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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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konnte mich am Mauerwerk der Spindel abstützen. Nachdem ich den Schreck überwunden hatte, ging ich in die Hocke, um mir die Sache anzusehen. Das Fett war mit Lampenschwarz vermischt worden, damit es nicht glänzte. Es befand sich genau dort, wohin man den Fuß setzen würde, besonders wenn jemand in zorniger Erregung die Treppe hinuntereilte, und so dicht bei der Tür würde jeder den Ausrutscher auf Lehm oder Schneematsch zurückführen, die noch unter den Schuhen hafteten. Ich rieb mit den Fingerspitzen über den Fleck und roch daran.
    »Schweineschmalz erster Güte«, bemerkte der Narr. Ich fuhr in die Höhe und mußte wild mit den Armen rudern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Nicht schlecht. Könntest du mir das beibringen?«
    »Das war ein schlechter Spaß. Ich werde seit einiger Zeit beschattet und bin etwas schreckhaft geworden.« Ich spähte nach unten in die Dunkelheit. Wenn es dem Narren gelungen war, sich mir unbemerkt zu nähern, warum nicht auch Will?
    »Wie geht es dem König?« fragte ich, von bösen Ahnungen erfüllt. Wenn man einen solchen Anschlag auf Kettricken verübt hatte, war auch der König nicht mehr sicher.
    »Sag du’s mir.« Der Narr löste sich aus den Schatten. Verschwunden sein schmucker Putz, er trug ein altes Habit in Blau und Rot. Die Farben harmonierten ausgezeichnet mit den neuen Blutergüssen an einer Seite seines Gesichts. An der rechten Wange hatte er eine Platzwunde, und er hielt mit einem Arm den anderen an die Brust gedrückt. Ich vermutete eine ausgekugelte Schulter.
    »Nicht schon wieder!«
    »Genau, was ich auch zu ihnen gesagt habe. Sie hörten nicht darauf. Manche Leute haben einfach kein Talent für Konversation.«
    »Was ist geschehen? Ich dachte, du und Edel…«
    »Nicht einmal ein Narr kann sich dumm genug stellen, um Edel zu gefallen. Ich mochte heute König Listenreich nicht von der Seite weichen. Sie wollten unbedingt von ihm erfahren, was in der Festnacht geschehen ist. Meine Vorschläge, wie sie sich anderweitig belustigen könnten, erschienen ihnen möglicherweise etwas zu extravagant. Deshalb haben sie mich hinausgeworfen.«
    Mir krampfte sich der Magen zusammen. Ich war sicher, daß ich genau wußte, welcher der Männer ihm geholfen hatte, die Tür zu finden. Wie Burrich mich stets gewarnt hatte – man wußte nie, wie weit Edels Kühnheit ging. »Was hat der König ihnen gesagt?«
    »Aha! Nicht ›Wie ist es dem König ergangen? Hat sich der König erholt?‹ Nein. Nur ›Was hat der König ihnen gesagt?‹ Hast du Angst um deine kostbare Haut, Prinzlein?«
    »Nein.« Weder nahm ich ihm die Frage noch den sarkastischen Ton übel. In letzter Zeit hatte ich unsere Freundschaft arg vernachlässigt. Trotzdem war er zu mir gekommen, als er Hilfe brauchte. »Das ist es nicht. Aber solange der König nicht verrät, daß Veritas noch lebt, hat Edel keinen Grund…«
    »Mein König war… schweigsam. Es begann mit einem harmlosen Gespräch zwischen Vater und Sohn. Edel erzählte ihm, wie froh er gefälligst sein solle, ihn endlich als König-zur-Rechten zu haben. König Listenreich äußerte sich nur sehr einsilbig, wie häufig dieser Tage. Etwas daran paßte Edel nicht, und er fing an, seinen Vater zu beschuldigen, er sei nicht erfreut, im Gegenteil, durchaus dagegen, jetzt seinen jüngsten Sohn zur Seite zu haben. Er geriet immer mehr in Rage und behauptete schließlich, es gäbe ein Komplott, eine Verschwörung, um seine Thronbesteigung zu verhindern. Kein Mann ist so gefährlich wie der Mann, der nicht weiß, was er fürchtet. Edel ist ein solcher Mann. Selbst Wallace war bestürzt über seine Tiraden. Der Gute hatte eins seiner Elixiere gebraut, die des Königs Schmerzen lindern, ihn aber auch in einen Dämmerzustand versetzen, und wollte es ihm bringen, aber Edel schlug ihm das Tablett aus der Hand. Dann ging er auf unseren angstschlotternden Freund los und beschuldigte ihn, an der Verschwörung beteiligt zu sein. Er behauptete, Wallace hätte den König betäuben wollen, um zu verhindern, daß er etwas verriet, und er solle sich hinwegheben, der König würde seiner nicht mehr bedürfen, bis er sich bereitgefunden hätte, offen mit seinem Sohn zu sprechen. Dann befahl er auch mir, das Zimmer zu verlassen. Mein Widerstreben, dem Befehl Folge zu leisten, wurde von einigen seiner groben Klötze aus dem Binnenland überwunden.«
    Eine schleichende Angst breitete sich in mir aus. Ich erinnerte mich daran, wie ich für einen kurzen Moment des Königs

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