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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und entfremdet worden.
    Auf dem Weg zum Hafen hinunter kam ich an den Stallungen vorbei, ging hinein und gab Burrich die goldene Mondsichel. »Bewahr das für mich auf«, bat ich ihn. »Es kommt noch mehr dazu, mein Beuteanteil von gestern. Ich will, daß du es für mich zur Seite legst… was ich in nächster Zeit verdiene. Es ist für Molly. Falls ich einmal nicht wiederkommen sollte, sorg du dafür, daß sie es erhält. Sie ist nicht gerne eine Dienstmagd.«
    Seit langem hatte ich mit Burrich nicht so direkt über sie gesprochen. Auf seiner Stirn erschien eine tiefe Falte, doch er nahm das blutige Schmuckstück. »Was würde dein Vater zu mir sagen?« fragte er ins Leere hinein, als ich mich müde abwandte, um zu gehen.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nicht gekannt.«
    »FitzChivalric.«
    Ich drehte mich wieder zu ihm herum. Burrich hielt meinen Blick fest. »Ich weiß nicht, was er zu mir gesagt hätte. Doch ich glaube, ich spreche in seinem Sinne, wenn ich sage, ich bin stolz auf dich. Nicht, was er tut, macht den Wert eines Mannes aus, sondern wie er es tut. Sei du auch stolz auf dich.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte ich und kehrte zurück auf mein Schiff.
    Unsere nächste Begegnung mit einem Roten Schiff verlief weniger eindeutig zu unseren Gunsten. Das Zusammentreffen erfolgte auf hoher See, und sie waren nicht überrascht, denn sie hatten uns kommen gesehen. Doch ich glaube, sie rechneten nicht damit, daß wir versuchen würden, sie zu rammen. Wir rasierten eine Anzahl ihrer Riemen ab, verfehlten aber das Steuerruder, auf das wir es abgesehen hatten. Der Schaden hielt sich in Grenzen, die Roten Schiffe waren geschmeidig wie Fische. Unsere Enterhaken flogen. Wir waren ihnen zahlenmäßig überlegen, und der Kapitän gedachte, diesen Vorteil auszunutzen. Die Soldaten sprangen hinüber, die Hälfte unserer Ruderer folgte ihnen. Das Treffen artete zu einem Chaos aus, das sich kurzfristig auch auf unser eigenes Deck ausdehnte. Es bedurfte all meiner Willenskraft, um dem Strudel der Emotionen zu widerstehen, der uns umtoste, doch ich blieb an meinem Ruder, wie befohlen. Nonge beobachtet mich seltsam von seiner Bank her. Ich krampfte die Hände um den Ruderschaft und biß die Zähne zusammen, bis ich mich wiedergefunden hatte. Veritas war mir, wie beim erstenmal, abhanden gekommen.
    De Kampfgeist unserer Soldaten erlahmte etwas, als sie dachten, sie hätten die Besatzung des Korsaren so weit dezimiert, daß die Überlebenden das Schiff nicht mehr manövrieren konnten. Ein Fehler. Einer der Piraten setzte das Segel in Brand, während ein zweiter versuchte, ein Loch in dem Rumpf zu schlagen. Vermutlich hofften sie, das Feuer werde sich ausbreiten, und sie könnten uns mit in die Tiefe reißen. Zuletzt jedenfalls fochten sie ohne Rücksicht auf den Erhalt ihres Schiffes oder ihres eigenen Lebens. Unsere Leute machten schließlich ein Ende mit ihnen, und es gelang uns, den Brand zu löschen. Aber die Prise, die wir im Schlepptau in den Hafen brachten, war rußgeschwärzt und beschädigt, und gegeneinander aufgerechnet hatten wir mehr Männer verloren als sie. Dennoch, es war ein Sieg, versicherten wir uns. Als diesmal meine Kameraden loszogen, um zu trinken, hatte ich Verstand genug, zu Molly zu gehen. Und früh am Morgen erübrigte ich ein, zwei Stunden für Nachtauge. Wir jagten zusammen, ehrliches, sauberes Mäusemorden, und er versuchte, mich zu überreden, mit ihm fortzugehen. Ich beging den Fehler zu sagen, er wäre frei und könne gehen, wohin er wolle, doch es gelang mir nur, seine Gefühle zu verletzen. Es kostete mich eine weitere Stunde, ihm begreiflich zu machen, was ich meinte. Auf dem Rückweg zum Schiff fragte ich mich, ob meine Bindungen die Mühe wert waren, die es kostete, sie aufrechtzuerhalten. Nachtauge versicherte mir, ja, sie waren es.
    Dies war der letzte klare Sieg für die Rurisk in einem Sommer, der sich endlos vor uns erstreckte. Jeder Schönwettertag war ein Tag, an dem ich vielleicht wieder töten mußte; ich versuchte, nicht daran zu denken, daß es Tage waren, an denen ich getötet werden konnte. Es kam zu zahlreichen Geplänkeln, oft machten wir die Jäger zu Gejagten, und an dem Küstenstreifen, vor dem wir patrouillierten, schien es tatsächlich weniger Überfälle zu geben. Doch fast müßig in leeren Gewässern zu kreuzen vermittelte uns das Gefühl, nichts zu erreichen, zumal dem Feind nach wie vor erfolgreiche Schläge gelangen. Oft genug liefen wir, kurz nachdem die

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