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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bedeutet – woher soll ich das wissen? Ich bin ein Narr, kein Deuter von Träumen. Guten Tag.« Erneut wandte er sich ab, doch statt dem Pfad zu folgen, trat er seitlich in ein Haselgebüsch. Ich eilte ihm nach, doch als ich die Stelle erreichte, wo er den Weg verlassen hatte, war er verschwunden. Sosehr ich meine Augen anstrengte und nur einbildete, in dem sonnengesprenkelten Wald noch Zweige wippen zu sehen oder einen Blick auf sein buntes Narrengewand zu erhaschen, er schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Und seine alberne Botschaft ergab nicht den mindesten Sinn. Ich grübelte auf dem ganzen Rückweg über diese merkwürdige Begegnung nach, doch endlich tat ich sie als einen seltsamen, aber bedeutungslosen Vorfall ab.
    Erst in der darauffolgenden Nacht ließ Chade mich kommen. Brennend vor Neugier lief ich die Stufen hinauf, doch oben angekommen, blieb ich stehen, denn ich sah, daß meine Fragen würden warten müssen. Chade saß an dem Tisch aus Stein, Schleicher auf der Schulter und ein halb aufgerolltes Pergament vor sich. Ein Weinglas beschwerte das obere Ende, während sein knorriger Finger eine Art Liste hinunterwanderte. Im Vorbeigehen warf ich einen Blick darauf. Es waren Ortsnamen und Daten. Zu jedem Namen gehörte eine Aufstellung – so viele Soldaten, so viele Händler, so viele Schafe oder Bierfässer oder Scheffel Korn und so weiter. Ich setzte mich ihm gegenüber hin und wartete. Man störte Chade nicht, wenn er mit etwas beschäftigt war. Das hatte ich früh gelernt.
    »Mein Junge«, sagte er leise, ohne von der Schriftrolle aufzublicken, »was würdest du tun, wenn ein Räuber sich von hinten an dich heranpirscht und dir einen Schlag auf den Kopf gibt? Immer nur, wenn du ihm den Rücken zuwendest? Was würdest du tun?«
    Ich war schnell mit der Antwort bei der Hand. »Ich würde so tun, als schaute ich woanders hin, nur hätte ich einen stabilen Knüppel in der Hand. Wenn er dann kommt, drehe ich mich herum und schlage ihm den Schädel ein.«
    »Hm. Ja. Nun, das haben wir versucht. Aber wie gut unsere Tarnung auch ist, die Outislander scheinen stets zu wissen, wann wir ihnen eine Leimrute hinhängen, und hüten sich, anzugreifen. Zugegeben, es ist uns gelungen, ein oder zwei der gewöhnlichen Piraten zu täuschen, aber niemals die Roten Korsaren. Und das sind diejenigen, denen wir ans Leder wollen.«
    »Warum?«
    »Weil sie uns den meisten Schaden zufügen. Siehst du, Junge, wir sind daran gewöhnt, überfallen zu werden. Man könnte fast sagen, wir haben uns darauf eingerichtet. Man sät ein zusätzliches Tagwerk Getreide, webt einen zusätzlichen Ballen Stoff, zieht ein Stierkalb mehr auf. Unsere Bauern und Bürger versuchen immer, sich einen kleinen Vorrat anzulegen, und wird jemandes Scheune angezündet oder geht im Tumult eines Überfalls ein Lagerhaus in Flammen auf, legen alle beim Neubau mit Hand an. Aber die Roten Korsaren kommen nicht mit Feuer und Schwert, weil es sie nach Beute gelüstet. Sie machen blindwütig alles dem Erdboden gleich, und was sie tatsächlich rauben, scheint beinahe unwichtig zu sein.« Chade schwieg und starrte auf die Wand, als könne er hindurchsehen.
    »Es ergibt keinen Sinn« fuhr er nachdenklich fort, mehr zu sich selbst. »Oder wenigstens keinen für mich erkennbaren Sinn. Es ist, als würde man eine Kuh schlachten, die jedes Jahr ein gutes Kalb bringt. Die Roten Korsaren verbrennen Getreide noch auf dem Halm und fackeln die Heuwiesen ab. Sie metzeln an Vieh nieder, was sie nicht mitnehmen können. Vor drei Wochen in Torsby setzten sie eine Mühle in Brand und schlitzten die Säcke mit Korn und Mehl auf. Was gewinnen sie dadurch? Weshalb riskieren sie ihr Leben, nur um eine Spur aus Trümmern zu hinterlassen? Sie haben keinen Versuch unternommen, Land zu erobern und sich dort festzusetzen. Soweit wir wissen, besteht keine alte Fehde zwischen uns, daß sie sich vielleicht für erlittenes Unrecht rächen wollen. Vor einem Dieb kann man sich schützen, dies sind willkürliche Mörder und Zerstörer. Tornsby wird nicht wieder aufgebaut, die Überlebenden besitzen weder den Willen noch die Ressourcen. Sie sind weggezogen, einige zu Verwandten in anderen Dörfern, andere vermehren die Zahl der Bettler in unseren Städten. Ähnliches haben wir schon zu oft erlebt.«
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. Als er wieder aufblickte, galt seine Aufmerksamkeit allein mir. Das war seine besondere Fähigkeit: Er vermochte ein Problem so vollständig beiseite zu

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