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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu weisen. Er trat plötzlich dicht an mich heran. Es war immer schwer, ihm in die Augen zu sehen, noch schwerer, darin zu lesen, aber die Linie seines Mundes verriet seine Verzweiflung. »Ich biete dir ein Geschäft an, einen Tauschhandel, der einzigartig ist. Ein nur mir bekanntes Geheimnis gegen die Erlaubnis, in den Schriften nach der Lösung eines Rätsels zu forschen, die möglicherweise nicht einmal darin zu finden ist.«
    »Was ist das für ein Geheimnis?« erkundigte ich mich widerwillig.
    »Mein Geheimnis.« Halb zur Seite gewendet, starrte er auf einen Punkt an der Mauer. »Das Geheimnis des Narren. Woher kommt er und was führt ihn her?« Er streifte mich mit einem Seitenblick und wartete schweigend.
    Die ungestillte Neugierde von einem Dutzend Jahren erwachte schlagartig in mir. »Ein freiwilliges Geschenk?« fragte ich.
    »Nein. Im Tausch, wie schon gesagt.«
    Ich überlegte. Dann: »Wir sehen uns später. Schließ die Tür, wenn du gehst.« Damit verließ ich ihn.
    In den Fluren eilte bereits das Gesinde geschäftig hin und her. Der Narr hatte mich sträflich lange aufgehalten. Ich setzte mich in einen steifbeinigen Trab. Die Treppe zu Veritas’ Turmgemach nahm ich zwei Stufen auf einmal, klopfte an und trat ein.
    Burrich begrüßte mich mit einem Stirnrunzeln. Die wenigen Möbel waren an eine Wand geschoben worden, bis auf Veritas’ Lehnstuhl. Er hatte bereits darauf Platz genommen und wandte mir langsam den Kopf zu. Sein Blick ging durch mich hindurch, noch nicht aus der Ferne zurückgekehrt. Seine Züge, sein Mund wirkten schlaff, seine Augen abwesend – schmerzlich zu sehen, wenn man wußte, was es bedeutete. Der Gabenhunger nagte an ihm, und ich fürchtete, was er mich lehren wollte, würde der Sucht zusätzlich Nahrung geben und sie verstärken. Und doch, war es zu ändern? Ich hatte gestern etwas gelernt, nicht angenehm, aber wichtig. Auch wenn ich nicht König war, nie König sein würde, ich trug mit an der Verantwortung für das Volk der Sechs Provinzen, und ich war gewillt, alles Menschenmögliche zu tun, um die Roten Korsaren von unserer Küste zu vertreiben. Ich konnte nachempfinden, was Veritas veranlaßte, sich ohne Rücksicht auf die eigene Person zu verausgaben.
    »Ich bitte um Vergebung, daß ich so spät komme, ich wurde aufgehalten. Aber jetzt können wir anfangen.«
    »Wie fühlst du dich?« Burrich stellte die Frage in einem Ton, als wäre er ernsthaft an einer genauen Auskunft interessiert. Der Blick, mit dem er mich musterte, war nach wie vor streng, aber auch forschend.
    »Ein wenig steif. Beim Treppensteigen bis ich etwas warm geworden. Noch nicht ganz erholt von gestern, aber sonst geht es mir gut.«
    Stillvergnügte Genugtuung stahl sich auf sein Gesicht. »Kein krampfartiges Zittern, FitzChivalric? Keine Sehstörungen, Schwindelanfälle?«
    Ich überlegte einen Moment. »Nein.«
    »Verdammt!« Burrich stieß ein schnaufendes Lachen aus. »Eine gehörige Tracht Prügel war also offenbar die richtige Medizin. Ich werde daran denken, wenn du wieder einmal einen Medikus brauchst.«
    Während der nächsten Stunde schien er entschlossen zu sein, die neue Heilmethode in der Praxis zu erproben. Die Axtklingen waren stumpf, er hatte sie für diese erste Lektion mit Lumpen umwickelt, aber das schützte nicht vor blauen Flecken. Um ehrlich zu sein, die meisten handelte ich mir durch mein eigenes Ungeschick ein. Burrich war an dem Tag nicht darauf aus, Schläge anzubringen, sondern wollte mich lehren, die ganze Waffe einzusetzen, nicht nur das Blatt. Veritas in meinem Bewußtsein zu halten bereitete keine Mühe, da er sich im selben Raum befand wie wir. Er verhielt sich schweigsam, äußerte weder Ratschläge noch Kritik oder Warnungen, sondern begnügte sich damit, Passagier zu sein. Burrich erklärte mir, die Axt wäre keine elegante Waffe, aber sehr brauchbar, falls richtig eingesetzt. Am Ende der Übungsstunde versäumte er nicht, darauf hinzuweisen, aus Rücksicht auf meine Verletzungen wäre er sanft mit mir umgesprungen. Veritas entließ uns, und zusammen gingen wir die Treppe hinunter, um einiges langsamer, als ich sie hinaufgesprungen war.
    »Morgen früh sei pünktlich.« Mit dieser Ermahnung Burrichs trennten wir uns vor der Küchentür; er kehrte zu den Stallungen zurück, mein knurrender Magen verlangte vor weiteren Taten erst einmal ein Frühstück. Ich aß mit herzhaftem Appetit und wunderte mich selbst über mein plötzliches Wohlbefinden. Anders als Burrich glaubte

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