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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Angriffen auszusetzen. Sie musste Coryn und die Bande finden und durfte nichts riskieren. Von Bubo wusste sie, wo der nächstgelegene Met-Baum stand. „Wenn du das Kap erreicht hast, musst du dem untersten Backbord-Stern der Goldenen Krallen folgen, nicht dem Steuerbord-Stern.“
    „Backbord? Steuerbord? Das sagt mir alles überhaupt nichts. Bitte rede so, dass ich etwas verstehe.“
    „Na schön. Wenn du das Kap erreichst, wendest du dich nach links und fliegst zwei Stunden lang geradeaus. Dann kommst du nach Silberschleier. Der Silberschleier-Wald grenzt im Westen an den Schattenwald. Wenn du der Grenze zwischen den beiden Wäldern folgst, siehst du irgendwann eine Gruppe Platanen. Eine davon ist der Met-Baum.“
    Als Madame Plonk endlich auf Kap Glaux eintraf, knurrte ihr der Magen. Zum Glück entdeckte sie unter sich eine Felsenratte, die im braunen Wintergras hockte.
    Madame Plonk hielt nach einem Baum mit einer Höhle darin Ausschau. Natürlich vergebens, aber sie war nicht mehr daran gewöhnt, sich am Boden aufzuhalten. Dabei bauten Schnee-Eulen ihre Nester eigentlich auf der Erde. Doch seit die Sängerin im Großen Ga’Hoole-Baum lebte, war sie behaglichere Unterkünfte gewohnt. Sie pflegte ihre Höhle als „meine Gemächer“ zu bezeichnen und hatte sie nicht nur mit den bei Ellie eingetauschten Schätzen eingerichtet, sondern auch mit dem allerweichsten Moos ausgelegt.
    Ach ja, die liebe Ellie … Madame Plonk fiel ein, dass sie auf dem Flug zum Schattenwald an Ellies Kirchenruine in Silberschleier vorbeikommen würde. Ich würdeja zu gern … Sie verbot sich den Gedanken sofort. Wie kann ich in Zeiten wie diesen ans Einkaufen denken?! Sie hielt sich selbst eine kleine Strafpredigt: „Tu lieber was für deine Figur, altes Mädchen! Du hast einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Du bist eine gierige, genusssüchtige, übergewichtige Eule, die den Schnabel nicht vollkriegen kann!“
    Als ihr Blick auf die frisch erbeutete Felsenratte fiel, ließ das quälende Hungergefühl ein wenig nach. Vielleicht gelingt es mir ja doch abzunehmen. Aber sie musste etwas fressen, sonst hatte sie nicht die Kraft weiterzufliegen. Sie durfte keine Minute der Nacht vergeuden.
    Sie riss der Ratte den Kopf ab und schlang dann den übrigen Körper in einem Stück herunter. Unter anderen Umständen hätte sie auch den Kopf verzehrt, aber der hatte wenig Nährwert und machte bloß dick.
    Fünf Sekunden lang war sie stolz auf ihre Willenskraft. Dann brach sie in Tränen aus. „Wie dumm ich bin! Dumm und nutzlos!“ Sie zwängte sich in eine Erdmulde unter einem überhängenden Felsen und schlief sofort ein.
    Sie träumte von eisernen Gitterstäben. Hinter dem Gitter erblickte sie das würdevolle Gesicht einer Fleckenkäuzin. „Es tut mir leid! Es tut mir so leid! Diese grässliche Tasse!“
    Madame Plonk erwachte von ihrem eigenen Schluchzen. Sie öffnete die Augen, kniff sie aber gleich wieder zu, weil gleißendes Licht sie blendete. „Großer Glaux – ich habe verschlafen! Es ist schon Tag! Wie konnte ich nur!“
    Sie war völlig außer sich. Jetzt musste sie warten, bis es wieder dunkel wurde. Zwar waren die Wintertage kurz, aber jede Verzögerung gefährdete nicht nur Otulissas Wohl, sondern das Wohl des ganzen Baumes. Der König und die Bande mussten so schnell wie möglich zurückkehren!
    Madame Plonk zitterte am ganzen Leib, teils vor Wut auf sich selbst, teils vor Furcht. Sie steigerte sich in eine regelrechte Panik hinein. Die gleißende Sonne schien sich über sie lustig zu machen. Doch plötzlich erschien am Himmel etwas, das noch heller war als die Sonne. Es war strahlend weiß, aber in dem Weiß war etwas Schwarzes, schwarz wie Krähengefieder …
    „Glaux, hilf! Jetzt ist es aus mit mir!“, kreischte sie und brach ohnmächtig zusammen.
    Madame Plonk konnte hinterher nicht mehr sagen, wie lange sie das Bewusstsein verloren hatte. Doch als sie die Augen wieder aufschlug, staunte sie nicht schlecht. Ein stattlicher Schnee-Eulerich beugte sich über sie. Er war von oben bis unten makellos weiß, aber in seinemSchultergefieder steckte eine lange schwarze Feder. Madame Plonk blinzelte verblüfft. Wozu soll das denn gut sein?
    „Kann ich Ihnen behilflich sein, Gnädigste? Ich habe den Eindruck, es geht Ihnen nicht gut.“
    Er hat tadellose Manieren, das muss man ihm lassen, dachte Madame Plonk. Sie riss sich zusammen. „Ich hatte einen Albtraum“, erwiderte sie gefasst, aber dann brach es aus ihr heraus:

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