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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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weniger man uns zusammen sähe, desto besser. Widerstrebend unterwarf ich mich ihrer Logik. Anschließend fiel ich in einen Schlaf, wie ihn mir so abgrundtief auch der Baldriantee nicht hatte schenken können.
    Donner und Gebrüll rissen mich unsanft aus dem seligen Schlummer. Ich taumelte aus dem Bett, benommen und verwirrt. Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, daß jemand an meine Tür hämmerte, und das Gebrüll stammte von Burrich, der meinen Namen rief. »Einen Augenblick!« brachte ich mit heiserer Stimme heraus. Alle Knochen taten mir weh. Ich warf die nötigsten Kleidungsstücke über und kämpfte mit den Tücken von Schloß und Riegel, bis ich endlich die Tür aufmachen konnte. »Was ist los?«
    Burrich starrte mich wortlos an. Er war gewaschen und angekleidet und trug zwei Äxte über dem angewinkelten Arm.
    »Oh.«
    »Veritas’ Turmgemach. Beeilung, wir sind schon zu spät. Aber wasch dich erst. Was ist das für ein Geruch?«
    »Duftkerzen«, erklärte ich aus dem Stegreif. »Der Geruch soll erholsame Träume bringen.«
    Burrich schnaubte. »Erholsame Träume wären es nicht unbedingt, die sie mir bringen würden. Moschus, Junge. Dein ganzes Zimmer stinkt danach. Ich gehe schon vor. Wir treffen uns oben.«
    Damit marschierte er zielstrebig den Gang hinunter, während ich mich ins Zimmer zurückwandte, um eine aufgefrischte Erinnerung reicher. Im Lauf der Jahre hatte ich vergessen, was Burrich unter ›frühmorgens‹ verstand. Ich wusch mich gründlich, aus Zeitmangel mit kaltem Wasser, kramte frische Kleider hervor und war dabei, mich anzuziehen, als es wieder an der Tür klopfte. »Komme schon!« rief ich, aber das Klopfen hörte nicht auf. Burrich war zornig. Nun gut, ich auch. Er mußte doch verstehen, daß der gestrige Tag nicht spurlos an mir vorübergegangen war. Ich riß die Tür auf, um ihm die Meinung zu sagen, und der Narr wehte ins Zimmer wie Rauch. Er trug ein neues Gewand in Schwarz und Weiß. Die Ärmel seines Hemdes waren mit schwarzen Ranken bestickt, die sich wie Efeu über den Stoff schlängelten. Über dem schwarzen Kragen war sein Gesicht so bleich wie der Vollmond. Winterfest, richtig. Heute war die erste Nacht des Winterfestes. Dieser Winter erschien mir bereits so lang wie fünf andere, aber mit dieser Nacht begann das Ende der dunklen Zeit.
    »Was willst du?« fragte ich kurz. Ich war nicht in der Stimmung für seine Spaße.
    Er schnupperte genießerisch. »Etwas von dem, was du hattest, wäre angenehm«, meinte er und wich tänzelnd ein Stück zurück, als er bemerkte, wie mein Gesicht sich verdüsterte. Keine andere Bemerkung wäre besser geeignet gewesen, mich wütend zu machen. Leichtfüßig hüpfte er auf mein zerwühltes Bett und auf der anderen Seite wieder hinunter, gerade, als ich mich hinterherwarf, um ihn zu packen. »Aber nicht doch von dir«, zwitscherte er geziert und wedelte in mädchenhafter Abwehr mit den Händen, bevor er sich weiter zurückzog.
    »Ich habe keine Zeit für deinen Unfug«, sagte ich vergrätzt. »Veritas hat mich zu sich befohlen, und ich kann den König-zur-Rechten nicht warten lassen.« Ich rollte vom Bett hinunter und zog meine Kleider glatt. »Hinaus aus meinem Zimmer.«
    »Ah, dieser Ton. Es gab eine Zeit, als der Fitz einen Scherz besser zur würdigen verstand.« Mitten in einer Pirouette verharrte er mir zugewandt auf den Zehenspitzen. »Bist du wirklich zornig auf mich?« fragte er geradeheraus.
    Seine Direktheit verblüffte mich. »Ich war es.« Versuchte er mich auszuhorchen? »Du hast an dem Tag einen Narren aus mir gemacht, mit dem Lied, vor allen Leuten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Maße dir keinen Titel an. Nur ich war und bin der Narr. Besonders an jenem Tag, mit diesem Lied, vor all den Leuten.«
    »Du hast mich an unserer Freundschaft zweifeln lassen.«
    »Ah, gut. Dann zweifle nicht, daß andere an unserer Freundschaft zweifeln müssen, wenn wir nicht verzweifeln wollen.«
    »Ich verstehe. Dann war es deine Absicht, die Leute glauben zu machen, wir hätten uns entzweit. Nun gut. Trotzdem muß ich gehen.«
    »Dann lebe wohl. Viel Spaß beim Äxtekreuzen mit Burrich. Soll er dir seine Lektionen einbleuen.« Er legte zwei frische Scheite auf mein zusammengesunkenes Feuer und ließ sich mit viel Brimborium davor nieder.
    Ich verfolgte sein Tun wenig begeistert. »Auch wenn wir Freunde sind – ich mag es nicht, wenn jemand in meinem Zimmer ist, während ich fort bin.«
    »Auch ich mag es nicht, wenn andere in mein Zimmer

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