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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Lavaflüsse, die an den Vulkanhängen herunterliefen, und fischten rot glühende Brocken heraus. Am Rand des Vulkankreises zankten sie sich dann mit den Freien Schmieden um den Preis und darum, ob es sich wirklich um „Rumser“ handelte. So weit war alles wie immer. Aber wo waren die Wölfe geblieben, die früher auf den hohen Hügeln aus blank genagten Knochen Wache gehalten hatten?
    Coryn wandte sich wieder Gyllban zu. „Ich habe den weiten Flug aus einem ganz persönlichen Grund angetreten. Ich war besessen von dem Gedanken, dass ich womöglich das Erbe meiner abscheulichen Mutter Nyra in mir trage. Diese Frage ließ mir einfach keine Ruhe.“
    Gyllban konnte das aus mehreren Gründen gut nachvollziehen. Erstens war sie Nyra bereits begegnet und wusste, wie gewissenlos sie war. Zweitens war sieselbst ein Opfer grausamer Gewalt geworden. Es war ihr sehr schwergefallen, den tyrannischen MacHeath zu vergessen und das, was er ihrem Sohn angetan hatte.
    „Und?“, fragte Hamisch. „Warum bist du nun hier, alter Freund? Hast du die Antwort auf deine Frage inzwischen gefunden?“
    „Noch nicht. Ich weiß jetzt aber, dass Nyra noch am Leben ist. Sie hat ein Buch in ihren Besitz gebracht hat, von dem große Gefahr ausgeht. Habt ihr schon mal von Hägsdämonen gehört?“
    Die drei Wölfe schauten einander an. Man sah, dass sie das Wort nicht kannten. Trotzdem waren sie beunruhigt. Sie sträubten das Nackenfell und ihre Augen wurden zu schmalen grünen Schlitzen.
    „Lasst uns lieber woanders weiterreden“, sagte Hamisch. „Kommt mit in meine Höhle.“
    Die Wolfshöhle erbebte von den donnernden Ausbrüchen der Vulkankrater. Über den Himmel vor dem Eingang zuckte der rötliche Widerschein der Flammen.
    „Habe ich euch richtig verstanden – es gibt keine Hägsdämonen mehr?“, fragte Hamisch.
    „Sie sind ausgestorben – aber trotzdem nicht ganz ausgerottet“, erwiderte Gylfie.
    „Was denn nun?“, sagte Gyllban. „Gibt es sie noch oder gibt es sie nicht mehr?“
    Soren mischte sich ein. „Die Hägsdämonen aus alter Zeit, gegen die unsere und eure Ahnen unter König Hoole gekämpft haben, die gibt es nicht mehr. Aber sie werfen immer noch ihre Schatten auf unsere Zeit …“ Wie soll ich es bloß erklären? „Sie sind wie ein Flüstern aus einer anderen Welt oder ein Fetzen aus einem bösen Traum. Aber es ist kein Traum. Wir haben alle schon unsere Erfahrungen mit ihnen gemacht. Seid ihr Urzeitwölfe denn noch nie von ihnen heimgesucht worden?“
    Gyllban schüttelte den Kopf. „Nein. Mein früherer Clanführer Dunleavy hat mir als Heimsuchung schon gereicht. Da brauche ich nicht noch irgendwelche Dämonen oder ihre Schatten.“
    Als sie den Namen ihres Peinigers aussprach, erbebte Coryns Magen unwillkürlich.
    „Aber erklär uns doch bitte, was du mit diesen Schatten meinst“, fuhr die Wölfin an Soren gewandt fort.
    „So etwas Ähnliches wie Geisterschnäbel, nur schwächer.“
    Die drei Wölfe wirkten abermals beunruhigt.
    „Wir kennen uns mit den alten Legenden nicht so gut aus wie ihr“, sagte Gyllban. „Bitte beschreibt uns, wie so ein Hägsdämon aus früherer Zeit ausgesehen hat. Worin bestand seine Macht und was konnte er anderen Lebewesen antun?“ Ihr Ton wurde auf einmal dringlich.
    Gylfie übernahm es zu antworten. „Zunächst einmal muss man wissen, dass in jenen Tagen Magie die Welt beherrschte. Gute Magie und böse Magie.“ Unterstützt von Coryn und den drei anderen Mitgliedern der Bande gab die Elfenkäuzin wieder, was sie aus den alten Legenden erfahren hatten.
    Als sie jedoch zu dem gelben Licht kamen, das die Augen der Hägsdämonen verströmten, sprangen die drei Wölfe auf. Sie sträubten wieder das Fell, diesmal aber am ganzen Körper. In ihren Blicken lag nackte Panik. So hatte Coryn seine vierbeinigen Freunde noch nie erlebt.
    „Wie nennt ihr das? Fyngrott?!“, fragte Gyllban mit bebender Stimme.
    „Und es ist gelb, habt ihr gesagt? Gelbes Licht, das aus den Augen kommt?“, brachte Cody erstickt hervor.
    Soren erläuterte, wie die Hägsdämonen ihr Fyngrott eingesetzt hatten.
    Hamisch trat vor. Diesmal ohne jede unterwürfige Gebärde. Der Rangunterschied war vergessen. „Bei uns Wölfen gibt es etwas Vergleichbares“, sagte er. „Die Vyrwölfe.“ Er knurrte dumpf. „Auch von ihnen dachte man, sie seien ausgestorben. Wir glaubten, es gäbe sie nur noch in Erzählungen über die Vergangenheit, so wie eure Hägsdämonen.“
    Es wurde totenstill in der Höhle.

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