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Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder

Titel: Die Legende vom Weitseher 02 - Des Königs Meuchelmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dabei nicht stark bleiben konnte, wie sollte ich dann die Kraft finden, meine Schutzwehren gegen Will aufrechtzuerhalten?
    Sie führten mich aus der Zelle und den Gang hinunter. Zu sagen, ich wäre gegangen, hieße die Dinge beschönigen. Mein zerschundener Körper war vom stundenlangen Liegen steif geworden. Durch die Schläge waren die Wunden an meinem rechten Unterarm und dem Oberschenkel wieder aufgeplatzt, eine weitere Nuance im Kaleidoskop der Schmerzen. Schmerz war für mich wie die Luft; ich bewegte mich hindurch, atmete ihn ein und aus, er schmiegte sich an mich wie eine zweite Haut.
    In der Wachstube angekommen, gab mir jemand einen Stoß, und ich fiel hin. Blieb liegen. Wozu die Anstrengung, mich hinzusetzen, ich hatte keine Würde mehr zu verlieren. Vielleicht war es sogar gut, wenn sie glaubten, ich hätte nicht mehr die Kraft, mich auf den Beinen zu halten. Solange es mir vergönnt war, wollte ich ruhig daliegen und alles an Kraft sammeln, das ich noch in mir finden konnte. Langsam, mühevoll, konzentrierte ich mich und postierte die Wachen um mein Bewußtsein. Wieder und wieder tastete ich im Nebel der Schmerzen nach den Barrikaden aus Willenskraft, die ich errichtet hatte, verstärkte sie, schloß mich darin ein. Die Mauern meines Verstandes, sie mußte ich verteidigen, nicht meinen Körper. Ringsum an den Wänden standen die Soldaten, scharrten mit den Füßen, unterhielten sich gedämpft, warteten. Ich nahm sie kaum wahr. Meine Welt bestand aus meinen Schmerzen und meinen Mauern.
    Das Knarren und der Luftzug einer geöffneten Tür. Edel kam herein. Will folgte ihm, umhüllt von der Aura seiner Gabe wie von einem lässig drapierten Umhang. Ich spürte ihn wie nie zuvor einen anderen Menschen. Ohne ihn zu sehen, nahm ich ihn wahr, seine Gestalt, die Hitze der Gabe, die in ihm brannte. Er war gefährlich. Edel nahm an, er sei nur ein Werkzeug. Ich gönnte mir den Luxus einer verstohlenen Genugtuung, weil ich wußte, Edel ahnte nichts von der Gefahr, die ihm von diesem Werkzeug drohte.
    Edel nahm Platz, jemand brachte ihm eilfertig einen kleinen Tisch. Ich hörte, wie eine Flasche geöffnet wurde, roch den ausgeschenkten Wein. Der Schmerz hatte meine Sinne geschärft. Edel trank. Ich weigerte mich, mir einzugestehen, was ich für einen einzigen Schluck gegeben hätte.
    »Liebe Güte, sieh ihn dir an. Glaubst du, wir sind zu weit gegangen, Will?« Die sarkastische Belustigung in Edels Stimme verriet mir, daß er sich heute nicht nur mit Wein verwöhnt hatte. Glimmkraut vielleicht? So früh am Tag? Der Wolf hatte gesagt, Morgengrauen. Unter keinen Umständen würde Edel sich im Morgengrauen aus dem Bett erheben. Etwas stimmte nicht mit meinem Zeitgefühl.
    Will näherte sich langsam, blieb neben mir stehen. Ich rührte mich nicht und war auf alles gefaßt. Trotzdem stöhnte ich auf, als er mir die Fußspitze in die Rippen stieß. Fast gleichzeitig ließ er die Gabe gegen mich prallen, aber wenigstens da hielt ich stand. Will sog abgehackt den Atem ein, stieß ihn schnaufend aus. Er kehrte zu Edel zurück.
    »Euer Majestät, was seinen Körper anbetrifft, kann man kaum noch mehr tun, ohne daß die Spuren auch nach einem Monat noch deutlich zu erkennen sind, doch innerlich ist er ungebrochen. Schmerz kann ihn davon ablenken, sein Bewußtsein zu schützen, doch er ändert nichts am Potential seiner Gabe. Ich glaube nicht, daß es auf diese Weise gelingt, ihn gefügig zu machen.«
    »Danach habe ich dich nicht gefragt!« erwiderte Edel barsch. Ich hörte, wie er sich bequemer zurechtsetzte. »Ah, das dauert mir alles viel zu lange. Meine Herzöge werden ungeduldig, ich brauche sein Geständnis heute.« Nach kurzem Schweigen fragte er beinahe niederträchtig. »Bei seinem Körper fast zu weit gegangen, sagst du? Und was würdest du in Anbetracht dessen als nächsten Schritt vorschlagen?«
    »Laßt mich mit ihm allein. Ich kann aus ihm herausbekommen, was Ihr von ihm haben wollt.«
    »Nein.« Edels Ablehnung erfolgte kategorisch. »Ich weiß, was du von ihm haben willst, Will. Du siehst ihn als einen prallen Weinschlauch, bis obenhin angefüllt mit der Gabe, die du dir gerne einverleiben möchtest. Zum guten Schluß vielleicht wird sich eine Möglichkeit finden, daß du für dich nehmen kannst, was er nicht mehr braucht. Doch vorläufig nicht. Ich will, daß er vor den Herzögen steht und sich selbst des Verrats bezichtigt. Mehr noch, ich will, daß er vor dem Thron kriecht und um Gnade fleht. Ich will, daß er

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