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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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plötzliche, geheuchelte Sorge. Ich hörte ihn Wallace aus seinem Winkel rufen, in den er verbannt worden war, hörte die unterdrückte Erregung, als er dem Mann befahl, sich augenblicklich zur Königin zu begeben, es bestünde die Gefahr einer Fehlgeburt.
    Die Frauen raschelten wieder an meiner Tür vorbei. Ich stand still und lauschte mit angehaltenem Atem. Das schwerfällige Traben, das Gemurmel – Freund Wallace, wahrscheinlich beladen mit der Bürde seines gesammelten Wissens und seiner Remedien. Ich wartete, atmete langsam und gleichmäßig, zwang mich zur Ruhe, wartete, bis ich schließlich nicht mehr daran zweifelte, daß mein Plan fehlgeschlagen war. Dann hörte ich Edels bestimmten Schritt und jemanden, der ihn im Dauerlauf überholte. »Das ist guter Wein, Tolpatsch«, rügte Edel den Betreffenden, »geh etwas achtsamer damit um.« Dann waren sie außer Hörweite. Erst lange nachdem ich sicher sein konnte, daß er in die Dächer der Königin eingelassen worden war, stahl ich mich aus meinem Versteck und ging quer über den Flur zu des Königs Gemächern. Ich klopfte an, nicht laut, aber drängend und ausdauernd. Schon nach kurzer Zeit verlangte von drinnen eine Stimme zu wissen, wer da sei.
    »FitzChivalric«, antwortete ich kühn. »Ich will den König sprechen.«
    Stille. Dann: »Seine Majestät empfängt niemanden.«
    »Wer sagt das?«
    »Prinz Edel.«
    »Ich habe hier ein Pfand des Königs, das er mir mit dem Versprechen gab, wann immer ich es vorzeigte, würde man mich zu ihm lassen.«
    »Prinz Edel hat eigens betont, daß Ihr keinen Fuß in die Gemächer des Königs setzen dürft.«
    »Aber das war bevor…« Und ich murmelte mit gesenkter Stimme etwas Unverständliches vor mich hin.
    »Was habt Ihr gesagt?«
    Ich murmelte wieder.
    »Sprecht lauter.«
    »Denkst du, die ganze Burg soll es hören?« empörte ich mich. »Eine Panik ist das letzte, was wir jetzt gebrauchen können.«
    Das wirkte. Die Tür öffnete sich einen Fingerbreit. »Also, was gibt’s?«
    Ich schaute den Flur hinauf und hinunter, dann machte ich einen langen Hals und versuchte an dem Mann vorbei ins Zimmer zu spähen. »Seid Ihr allein?« fragte ich argwöhnisch.
    »Ja!« Ungeduldig. »Nun, was habt Ihr zu sagen? Heraus damit. Und ich hoffe, es ist wichtig.«
    Ich legte die Hände um den Mund, während ich mich vorbeugte, kein Lüftchen des brisanten Geheimnisses sollte an unbefugte Ohren dringen. Der Posten neigte sich mir entgegen. Ich pustete ihn an und ein weißes Pulver stäubte ihm ins Gesicht. Er taumelte zurück, griff nach seinen Augen, würgte und sank schon zu Boden. Nachtnebel: schnellwirkend und zuverlässig. Unter Umständen auch tödlich. Ich kann nicht sagen, daß mir das Gewissen schlug. Abgesehen davon, daß es sich um meinen besonderen Freund handelte, der anderen Leuten zum Zeitvertreib die Schulter ausrenkte, konnte niemand im Vorzimmer des Königs auf Posten stehen, ohne eine Ahnung davon zu haben, was sich im Schlafgemach abspielte.
    Ich steckte die Hand durch den Spalt und bemühte mich, die Ketten auszuhängen, die die Tür sicherten, als ich ein vertrautes Zischeln hörte. »Weg da, geh weg. Laß die Tür in Ruhe und geh. Nicht aufmachen, Dummkopf!« Für den Bruchteil einer Sekunde gewahrte ich ein pockennarbiges Gesicht, dann wurde mir die Tür vor der Nase zugemacht. Chade hatte recht. Sollte Edel vor verschlossener Tür stehen und warten, bis seine Männer sie eingeschlagen hatten. Jede Minute Verzögerung war eine gewonnene Minute für Chade und den König.
    Was ich dann tun mußte, war schwieriger als alles vorherige. Ich ging hinunter in die Küche, plauderte mit der Köchin und fragte nebenher, was der Grund für die Aufregung eben gewesen sei. Etwas mit der Königin? Sofort vergaß sie unsere Unterhaltung und hielt nach Leuten Ausschau, die möglicherweise etwas Genaueres wußten. Ich schlenderte weiter in die Wachstube neben der Küche, um ein kleines Bier zu trinken und etwas zu essen, auch wenn mir jeder Bissen wie ein Wackerstein im Magen lag. Man unterhielt sich nicht viel mit mir, aber meine Anwesenheit wurde zur Kenntnis genommen. Die meisten Gespräche drehten sich um den Sturz der Königin auf der Turmtreppe. An den Tischen saßen Soldaten aus Tilth und Farrow mit den Bocksburgern zusammen. Es war bitter, anhören zu müssen, wie sie unbekümmert darüber diskutierten, was der Tod des Kindes für Edels Anspruch auf den Thron bedeutete. Man fühlte sich an Wetten beim Pferderennen

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