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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schmerzen geteilt hatte.
    Edel würde ungerührt dabeisitzen, während sein Vater unter dieser Pein litt, um ihn dann zu überwältigen. Für mich war es unfaßlich, daß ein Mensch zu so etwas fähig sein konnte, aber ich wußte, daß Edel keine Skrupel hatte. »Wann war das?«
    »Vor ungefähr einer Stunde. Du bist nicht leicht zu finden.«
    Ich betrachtete mir die Blessuren des Narren genauer. »Geh zu den Ställen hinunter, zu Burrich. Sieh zu, was er für dich tun kann.« Der Medikus würde den Narren nicht anrühren. Ihm flößte dessen absonderliche Erscheinung Furcht ein.
    »Was hast du vor?« fragte der Narr.
    »Ich weiß nicht.« Dies war schon eine der Situationen, vor denen ich Chade gewarnt hatte. Ob ich handelte oder nicht, in beiden Fällen waren gravierende Konsequenzen zu befürchten. Ich mußte Edel von seinem Tun ablenken. Chade war bestimmt längst aufmerksam geworden und stand auf dem Sprung. Wenn es gelang, Edel und seine Handlanger für kurze Zeit wegzulocken… Mir fiel nur eine Sache ein, über der Edel möglicherweise seinen Vater vergessen würde.
    »Kommst du zurecht?«
    Der Narr war auf eine der kalten Steinstufen niedergesunken. Er lehnte den Kopf gegen die Mauer. »Ich denke schon. Geh.«
    Bevor ich um die nächste Biegung war, rief er: »Warte!«
    Ich blieb stehen.
    »Wenn du meinen König von hier fort bringst, gehe ich mit.«
    Ich starrte wortlos zu ihm hinauf.
    »Ich meine es ernst. Deswegen habe ich mich von Edel am Gängelband führen lassen, aber jetzt wird er seine Zusage kaum noch halten.«
    »Ich kann nichts versprechen.«
    »Aber ich. Ich verspreche, wenn mein König weggebracht wird und ich ihn nicht begleiten darf, werde ich jedes deiner Geheimnisse verraten. Jedes einzelne.« Die Stimme des Narren bebte. Er lehnte den Kopf wieder gegen die Mauer.
    Ich wandte mich hastig ab. Die Tränen auf seinen Wangen färbten sich rosig vom Blut der Wunden in seinem Gesicht. Ich konnte den Anblick nicht ertragen. Im Laufschritt hastete ich die Treppe hinunter.

KAPITEL 27
DIE VERSCHWÖRUNG
     
    Der Narbenmann am Fenster,
der Narbenmann am Tor,
der Narbenmann bringt den Schwarzen Tod,
‘s gibt keine Rettung vor!
 
    Brennen die Kerzen mit blauem Licht,
entgehst du dem Fluch der Hexe nicht.
 
    Hab nicht die Schlange an deinem Herdfeuer liegen
wird sonst Muhme Tod deine Kindlein wiegen.
 
    Will das Brot nicht steigen, säuert die Milch,
wird keine Butter im Faß;
Pfeilschäfte, die sich beim Trocknen verwerfen,
schneidet das Messer ins eigene Fleisch,
krähen die Hähne um Mitternacht –
an diesen Zeichen erkennt der Hausherr, er ist verflucht.
 
    »Wir brauchen Blut von irgendwoher.« Kettricken hatte mich angehört und sprach diesen Satz mit einer Gelassenheit aus, als bäte sie um ein Glas Wein. Sie schaute von Philia zu Lacey und wartete auf Vorschläge.
    »Ich gehe und hole ein Huhn«, erbot Lacey sich schließlich, wenn auch sichtlich ungern. »Aber ich brauche einen Sack, damit es keinen Lärm macht.«
    »Dann eil dich«, forderte Philia sie auf, »und komm damit in meine Gemächer. Wir schlachten das Huhn dort und bringen nur eine Schale voll Blut hierher. Das läßt sich unauffälliger bewerkstelligen.«
    Nach der Entdeckung auf der Turmtreppe hatte mich mein erster Weg wieder zu Philia und Lacey geführt, da ich wußte, daß mich die Frauen der Königin niemals zu ihr vorlassen würden. Während ich einen kurzen Abstecher in mein Zimmer machte, waren sie zur Königin vorausgegangen, angeblich, um ihr einen speziellen Kräutertee zu bringen, doch in Wirklichkeit, um für mich eine Privataudienz zu erbitten. Daraufhin hatte Kettricken ihre Frauen hinausgeschickt. Philias und Laceys Gesellschaft genügten ihr – und dann Rosemarie den Auftrag gegeben, mich zu holen. Die Kleine war jetzt vor dem Kamin damit beschäftigt, eine Puppe an- und auszuziehen.
    Als Lacey und Philia hinausgingen, schaute Kettricken mich an. »Ich werde mein Nachtgewand und das Bettzeug mit Blut besprengen, und ich werde Wallace rufen lassen, weil es aussieht, als hätte ich durch den Sturz eine Fehlgeburt erlitten. Aber zu mehr bin ich nicht bereit, Fitz. Ich werde diesem Mann nicht gestatten, mich zu berühren, ich werde nichts einnehmen oder trinken, das er mir reicht. Allein um dem König zu helfen, lasse ich mich auf deinen Plan ein, und ich werde auch nicht sagen, ich hätte das Kind verloren, nur, daß ich es befürchte.«
    Sie sprach mit Nachdruck. Es erschreckte mich, mit welcher

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