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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Brygdylla vor uns hin. Der Mond ging auf und goss sein silbernes Licht auf die beiden, und eine seltsame Verwandlung ging mit ihnen vor.“
    Das Donnern von draußen verstummte vorübergehend, aber die Stille in der Höhle war genauso ohrenbetäubend. Cody fuhr fort: „MacHeath und seine Gefährtin wuchsen auf dreifache Größe an. Ihr stumpfes Fell wurde glänzend blauschwarz und ihre Augen waren plötzlich gelb. Sie zogen die Lefzen hoch, aber nicht ängstlich, sondern drohend, und bleckten die Zähne. Ihre Reißzähne waren doppelt so lang wie vorher und an den Enden saßen lauter kleine Spitzen. Solche Zähne hatte keiner von uns je gesehen.“
    „Die beiden hatten sich in Vyrwölfe verwandelt“, sagte Hamisch. „Und sie haben alle Mitglieder des Clans getötet, die sich ihnen nicht anschließen wollten.“
    „Und warum bist du mit dem Leben davongekommen, Cody?“
    „Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass ich noch einmal froh über meine Verstümmelung sein würde.“ Er hob eine zerbissene Pfote. „Aber so war ich dem Clan nicht von Nutzen. Ich wurde schlicht übersehen. Außerdem ist die Ermordung eines jungen, verstümmelten Wolfes, der kaum dem Welpenalter entwachsen ist, keine Tat, mit der man sich brüsten kann.“
    „Und was geschah dann?“, fragte Soren. Was die Wölfe berichteten, behagte ihm überhaupt nicht. Es kam ihm beklemmend bekannt vor, wie ein Widerhall aus finsteren Vorzeiten. Ezylryb musste von diesem Vorfall gewusst haben. Das hatte ihn veranlasst, auf seinem Sterbelager Coryn und die Bande aufzufordern, die alten Legenden zu studieren.
    „Dann sind Dunleavy, Brygdylla und die wenigen Clanmitglieder, die Dunleavy verschont hatte, abgezogen.“
    „Wohin?“, wollte Gylfie wissen.
    „In die Höhle im Gebirge.“
    „Von dieser Höhle habe ich schon gehört!“, meldete sich Digger wieder zu Wort. Abermals wandten sich alle erstaunt nach ihm um.
    „Was hast du darüber gehört?“, fragte Gylfie fast flüsternd.
    „Dass sie den Eingang zu einem Tunnel darstellt, zum ‚Tunnel der Verzweiflung‘, wie er bei uns Höhlenkäuzen heißt. Aber wir haben nicht angenommen, dass es diesen Ort wirklich gibt. Wir dachten …“ Digger versagte die Stimme. Er schaute auf seine kräftigen, unbefiederten Füße, mit denen er schon so viele Höhlen und unterirdische Gänge in der härtesten Erde ausgehoben hatte. „Wir dachten, es handele sich nur um eine alte Legende.“ Er machte eine Pause. „Aber Legenden haben bekanntlich einen wahren Kern.“

Noch schlimmer kann es kaum kommen, oder? , dachte Madame Plonk, als ihr ein Schwall eisiger Gischt ins Gesicht klatschte. Sie war zwischen den stürmischen Böen und dem aufgewühlten Hoolemeer gefangen. Wäre sie höher geflogen, hätte sie der Gischt ausweichen können, aber der Wind war zu stark für sie. Sie war einfach zu dick, gestand sie sich ein, und hatte seit Jahren keinen längeren Flug mehr unternommen. Wenn sie aber noch niedriger geflogen wäre, wären die Wellen über ihr zusammengeschlagen. Es kam ihr vor, als machte sich das Meer einen Spaß daraus, sie von oben bis unten nass zu spritzen. Nein, ich bin wirklich nicht gut in Form.
    Trotzdem flog sie weiter. Schließlich hatte sie Otulissa in diesen Schlamassel gebracht. Inzwischen hatte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass sie die Fleckenkäuzin gebeten hatte, die Krönungstasse zu verstecken. Hoffentlich musste sie das verflixte Dingnie wiedersehen! Aber vor allem schämte sie sich entsetzlich, dass sie ihre Stimme, ihren wertvollsten Besitz, den unsinnigen Feiern der WWG zur Verfügung gestellt hatte. Von der Glut hatte sie genauso den Schnabel voll wie von ihrer Krönungstasse.
    Seit sie losgeflogen war, plagten sie diese Gedanken. Doch trotz ihrer Eitelkeit und ihrer Vorliebe für Luxus war sie im Grunde eine praktische Eule. Über die Vergangenheit zu grübeln, nützte niemandem.
    Hinter dem dichten Dunst aus Nebel und Gischt erschien eine verschwommene Linie. Land in Sicht! Die Linie wurde schärfer. Das muss Kap Glaux sein.
    Madame Plonk war seit Jahren nicht mehr am Kap gewesen. Es war nur ein kahler, windumtoster Felsvorsprung, aber in diesem Augenblick war es für sie der schönste Ort auf der ganzen Welt. Trotzdem würde sie sich nur eine kurze Pause gönnen. Es wurde schon hell. Tagsüber zu fliegen war gefährlich. Krähen! Wie lange war es her, dass sie an diese tückischen Vögel auch nur gedacht hatte? Es wäre sträflicher Leichtsinn, sich ihren

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