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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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ein Paar Kampfkrallen und einen Knüppel ausrichten! Nyra hieb noch einmal zu. Die Schmiedin wich wieder aus. Sie reagiert schnell , dachte Nyra. Jetzt kam die Schmiedin auf Nyra zugeflogen. Sie führte einen Scheinangriff mit ihrer Zange. Doch Nyra begriff, dass die Schmiedin sich nur ihren Hammer holen wollte, der noch neben der Esse lag. Der Hammer war eine viel gefährlichere Waffe als die Zange. Nyra flog auf die Schmiedin zu und stieß sie kopfüber in die Esse. Ein grässlicher Schrei ertönte und gleich darauf roch es beißend nach verbrannten Federn.
    Nyra griff sich die Zange, die der Schmiedin aus den Zehen geglitten war, und stieß ihre brennende Gegnerin damit noch tiefer ins Feuer. „Es heißt, die Wächter von Ga’Hoole fressen ihr Fleisch gern gebraten“, höhnte sie. „Du wärst für sie ein echtes Festmahl. Und wie deine Schwester erst staunen würde, die berühmte Madame Plonk!“ Nyra kreischte vor Lachen.
    Jetzt aber auf in den Keller, wo die Schmiedin ihre „Kunstwerke“ aufbewahrte! Nyra warf alles, was sie in die Zehen bekam, in den Glutbehälter ihres Opfers. Bevor sie sich auf den Weiterflug machte, kehrte sie noch einmal zur Schmiede-Esse zurück. Von der Schmiedin waren nur noch die geschwärzten Knochen und jede Menge Asche übrig. Nyra schmierte sich von oben bis unten mit der Asche ein, vor allem das Gesicht mit der verräterischen Narbe. Dann warf sie den Schmiedehammer und die Zange in den Glutbehälter. Neben der Esse war ein kleiner Teich. Nyra beugte sich über die Wasseroberfläche und betrachtete ihr Spiegelbild.
    Jetzt sehe ich einer Schmiedin zum Verwechseln ähnlich. Krämer-Ellie, ich komme!

Die Elster Krämer-Ellie lebte in einem Teil des Silberschleier-Waldes, in dem es besonders viele Kirchen, Burgen und sonstige Ruinen aus der Zeit der Anderen gab. Hier versorgte sie sich mit neuer Ware. Seit ein paar Jahren wohnte sie in einer alten Kapelle. Aus den Scherben der kaputten Fenster stellte sie hübsche, bunte Drehgläser her, die man aufhängen konnte. In den Häusern neben der Kirche hatte sie alte Teetassen und zersprungene Untertassen aufgestöbert. Außerdem war es nur ein halber Nachtflug bis zu einem verfallenen Schloss, das eine unerschöpfliche Quelle für zerschlissene Wandteppiche, silberne Trinkpokale und sogar morsche Gemälde war.
    Ihren Lieblingsfund stellte Ellie in ihrem Nest in der Kapelle aus. Der Gemäldefetzen zeigte das Auge eines Anderen. Ellie fand die Augen der Anderen wunderschön. Sie besaß eine richtige kleine Sammlung von Augen, die sie aus Gemälden herausgepickt hatte. Die Augen hatten alle möglichen Farben: Schwarz, Dunkelbraun, Grün, Grau, ein gelbliches Braun, das aber nicht so gelb leuchtete wie Eulenaugen, und Blau. Die blauen Augen fand Ellie am allerschönsten. Sie hoffte aber, eines Tages noch ein rotes oder violettes Auge aufzutreiben. Ellie hatte selbst nur noch ein Auge, was erklären mochte, weshalb sie so wild auf gemalte Augen war. Sie hatte ihr Auge bei einem Krähenangriff eingebüßt. Sie trug eine bunte Stoffbinde über der vernarbten Augenhöhle und hatte im Lauf der Jahre gelernt, trotz ihrer eingeschränkten Sehkraft geradeaus zu fliegen.
    Ihre Gehilfin Bubbles half ihr gerade dabei, die Waren zu sortieren und die Auslagen neu zu dekorieren. Bei der Arbeit bekam Ellie Lust, mal wieder die Bilder in der Galerie anzuschauen. Sie wandte sich an Bubbles, die nicht besonders klug, aber dafür fleißig war. „Heute ist doch eine schöne Nacht für einen kleinen Ausflug.“
    „Oh ja, das finde ich auch.“
    „Ich dachte, ich fliege mal in die Bildergalerie rüber. Vielleicht finde ich ja noch ein paar Augen.“
    „Wir könnten auch noch ein paar Quasten von den Vorhängen im Saloon gebrauchen.“
    „Es heißt Salon, Bubbles, nicht Saloon. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“
    „Ist doch egal“, sagte Bubbles verlegen.
    „Du passt auf den Laden auf, bis ich wieder da bin, Schätzchen. Wenn ein Kunde kommt, denk bitte dran: Silber wird nur gegen Silber getauscht, nicht gegen Glas. Mit Glasstücken sind wir schon bis zur Schnabelkante versorgt. Und Augen tauschst du nur gegen etwas richtig Wertvolles.“
    „Mach ich, Chefin.“
    „Auf geht’s – Halali!“ Ellie liebte dieses Wort. Ihre beste Kundin Madame Plonk hatte ihr erzählt, dass die Anderen immer „Halali“ gerufen hatten, wenn sie auf ihren Vierbeinern auf die Jagd ritten. Madame Plonk war Sängerin im Großen Baum. Sie wusste solche Dinge, weil

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