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Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Die Legende der Wächter 8: Die Flucht

Titel: Die Legende der Wächter 8: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Orgaß
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sie wie alle Wächter lesen konnte. Ellie konnte nicht lesen, jedenfalls nicht besonders gut. Sie fand es ungemein spannend zu erfahren, wie die Anderen gelebt hatten. Schon lange waren sie verschwunden. Ellie überlegte oft, wo sie wohl hingezogen waren und warum sie all ihre schönen Sachen zurückgelassen hatten.
    Ellie war noch nicht lange fort, da hörte Bubbles draußen vor der Kapelle laute Flügelschläge. Sie war überrascht, als eine Eule hereingeflogen kam, denn Eulen bewegten sich meist lautlos fort. Bei der Kundin handelte es sich um eine Freie Schmiedin, das erkannte Bubbles auf den ersten Blick. Freie Schmiede boten oft Holzkohlen zum Tausch an.
    Nyra stellte ihren Glutbehälter vorsichtig ab und legte auch das Werkzeug daneben. Bubbles vermutete, dass die Fremde bestimmt noch nicht lange in ihrem Beruf arbeitete und sich deshalb nicht von ihrer Ausrüstung trennen mochte.
    „Kohlen nehmen wir zurzeit nicht an“, sagte sie und sortierte weiter bunte Glasscherben.
    „Ich bringe keine Kohlen“, erwiderte Nyra.
    Bubbles drehte sich um. „Dann lass doch mal sehen.“
    „Was ich dabeihabe, ist viel besser als Kohlen. Ist Ellie nicht da?“
    „Die Chefin ist auf einem Geschäftsflug.“
    „Ich habe euch ein paar prächtige Silbersachen mitgebracht. Das ist aber nichts für den Alltag, das ist Kunst.“
    „Kunst! Ellie liebt Kunst.“
    „Da habe ich ja Glück.“ Nyra zog eine silberne Spirale aus dem Glutbehälter.
    „Entzückend! Dafür musstest du das Silber bestimmt erst einschmelzen.“
    „Das war nicht schwer. Die Form hinzukriegen war viel kniffliger.“
    „Das kann ich mir gut vorstellen.“ Bubbles hörte ihre Chefin wieder sagen: Silber nur gegen Silber, nicht gegen Glas. „Soll ich dir unsere Silberabteilung zeigen?“, fragte sie.
    „Nicht nötig. Ich schaue mich selber um, wenn es dir recht ist.“
    „Selbstverständlich. Hier drüben haben wir Glas und hier sind die Stoffe. Perlen und Edelsteine sind dort hinten und Teetassen haben wir auch.“ Bubbles hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da beugte sich Nyra schon über einen Korb mit Gemäldefetzen.
    „Und was ist das hier?“
    „Ellie sammelt gemalte Augen.“
    „Hier ist sogar ein grünes!“
    „Die Augen der Anderen hatten ganz verschiedene Farben.“
    „Aber grün ist ungewöhnlich“, meinte Nyra.
    „Sieh ruhig den ganzen Korb durch. Lass dir Zeit.“
    „Danke schön. Das ist wirklich sehr nett.“
    Bubbles wunderte sich, wie höflich die Fremde war. Die meisten Freien Schmiede waren ziemlich ungehobelt.
    Nyra war eingefallen, dass die Urzeitwölfe in den Hinterlanden angeblich grüne Augen hatten. Sie durchwühlte den ganzen Korb und legte alle grünen Augen heraus. Dann wandte sie sich wieder an die Ladengehilfin: „Kann ich mein Silberkunstwerk gegen diese grünen Augen hier und vielleicht noch ein, zwei Glaskugeln eintauschen?“
    „Die Augen sind aber längst nicht so wertvoll wie Silber. Du würdest ein schlechtes Geschäft machen. Ellie hat gesagt, ich soll Silber nur gegen Silber tauschen.“
    „Für mich ist das aber kein schlechtes Geschäft. Ich tausche Kunst gegen Kunst, so sehe ich das.“
    „Hm … Ich weiß nicht. Was ihre Augen betrifft, ist Ellie sehr eigen.“
    Verflixt , dachte Nyra. Hoffentlich machte die junge Elster jetzt keine Schwierigkeiten. Sie wollte sie nicht auch noch umbringen müssen. Nyra hatte eine Idee. Das Schmiedewerkzeug war verflixt schwer und behinderte sie nur beim Fliegen. „Und wenn ich noch meine Zange drauflege?“
    „Ja, brauchst du die denn nicht zum Arbeiten?“
    „Ich habe noch mehr Werkzeug in meiner Schmiede. Außerdem hätte ich gute Lust, mich bald zur Ruhe zu setzen.“
    „Ach so …“ Bubbles legte den Kopf schief und überlegte. „Ich glaube, das geht in Ordnung.“
    „Dann ist der Tausch also abgemacht?“
    „Abgemacht.“
    „Bist du komplett gaga geworden?“, zeterte Ellie. „Du hast alle meine grünen Augen weggegeben? Ich hatte nur drei Paar und es hat ewig gedauert, sie zusammenzukriegen!“
    „Aber die Kundin hat nicht nur den Silbergegenstand dagelassen, sondern auch noch ihre Zange.“
    „Was ist das überhaupt für eine Freie Schmiedin, die ihr Werkzeug eintauscht?“ Und was für eine Freie Schmiedin arbeitet mit Silber? Da kommt nur eine infrage!
    „Zeig mir den Silbergegenstand bitte mal.“
    Bubbles flog zu einer Kirchenbank hinüber. Wenn Ellie sah, wie schön die Spirale war, würde sie bestimmt nicht mehr schimpfen.
    „Das ist

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