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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Haar verirrt hatten. »Vergebung«, sagte ich und pflückte sie kühn aus ihren ungebärdigen dunklen Locken. Sie nahm mir die Blätter aus der Hand, als wären sie wichtig und legte sie auf den Stapel Schrifttafeln. »Wo hast du gesteckt, die ganze lange Zeit, während du hier gebraucht wurdest?« verlangte sie zu wissen. »Die Braut deines Onkels ist vor Monaten hier eingetroffen. Du hast die große Hochzeit verpaßt, das Feiern und das Tanzen und die glanzvolle Schar der Fürsten, Grafen und Herzöge aus allen Teilen des Landes. Hier bin ich und verwende all meine Kräfte darauf, daß man dich wie den Sohn eines Prinzen behandelt, und was machst du? Drückst dich vor sämtlichen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Und als du endlich nach Hause kommst, hältst du es nicht für nötig, mich zu besuchen, sondern treibst dich überall in der Burg herum, wo jeder mit dir sprechen kann, und gekleidet wie ein zerlumpter Kesselflicker. Was ist dir nur in den Sinn gekommen, dein Haar so zu verschandeln?« Meines Vaters Gemahlin, einst entsetzt über das unvermutete Auftauchen eines Bastards, den ihr Gatte vor der Ehe gezeugt hatte, war von kategorischer Ablehnung dazu übergegangen, mich ebenso kategorisch zu einem jungen Edelmann erziehen zu wollen. Manchmal war das schwerer zu ertragen, als wenn sie meine Existenz geleugnet hätte. Jetzt sagte sie anklagend: »Ist dir nicht der Gedanke gekommen, du könntest bei Hofe Pflichten haben, die wichtiger sind, als mit Burrich herumzuvagabundieren und Pferde zu begutachten?«
    »Es tut mir leid, Mylady.« Erfahrung hatte mich gelehrt, nie mit Philia zu streiten. Prinz Chivalric war von ihren Allüren entzückt gewesen, mich trieben sie zum Wahnsinn, an einem guten Tag. Heute fühlte ich mich regelrecht davon überwältigt. »Eine Zeitlang war ich krank und nicht wohl genug, um zu reisen. Als es mir besser ging, verzögerte das Wetter unseren Aufbruch. Es tut mir leid, daß ich die Hochzeit verpaßt habe.«
    »Das war alles? Das war der einzige Grund für deine verspätete Rückkehr?« Sie stellte die Frage in scharfem Ton, als vermutete sie irgendeine abscheuliche Hinterlist.
    »Allerdings«, bestätigte ich ernst. »Aber ich habe an Euch gedacht. In meinen Satteltaschen habe ich etwas für Euch. Sie sind noch unten im Stall, aber morgen werde ich gehen und sie holen.«
    »Was ist es?« forschte sie, neugierig wie ein Kind.
    Ich holte tief Atem und wünschte mich verzweifelt in mein Bett. »Eine Art Herbarium. Ein einfaches, denn sie sind empfindlich und eins von den komplizierteren hätte die Reise nicht überstanden. Die Chyurda verwenden keine Schrifttafeln oder Pergamente in der Kräuterkunde, wie wir es tun. Was ich Euch mitgebracht habe, ist ein Holzkasten. Wenn man ihn öffnet, findet man darin kleine Wachsmodelle der einzelnen Kräuter, entsprechend eingefärbt und mit dem jeweiligen Aroma versehen, damit man sie sich leichter einprägen kann. Die Beschriftung ist natürlich Chyurda, aber trotzdem dachte ich, es würde Euch gefallen.«
    »Es hört sich interessant an.« Ihre Augen leuchteten. »Ich freue mich darauf, es zu sehen.«
    »Soll ich ihm einen Stuhl bringen, Mylady? Er sieht aus, als wäre er krank gewesen«, meldete sich Lacey zu Wort.
    »Oh, natürlich, Lacey. Setz dich, Junge. Erzähl mir, was war das für eine Krankheit?«
    »Ich habe etwas gegessen, eins von den fremden Kräutern, und das ist mir nicht bekommen.« Die Wahrheit, in gewissem Sinn. Lacey brachte einen zierlichen Stuhl, und ich ließ mich dankbar darauf nieder. Es fiel mir immer schwerer, gegen die Mattigkeit anzukämpfen.
    »Ich verstehe.« Damit war ihr Interesse an meiner Krankheit erloschen, statt dessen ließ sie den Blick durch’s Zimmer wandern und fragte unvermittelt: »Hast du je in Erwägung gezogen zu heiraten?«
    Der abrupte Wechsel des Themas war so typisch für Philia, daß ich lächeln mußte. Dann aber dachte ich über die Frage nach. Einen Moment lang sah ich Molly vor mir, die Wangen von dem Wind gerötet, der mit ihren Haaren spielte. Molly. Morgen, gelobte ich mir. Syltport.
    »Fitz! Hör auf damit! Ich dulde nicht, daß du durch mich hindurchsiehst, als wäre ich nicht hier. Hörst du mich? Fühlst du dich nicht wohl?«
    Mühsam löste ich mich von den Erinnerungen. »Nicht so sehr«, antwortete ich aufrichtig. »Es war ein anstrengender Tag für mich…«
    »Lacey, bring dem Jungen ein Glas Holunderbeerwein. Er sieht blaß aus. Vielleicht ist dies nicht der beste

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