Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
und Püffe, nicht nur von Burrich, sondern auch von dem wutschnaubenden Besitzer der Würste. Nosy kam auf dem Bauch angekrochen, wurde am Nackenfell gepackt und geschüttelt und barsch ausgeschimpft. Schamerfüllt sah ich zu, wie Burrich seine Börse zog, um den Fleischer zu bezahlen, dabei hielt er mich so fest am Schlafittchen, daß ich nicht entrinnen konnte. Nachdem der Mann gegangen war und die Zuschauer sich verlaufen hatten, ließ er mich endlich los. Ich wunderte mich über den angewiderten Blick, mit dem er mich bedachte. »Ab nach Hause, alle beide. Auf der Stelle!« kommandierte er in unheilverkündendem Ton.
    Wir bewältigten den Rückweg zur Burg so schnell wie nie zuvor. Auf unserem Deckenlager vor dem Herd warteten wir angstvoll auf Burrichs Rückkehr. Und warteten und warteten, den ganzen langen Nachmittag hindurch, bis zum frühen Abend. Uns beiden knurrte der Magen, aber wir wagten nicht, die Kammer zu verlassen. Etwas in Burrichs Gesichtsausdruck war furchteinflößender gewesen als selbst der Zorn von Mollys Papa.
    Als Burrich kam, war es mittlerweile tiefe Nacht geworden. Wir hörten seine Schritte auf der Stiege, und ich bedurfte nicht der guten Nase meines Hundefreundes, um zu riechen, daß er getrunken hatte. Wir machten uns klein, als er in den halbdunklen Raum trat. Sein Atem ging schwer, und er brauchte länger als gewöhnlich, um weitere Lichter an der einen Kerze zu entzünden, die ich hingestellt hatte. Danach ließ er sich auf eine Bank fallen und sah uns an. Nosy winselte und zeigte in Demutshaltung seinen Bauch. Ich wünschte mir, das gleiche tun zu können, mußte mich aber damit begnügen, furchtsam zu Burrich aufzublicken. Nach einer Weile brach er das Schweigen.
    »Fitz, was ist aus dir geworden? Was soll aus uns beiden werden? Treibst dich mit einer Bande von Strolchen auf der Straße herum, dabei fließt das Blut von Königen in deinen Adern. Ein Streuner, ein Tagedieb.«
    Ich schwieg.
    »Und ich trage ebensoviel Schuld wie du, nehme ich an. Nun komm her. Komm her, Junge.«
    Zögernd trat ich einen, zwei Schritte vor. Näher wagte ich mich nicht.
    Burrich runzelte die Stirn über meine Ängstlichkeit. »Bist du verletzt, Junge?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Dann komm her.«
    Ich zauderte, und Nosy wand sich in qualvoller Unentschlossenheit.
    Burrich sah erstaunt auf ihn hinunter. Ich konnte sehen, wie sein vom Wein benebelter Verstand arbeitete. Sein Blick wanderte von dem Hund zu mir und wieder zurück, und ein ungläubiges Begreifen trat auf seine Züge. Er schüttelte den Kopf, dann erhob er sich schwerfällig und ging humpelnd zu dem kleinen Regal in der Ecke, Aufbewahrungsort für ein Sammelsurium verstaubter Werkzeuge und sonstiger Gegenstände. Burrich nahm eine Gerte aus Holz und Leder, allem Anschein nach lange nicht gebraucht. Er ließ die kurze Schnur gegen sein Bein klatschen. »Weißt du, was das ist, Junge?« fragte er leise und mit sanfter Stimme.
    Ich schüttelte stumm den Kopf.
    »Eine Hundepeitsche.«
    Ich sah ihn verständnislos an. Weder in meinem noch in Nosys Erfahrungsschatz gab es etwas, das mir verraten hätte, was ich davon halten sollte. Burrich mußte meine Verwirrung erkannt haben. Er lächelte gutmütig, und seine Stimme blieb freundlich, doch ich ahnte etwas Lauerndes in seinem Benehmen, ein gespanntes Abwarten.
    »Es ist ein Werkzeug, Fitz. Eine kleine Erziehungshilfe. Wenn man einen jungen Hund hat, der nicht pariert – man sagt zu ihm ›Bei Fuß‹, und er kommt nicht –, nun, ein paar Schmitzer hiermit, und der Hund begreift, was man von ihm will. Ein paar wohlgezielte Hiebe, mehr braucht es nicht, um einem jungen Hund beizubringen, daß er hören muß.« Während er in beiläufigem Ton redete, ließ er die kurze Schnur spielerisch über den Boden tanzen. Weder Nosy noch ich vermochten den Blick davon abzuwenden, und als er die Gerte plötzlich in Nosys Richtung schwippte, jaulte der Welpe entsetzt auf und brachte sich mit einem Satz hinter mir in Sicherheit.
    Burrich sank langsam auf die Bank vor der Feuerstelle, beugte sich vor und legte eine Hand über die Augen. »O Eda«, ächzte er, halb Fluch, halb Gebet. »Ich habe es geahnt, vermutet, wenn ich euch zusammen laufen sah, aber, verflucht seien Els Augen, ich wollte nicht recht haben. Ich wollte nicht recht haben. In meinem ganzen Leben habe ich keinen jungen Hund mit diesem Ding geschlagen. Nosy hatte keinen Grund, sich davor zu fürchten. Außer, er wußte, was du weißt.«
    Welche

Weitere Kostenlose Bücher