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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Wenn Hoheit mir erlauben, mich zurückzuziehen?«
    »Gewiß«, nickte Philia, aber sie schien sich gar nicht gewiß zu sein.
    »Wenn du gehst, gibt es nichts mehr für mich.« Ich wußte, es klang zu dramatisch, beinahe schon komödienreif, daß ich immer noch neben ihrem Stuhl auf dem Boden kniete.
    »Wenn ich bleibe, gibt es auch nichts für Euch.« Molly war keine Gemütsregung anzumerken, als sie ihre Schürze abnahm und an einen Haken hängte. »Ich bin eine Dienstmagd. In Euren Adern fließt königliches Blut. Zwischen uns kann niemals etwas sein. Das habe ich in den vergangenen Wochen erkannt.«
    »Nein.« Ich erhob mich, trat auf sie zu, versagte es mir jedoch, sie zu berühren. »Du bist Molly, und ich bin Neuer.«
    »Mag sein. Früher.« Molly seufzte. »Aber jetzt nicht mehr. Macht es nur nicht schwerer, als es schon ist, Herr. Ihr müßt mich in Frieden lassen. Ich habe keinen anderen Ort, wohin ich gehen könnte; ich muß hierbleiben und arbeiten, wenigstens, bis ich genug verdient habe…« Sie brach ab und schüttelte den Kopf. »Guten Abend, Mylady. Lacey. Herr.« Das Geräusch, mit dem die Tür hinter ihr ins Schloß fiel, klang endgültig, und anschließend breitete sich eine furchtbare Stille im Zimmer aus.
    »Nun«, sagte Philia endlich kraftlos, »es freut mich zu sehen, daß wenigstens einer von euch etwas gesunden Menschenverstand hat. Was um alles in der Welt, FitzChivalric, hast du dir dabei gedacht, hereinzuplatzen und über meine Dienstmagd herzufallen?«
    »Daß ich sie liebe.« Ich ließ mich in einen Sessel fallen und vergrub den Kopf in den Händen. »Und daß ich es müde bin, allein zu sein.«
    »Deshalb bist du hergekommen?« Philia hörte sich fast beleidigt an.
    »Nein. Ich bin gekommen, um Euch zu besuchen. Ich wußte nicht, daß sie hier sein würde, doch als ich sie sah, ist es einfach über mich gekommen. Es ist wahr, Philia. Ich kann nicht mehr so weiterleben.«
    »Du wirst es müssen.« Sie seufzte, als sie es sagte.
    »Spricht Molly darüber… über mich? Zu Euch? Ich muß es wissen. Bitte.« Meine Verzweiflung diente mir als Rammbock gegen das Schweigen und die ausgetauschten Blicke der beiden Frauen. »Ist es wirklich ihr Wunsch, daß ich sie in Ruhe lasse? Bin ich ihr so zuwider geworden? Habe ich nicht alles getan, was Ihr von mir verlangt habt? Ich habe gewartet, Philia. Ich bin ihr aus dem Weg gegangen, habe darauf geachtet, daß es kein Gerede gibt. Aber wann ist es genug? Oder ist das Euer Plan? Uns voneinander fernzuhalten, bis unsere Gefühle erloschen sind? Das wird Euch nicht gelingen. Ich bin kein Kind, und dies ist nicht irgendein Spielzeug, das Ihr mir wegnehmt, um mich mit anderen Dingen abzulenken, bis ich es vergessen habe. Dies ist Molly. Und sie ist mein Herz, und ich werde nicht von ihr lassen.«
    »Ich fürchte, dir wird nichts anderes übrigbleiben.« Die Worte fielen schwer in die Stille.
    »Warum? Hat sie sich für einen anderen entschieden?«
    Philia schwenkte abwehrend die Hand, wie um Fliegen zu verscheuchen. »Nein, sie ist nicht wetterwendisch, Molly nicht. Sie ist klug und fleißig und voller Witz und Temperament. Ich kann begreifen, daß du dein Herz an sie verloren hast. Aber sie ist auch stolz. Sie sieht, was du nicht sehen willst. Daß ihr aus Welten kommt, die so weit auseinander liegen, daß es keinen Berührungspunkt gibt. Selbst wenn Listenreich einer Vermählung zustimmte, was ich sehr bezweifle, wie wolltet ihr leben? Du kannst nicht die Burg verlassen und in die Stadt hinuntergehen, um Kerzen feilzubieten. Du weiß, das ist unmöglich. Und was hätte sie zu erwarten, wenn ihr hier bleibt? Sie mag noch so tüchtig und liebenswürdig sein, man sähe nur die Unterschiede in eurer Herkunft. Sie wäre die Metze, die dir dazu gedient hat, deine niedrigen Gelüste zu befriedigen. ›Oh, der Bastard, er hat ein Auge auf die Magd seiner Stiefmutter geworfen. Wahrscheinlich hat er sich einmal zu oft mit ihr lustig gemacht, und nun muß er die Zeche bezahlen.‹ Du kennst die Art von Gerede, die ich meine.«
    In der Tat. »Mir ist es egal, was die Leute sagen.«
    »Dir vielleicht, aber auch Molly? Und was ist mit euren Kindern?«
    Ich schwieg. Philia schaute auf ihre müßig im Schoß liegenden Hände. »Du bist jung, FitzChivalric.« Sie sprach sehr ruhig, sehr eindringlich. »Ich weiß, du hältst es für unmöglich, aber du wirst eine andere finden. Eine standesgemäßere Partie. Und auch Molly verdient die Chance auf eine Liebe, die der

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