Großen Baum sehnte! Sie seufzte tief.
    „War das ein kummervoller oder ein freudiger Seufzer, Gnädigste?“, erkundigte sich auf einmal jemand. Ein Maskenschleiereulerich war neben Otulissa gelandet. Dass er ein Freier Schmied war, konnte sogar Otulissa riechen. Er stank nach Ruß und Asche und seine Zehen waren versengt.
    „Eher ein erschöpfter Seufzer“, erwiderte sie.
    „Bist du neu hier?“, fragte der Schmied.
    Otulissa senkte die Lider, sodass ihre Augen halb verdeckt wurden. Das war nicht besonders höflich, aber sie war auf der Hut. Sie hatte gelesen, dass man Neuankömmlingen in den Hinterlanden keine Fragen stellte. Sie wollte niemandem verraten, dass sie eine Wächterin von Ga’Hoole war.
    „Darf ich mich vorstellen? Gestatten – Gwyndor.“
    Jetzt verstand Otulissa überhaupt nichts mehr. „Ich dachte eigentlich, dass man hierzulande seinen Namen für sich behält.“
    „Das hält jeder, wie er will. Darf ich fragen, wie du heißt?“
    „Nein!“
    Der Schmied musterte Otulissa prüfend. Das gefiel ihr überhaupt nicht. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, er solle sich nach Hägsmir scheren. Otulissa mochte es nicht, wenn ihr jemand zu nahekam. Es störte sie nicht, dass man sie deshalb für eingebildet hielt. Aber vielleicht konnte ihr dieser Gwyndor ja weiterhelfen …
    „Ich bin auf der Suche nach den MacDuncans. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir ihren Aufenthaltsort mitteilen könntest“, sagte sie förmlich.
    „Soso. Die MacDuncans sind ein ehrenwerter Clan, einer der ältesten. Vor ein paar Tagen haben sie hier Beute gemacht. Dann sollen sie zum Pennwolt-Fluss weitergezogen sein. Dort haben sie ihr angestammtes Revier.“
    „Vielen Dank für die Auskunft. Würdest du mir vielleicht noch verraten, in welcher Richtung dieser Fluss liegt?“
    „Ich kann dich sogar hinbringen. Es wäre mir ein Vergnügen.“
    „Nein, nein, das ist nicht nötig!“ Otulissa wollte den rußigen Alten so schnell wie möglich loswerden. Beim Reden schüttelte er sich leicht und jedes Mal regnete Asche auf ihre schönen weißen Flecken.
    „Es macht mir wirklich nichts aus. Ich will nämlich selber zum Pennwolt-Fluss. Ich habe gehört, dass ein Freund von mir bei den MacDuncans ist.“
    „Ach so.“ Was sollte Otulissa darauf erwidern? Dies war ein freies Land. Sie konnte dem Schmied nicht vorschreiben, wo er hinzufliegen hatte. Aber sie würde unterwegs kein Wort mehr mit ihm reden, sondern ihm den kalten Flügel zeigen.
    Natürlich brachte Otulissa das nicht fertig. Kaum waren sie losgeflogen, platzte sie heraus: „Sag mal, was hat es eigentlich mit den Duftmarken der Urzeitwölfe auf sich? Was für einen Zweck haben sie?“ Gwyndor hatte die Frage kaum beantwortet, da stellte Otulissa schon die nächste. „Drücken die Duftmarken eher Angriffslust aus oder sollen sie nur das Revier abgrenzen? Wie lauten die Gesetze der Wölfe? Warum gibt es trotzdem so viele Kämpfe unter ihnen? Du hast eine komische Aussprache. Du verschleifst die Wörter irgendwie …“
    „Du meinst, ich nuschle?“
    „Richtig. Du nuschelst ein bisschen.“
    „Diese Sprechweise haben die Wölfe eingeführt. Macnuscheln sagen sie dazu.“
    „Macnuscheln – das gefällt mir. Aber außerdem lispelst du. Für so etwas habe ich ein gutes Ohr. Sprachen und Dialekte sind nämlich mein Spezialgebiet. Ich beherrsche sogar Krakisch, die Sprache der Nordlande. Soll ich dir ein paar Wörter beibringen?“
    Hält diese Eule denn nie den Schnabel? , dachte Gwyndor.

„Tot“ zu sein, ist eigentlich gar nicht so übel , dachte Nyra. Glaux allein wusste, wer das Gerücht von ihrem Tod in die Welt gesetzt hatte, aber sie fand es durchaus nützlich. Auch ihr geliebter Gatte Kludd hatte einmal für tot gegolten. Das hatte ihm erlaubt, in aller Stille seine Truppen zu

Weitere Kostenlose Bücher